Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

«DER TEUFEL UND DIE HEXEN MÜSSEN AUS DEM LAND ...» / MANFRED TSCHAIKNER ter (der als Wasenmeister mit der Tierkadaverbeseitigung beschäftigte Scharfrichter) 
bestätigte, daß die khue ver- hext seye worden. Bald darauf verspürte er selbst einen solchen Schmerz im rechten Fuss, dass er wie ein Hund an einer Kette geheult und so getobt habe, dass er öfters von zwei Männern gehalten werden musste. Dieses Elend habe sieben Wochen lang gewährt. Dabei sei sein Fuss weder geschwollen, noch rot, noch wund, noch verrenkt gewesen. Erst geistliche Mittel hätten ihm geholfen. Er wollte es jedoch dahingestellt lassen, woher das Unglück gekommen sei. Auf Grund der Drohungen der Kaiserin habe er einen Argwohn gegen sie 
gehegt, weilen bevorab die capuziner gesagt, es khomme von bösen leüthen her. Im Anschluss an Öhres Ausführungen bestätigte Maria Maderin dessen Darlegungen und die Drohung der Kaise- rin unter Eid. Die nächste Zeugin war die 38-jährige Anna Öhrin, die Ehefrau Hans Blaichers. Sie erklärte unter Eid, vor zwölf Jahren habe sich ihr zweijähriges Kind, ohne dass es jemand wusste, ins Haus ihrer Nachbarin, der Kaiserin, begeben. Dort soll es nach deren eigenen Aussagen etwas zu essen bekommen haben. Wieder zuhause wurde es auf einen Acker, der zu jäten war, mitgenommen, wo es zu schreien angefangen 
habe und sich ganz schieferig erzei- get, aber khainen schlaf zuwegen=bringen mögen, sonder anstat desselben in hegisten schmerzen sich auf dem boden herumb gewalzet, so dass die Öhrin und Maria Ma- derin, die mit ihr gejätet hatte, 
glaubten, das kindt werde nun so strakhs dahin fahren. Schliesslich erbrach es eine ganz grüne Materie. Daraufhin trug die Öhrin das Kind heim und holte am nächsten Tag bei den Kapuzinerpatres Rat und Hilfe, wodurch 
sie den unßath oder güfft völlig von dem kindt gebracht. Die erbrochene Masse sei nicht nur ganz grün gewesen, sondern 
habe wie froschlaich gezitert, oder schier besser zue reden, auf der erden hin und her gehupfft seye. Auch diese Aussage bestätigte Maria Maderin noch einmal unter Eid. Anna Öhrin erklärte bei der Inquisition weiters, dass sie einmal, als sie im Kindbett lag, von der 
Kaiserin ge- lauset worden 
sei, aber mit solchem effect, daß sye so bald in hegste schmerzen gerathen und gleichsamb ganz lamb worden. Deshalb habe man ihr geraten, sie solle die Kaiserin umb gotes willen umb hilff ansprechen, welches sye auch gethan, und aber zur antworth bekhommen, sye khönne ihro nit rathen, solle die Capuziner umb hilf an- sprechen, wan die nit helfen khönnen, so wisse sy khain mitl. Daraufhin habe die Öhrin ihren Mann zu den Patres geschickt und schon durch das erste verwendete Mittel Linderung erreicht. Bei der zweiten Anwendung wurde die volle besserung erlanget. Ausserdem erkrankte der Öhrin vor etwa acht Jahren in der Nacht ein schönes Ross, 
das bei empfangner nacht fueterung noch frisch und. gesundt gewesen und sehr lu-stig 
gefressen. Als ihre Magd Brigitta Paulin am Morgen etwas früher als sonst aufgestanden und zum Brunnen Wasser holen gegangen war, weil sie Brot backen wollten, trat die Kaiserin auf sie zu und fragte 
sie, ob sy etwas khrankhs habe. Daraufhin antwortete die Magd, sie wisse von nichts; sie 
sei bachens halber so früehe aufgestanden. Dann ging sie mit dem Wasser heim, um sogleich das Vieh zu füttern. Da entdeckte sie das kranke Pferd, das dann nach zwei Stunden verendete. Wegen der Nachfrage der Kaiserin habe 
sie den argwöhn auf 
sie geworffen. Die 26- jährige Brigitta Paulin und ihre Mutter Maria Maderin bestätigten diese Aussage unter Eid. Dr. Thomas Welz sprach sich im März 1679 und im Juni 1680 für ein scharfes Vorgehen des Gerichts gegen die Kaiserin aus. Sie wurde im Sommer 1680 gefangengenommen und gefoltert. Sie soll zwei Vaterunser lang an der Folter ge- standen sein, man hatte 
sie aber ihres alters halber nicht aufgezogen. Ausser der Hexerei bekannte sie dabei, dass sie ledigen Standes mit einem Knecht Blutschande began- gen hatte. Das damals gezeugte Büblein habe sie in einem Keller heimlich vergraben. Sie gab auch zu, zwei Schwei- ne der 
Maderin mit verreithen verderbt zu haben. Maria Kaiserin wurde 1680 hingerichtet. ANNA MARXERIN AUS MAUREN, EHEFRAU DES MÜLLERS ANDREAS ÖHRE, MÖGLICHE VERWANDTSCHAFT MIT MATTHIAS MARXER AUS MAUREN611 (SRg, fol. 100a-l04a; StAAug 2968, fol. 54a-55b; VLA, HoA 76,17 Liste von 1682, S. 7 u. 11; Welz 4, S. 2 f.) Annas Mutter war verbrannt 
worden; das mereste volkh, absonderlich die nachbauren, hielt auch die 
Marxerin für nichts nutz. Am 20. August 1680 sagte der 60-jährige Andreas Wetzel aus Mauren aus, sein Sohn Hans habe vor sieben Jahren im Alter von 24 Jahren beim Müller Enderle Öhre gedient. Als er einmal hinter dem Haus arbeitete, erhielt er von Enderies Frau Anna 
Marxerin zum brendt essen Dörrbirnen. Sofort nachdem er diese verspeist hat- te, habe er angefangen zu bluten und grosse Schmerzen empfunden. Er 
wurde zu den gemachten (Genitalien) sowie am ganzen Leib geschwollen und verstarb inner- halb von acht Tagen. Auf dem Krankenbett habe der Sohn 611) Möglich,weil Maria laut Aussage von Ferdinand Wangner für Matthias Marxer kochte. 145
	        

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