Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

Hilfsverein der Juden in Liechtenstein VMka,«M 8. lial 1945. An die Hohe Fürstliche Regierung, Vaduz. AnlBsslich des Kriegsendes, das ein Aufatmen durch die Welt gehen lasst, möchten wir nicht versäumen der Hohen Fürstlichen Regierung unseren tiefst empfun- denen Dank für das uns gewährte Asyl und Wohlwollen auszusprechen. Genehmigen Sie die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung Hilfsverein der Juden in Liechtenstein. Am 8. Mai 1945 dankt der «Hilfsverein der Juden in Liechtenstein» der liech- tensteinischen Regierung 3Btr forfrern ein Sitfrettlager! Den Juden in Liechtenstein den Davidslern? «Der Umbruch», von 1940 bis 1943 Kampfblatt der nationalsozialistischen «Volksdeutschen Bewe- gung in Liechtenstein», hatte 1942 für die Juden in Liechtenstein ein «Ju- denlager» und die Kenn- zeichnung mit dem gelben Stern gefordert. Der Um- bruch, 3. und 30. Oktober 1942 
könnten, ohne Besetzung. Da der Fürst gerade unerreichbar in der Schweiz weilte, unterschrieb Hoop die Erklärung und holte des Fürsten Zustim- mung, die er voraussetzte, am Abend ein. Von praktischer Bedeutung wurde das Schreiben zwar nicht mehr. Doch zeigt es, womit man rechnete. Und völkerrechtlich beinhaltete es einerseits eine Ritzung der Neutralität, andererseits das, was man heute «hot pursuit» nennt, Verfolgung über die Grenze hinaus. Ein Vorfall der befürchteten Art traf dann doch ein: In der Nacht jenes Tages, vom 2. auf den 3. Mai, als die Franzosen schon von Götzis her- aufrückten, drang in Hinterschellenberg gegen Mitternacht eine Wagen- und Marschkolonne der Deutschen Wehrmacht mit geladenen Waffen über die liechtensteinische Grenze. Es fiel mindestens ein Schuss eines Grenzwächters. Dann stellte sich heraus, dass es sich um eine Russentruppe handel- te, welche in der Wehrmacht gegen Stalin aufge- stellt und von einem russischen Emigranten ge- führt war. Dieser, der Generalmajor der Deutschen Wehrmacht Arthur Holmston, mit richtigem Na- men Boris Alexejewitsch Smyslowsky, ersuchte an der Grenze um Asyl in der Schweiz oder in Liech- tenstein. Liechtenstein hatte er angesteuert, weil es unverteidigt und neutral war. Die Truppe von knapp 500 Personen wurde in den Nachtstunden entwaffnet, notdürftig untergebracht und verpflegt, vorläufig wurde Asyl gewährt. Unter den 494 Personen waren über 30 Frauen und zwei Kinder sowie rund 20 Deutsche, zwei pol- nische Offiziere, ein englischer Flieger und ein Schweizer Dolmetscher. Russische männliche Sol- daten brachte Holmston-Smyslowsky knapp 440 mit. Man verteilte die Truppe zuerst auf die Schul- häuser in Schellenberg und Ruggell und das Ver- einshaus in Mauren. Nach wenigen Tagen zog man sie in Ruggell in einem Baracken-Lager zusammen. Holmston samt Frau und Adjutanten logierten im «Waldeck» in Gamprin. Eine Gruppe von Zivil- flüchtlingen war mit übergetreten, darunter der russische Thronanwärter Wladimir Kirillowitsch und Erzherzog Albrecht, ungarische Offiziere, In- der, Frauen und Kinder; diese Zivilisten wurden 64
	        

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