Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

GOTTESFÜRCHTIGE REBELLEN AUS LIECHTENSTEIN ALBERT EBERLE vierte Bruder Theodor mit Ochsenwagen die 2000 Kilometer lange Strecke. Eine Tour hin und zurück erforderte den besten Teil eines Jahres. Der kleine Jesuitenbruder erlebte viele Aben­ teuer auf seinen langen Reisen. Gefährliche Begeg­ nungen mit Löwen soll er heldenhaft gemeistert haben und einmal mit seinem Gewehr auf einem Flussabschnitt des Sambesi die Krokodile zur Freu­ de der Eingeborenen stark dezimiert haben.74 Die Missionierung in Afrika forderte von den Je­ suiten einen hohen Blutzoll. In den ersten Jahren starben rund 60 Mann durch das mörderische Kli­ ma.75 Am 15. September 1880 kam aus Movemba am Sambesi die Nachricht, ein Pater und ein Bru­ der seien schwer erkrankt. Gleich am nächsten Tag machte sich Bruder Nigg zusammen mit zehn Ein­ heimischen auf den Weg, um seinen Mitbrüdern beizustehen. Als er in Movemba eintraf, fand er Bruder Ve- venne in tiefer Bewusstlosigkeit in einer Hütte lie­ gen. Pater Terörde ruhte schon seit drei Tagen im Grab. Theodor betete einige Augenblicke am Grab­ hügel seines früheren Reisegefährten, dann packte er die wenigen wertvollen Gegenstände zusammen, wickelte den kranken Bruder in eine Wolldecke und trat mit ihm den Rückweg an. Um das Unglück voll zu machen, erlitt Bruder Theodor dabei einen schweren Sonnenstich, der ihn halbseitig lähmte. Die hilfsbereiten schwarzen Träger brachten die zwei Kranken zu ihren Mitbrüdern zurück. Von den Folgen dieses Sonnenstiches hat sich Bruder Theodor nie mehr ganz erholt. Seine Ener­ gie und sein Frohsinn wurden aber nicht gebro­ chen. Für einige Zeit blieb er noch am oberen Sam­ besi, wo man seine Fähigkeiten sehr zu schätzen wusste.76 Nach fünf Jahren am oberen Sambesi zog Bru­ der Theodor 1884 zurück nach Grahamstown. Von dort aus sandten ihn seine Vorgesetzten im April desselben Jahres nach Dunbrody, das in der Nähe von Port Elizabeth liegt. Schnell hatte Theodor Sintebele, die einheimische Sprache, gelernt. Die schwarze Bevölkerung verehrte den kleinen, sym­ pathischen Bruder, der ihnen gut gesinnt war und immer mit Rat und Tat zur Seite stand.77 
67) Ebenda. 68) Spillmann, Vom Cap zum Sambesi, S. 183 ff. 69) Ebenda. 70) Ebenda. 71) Ebenda. 72) Seubert, Manuskript, S. 12. 73) Vgl. Anhang, S. 110. 74) Nivard Streicher, der Klosterarchitekt, hat den Jesuiten Theodor Nigg in Dunbrody persönlich kennengelernt. Er wusste deshalb viel über den fünften Nigg zu berichten. - «Familia», Vol. IV, August 1914, Nr. 8. 75) «Katholische Missionen», Jahrgang 1899. 76) Zambesi Mission Record Vol. II, Januar 1902, S. 20 f. 77) Ebenda. Ochsengespanne und -fuhr­ werke in Südafrika 93
	        

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