Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

meinem Einwand, das sei eben ein altes Bild und früher habe es dort ganz anders ausgeschaut, war er nicht ganz befriedigt. Nach dem Muster dieses Transportes holte ich nun auch noch die in Reichenau verbliebenen Bil- der ab. In Feldkirch wurde ein Buswaggon bereit- gestellt, am 19. April 1945 fuhr ich mit einem Auto- bus um 2 Uhr ab und wir kamen 
um 'A 6 Uhr auf der Insel an. Hier war schon alles recht desorgani- siert, die Franzosen waren im Anmarsch und wir hatten höchste Eile. Schofför Ritter und ich began- nen sofort zu beladen, welchem Vorgehen sich Dr. Hohner sehr widersetzte, weil er jetzt einsah, dass man ihn etwas an der Nase herumgeführt hatte. Gegen 9 Uhr abends waren wir fertig und fuhren gleich wieder ab. Über Radolfzell, das am nächsten Tag schon von den Franzosen in Brand geschossen wurde, fuhren wir wieder um den Bodensee herum bis nach Meiningen, wo wir um 3 Uhr nachts ein- trafen und bis 
lA 6 Uhr schliefen. Früh fuhren wir nach Feldkirch, beluden den Waggon, der dann versiegelt wurde, und wir fuhren mit dem leeren Autobus nach Vaduz. Der Waggon kam bald nach und konnte noch am selben Tag entladen und in den versiegelten Raum im Schloss Vaduz deponiert werden. Auch diese Bilder wurden in der kommen- den Nacht von mir umnummeriert und die Zoll- beschau am 21. April 1945 durchgeführt. Damit war die Bergung der Galerie abgeschlossen. Barthel Beham: Kinder- bildnis von Kaiser Maximi- lian II. (*1527; t 1576). Um nicht den Argwohn der deutschen Zollbehör- den zu wecken, wurde es als «Hofzwerg» deklariert. 
Nicht nur für Bilder und Gegenstände, sondern auch für viele Menschen waren Tarnung und Ver- schleierung der wahren Identität notwendige Über- lebensstrategien im Krieg. 46
	        

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