Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (96)

«DER TEUFEL UND DIE HEXEN MÜSSEN AUS DEM LAND ...» / MANFRED TSCHAIKNER khomme von bösen leithen her. Dadurch sei bei ihm ein Verdacht auf die Blaicherin entstanden, den er davor nie gehegt habe. Wie seine Aussage bei der Inquisition über Hans Walser im Jahre 1675 belege, habe er 
früher ander- werts hin suspiciert. Bei den vorliegenden Indizien riet Dr. Welz im März 1679 davon ab, die Blaicherin zu verhaften. Im folgenden Jahr wurde weiter über Maria Blaicherin inquiriert. Die Aussage Hans Batliners vom 29. August 1680, die Blaicherin werde allgemein für eine Hexe gehal- ten, wurde auf einem Blatt vermerkt, das nicht mehr erhalten ist. Auch die Darlegungen des Zeugen Bernhard Wagner sind in den schellenbergischen Inquisitionsprotokollen nicht mehr enthalten. Er soll erklärt haben, dass er von der Blaicherin nicht viel Unrechtes wisse. Die ebenfalls nicht mehr vorliegende Aussage der Ma- ria Jehlin aus Eschen enthielt den 
Vorwurf, sye wisse es gewiß und wolle darauf sterben, dass ihr nach einem Besuch der 
Blaicherin ganze halbe gäng im weben abge- brochen wären. Kaum sei das Garn jedoch mit geweihten Sachen berührt worden, habe sie gleich wieder arbeiten können. Trotz der neuen Belastungen sprach sich Dr. Welz auch im Gutachten vom Juni 1680 dafür aus, dass man mit ei- ner Verhaftung der Blaicherin warte, bis neue Indizien oder Denunziationen vorlagen. Spätestens im August dürfte dies der Fall gewesen sein, so dass sie gefangengenommen wurde. Bei der Fol- terung am 23. August, bei der man sie zwei Vaterunser lang aufzog, gestand sie schliesslich die Hexerei und wur- de bald daraufhingerichtet. MICHAEL SCHECHLE, SCHMIED ZU MAUREN, SOHN HANS SCHECHLES UND DER BARBARA MORATIN (SRg, fol. 83a-86a; StAAug 2968, fol. 40a-42a; VLA, HoA 76,17 Liste von 1682, S. 6 u. 11; Welz 2, S. 26 f.; Welz 3, S. 30 f.) Bei einer Inquisition über Michael Schechle am 3. Oktober 1675 erklärte der 30-jährige Martin Ritter aus Mauren, dass er vor etwa vier Wochen auf einem Pferd, das von Valentin Geiger beschlagen worden war, nach Hause reiten wollte. Als er bei einem Brunnen stand, habe ihn Schechle angesprochen und 
gesagt, das seinem pferdt ein nagel gar zu nache geschlagen und. dahero ihme mithin ainigen schaden zuziehen derffte, eben als wan er ihn vor dergleichen schaden zu. wahrnen suchte. Ritter war des- halb einverstanden, dass Schechle den Nagel herauszog. 
Diesen hätte der Pferdebesitzer dann gerne mitgenom- men, aber Schechle liess das nicht zu, sondern erklärte, er wolle selbigen schon vleissig auf behalten. Bald aber bekam das Pferd am entsprechenden 
Huf 2 löcher. Ritter verdächtigte Schechle daraufhin des Schadenzaubers, weil er den Nagel unbedingt behalten wollen hatte und weil dessen Mutter in einem sehr schlechten Rufstand. Darunter ist am Rand des Inquisitionsprotokolls ver- merkt: Seine muetter ist dem henckher und dem Scheiter- haufen entrunnen. Eine zweite Zeugenaussage gegen Schechle erfolgte am 13. Februar 1679. Dabei gab der 25-jährige Sebastian Föhr, Jakobs Sohn, 
vom SchenenbüchelMa zu Protokoll, sein Vater habe bei Schechle in Mauren vier Räder be- schlagen lassen, wobei er, Sebastian, schmieden geholfen hatte. Am Abend lud ihn Schechle in Peter Matts Wirtsbe- hausung zu Mauren ein; er wollte ihm dort ein Mass Wein bezahlen. Damit erklärte sich Sebastian einverstanden. Sie tranken also 
je ein rothe maß. Als ihnen der Wirt ein Licht auf den Tisch stellte, sagte 
Schechle, er Peter solle daß Hecht nuhr hinweg nemmen, sye haben ein guete stras. Mit «Strasse» meinte er den 
Mund, welchen sy in der dunkhle wohl zu finden getrauten. So tranken sie eben ohne Licht ihre zwei 
Mass, und zwar deß gueten rothen weins. Bald bekam Sebastian aber Bauchweh. Da habe Schechle noch ein Mass Weisswein kommen lassen und ihn zwingen 
wollen, er soll mehr drinkhen. Sebastian nahm zwar das dargereichte Glas, roch aber nur daran und stellte es mit den Worten 
nieder, er woll nit mer trin- khen. Dann ging er gleich nach Hause, wo er nichts mehr zu sich nahm. Vier Tage später litt er nicht nur unter gros- sen Schmerzen, sondern kam 
auch von seinem verstandt. Seine 
deshalb sehr betriebte mueter gab ihm Theriak ein, woraufhin 
er in wenig zeith einen 
Wurm von zimblicher grosse und andere abscheuliche Materie erbrach. Er litt jedoch 
weiterhin ohnaussprechliche schmerzen. Deshalb zog sein Vater zu den Herren Kapuzinerpatres und bat sie um geweihte Sachen. Nachdem Sebastian 
damit beraucht worden war und auch etwas eingenommen hatte, begann er 
alsbald zu wiiethen und doben. auch ohnausprechliche schmerzen leiden. Ausser allem möglichen verschieden- farbigen Material erbrach er weitere Würmer. Daraufhin sei er so schwach geworden, dass er glaubte zu sterben. Als er nun schon über drei Wochen lang im Bett gelegen war, habe er einen Verdacht gegen Schechle geschöpft, weil dieser das Licht in der Gaststube nicht brennen las- 609) Er stammte aus Feldkirch und war Pfarrer von Eschen 1667 bis 1687: Schafhauser, Eschnerberg, S. 215. 610) Weiler am Eschnerberg: LNb Eschen, S. 42 f. 143
	        

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