Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

Da es aufgrund dieser Annahme geboten schien, einige Tage mit der ganzen Ladung unterzutau- chen, fuhren wir nach Meiningen, einem kleinen, abseits gelegenen Ort in der Feldkircher Rhein- ebene, wo die Schwiegereltern des Schofförs Ritter einen Hof hatten. Es ging denselben Weg zurück, den wir herkamen, fast schien es schon, dass ich ewig mit meinen Bildern rund um den Bodensee wandern sollte. Wieder der alte Trott, von Streifen angehalten, wieder weitergelassen, einmal wollte man uns auf ein Kommando bringen, doch fuhr ich ihnen davon. Am 5. April um zwei Uhr früh kamen wir am Bauernhof in Meiningen an. Gross war die Freude des alten Bauernpaares, den Schwieger- sohn zu sehen. Wir wurden reich bewirtet mit gu- tem Most und starkem Schnaps. Beim Hof in Meiningen gab es grosse Scheunen, in die wir die Autos unterstellen konnten. Auf Not- lagern schliefen wir anschliessend ausgezeichnet. Da man nun wusste, wie schwierig es wäre, über die Grenze mit den Bildern zu kommen, tauchte auch der Plan auf, sich in dieser einsamen Gegend einzuquartieren und dort mit den Bildern das Kriegsende abzuwarten. Die Verhältnisse auf der Insel Reichenau hatten gezeigt, dass es undurch- führbar sei, im Moment der Gefahr per Schiff mit den Bildern in die Schweiz zu fahren. Hier in Mei- ningen war die Situation doch eine ganz andere. In der Nähe befand sich eine Rheinbrücke, die in die Schweiz führte und die man vielleicht für eine Der Bahnhof in Feldkirch auf einer alten Ansichts- karte. Alle von Österreich nach Liechtenstein mit der Bahn gehenden Güter pas- sierten diese Bahnstation 
Flucht benutzen konnte. Allerdings waren die bei- den Scheunen, in welchen die Autobusse standen, aus Holz gebaut und recht feuergefährlich. Der Versuch, in der nahe bei Meiningen gelege- nen Fabrik das Textilunternehmens Gohm unterzu- kommen, schlug fehl, weil das Areal bereits von der NS Partei beschlagnahmt war. Nun fuhr ich nach Feldkirch, um zu sehen, ob die Schattenburg als Depot verwendet werden könnte. Weitgehendes Entgegenkommen beim Feldkircher Bürgermeister, doch schien die Schattenburg recht feuergefähr- lich. Anschliessend sah ich mir in Hohenems den Palast an, der doch viel bessere Unterbringungs- möglichkeiten besass. Beim Hohenemser Bürger- meister erfuhr ich dann, dass er von der Feldkir- cher Kreisbehörde die Anweisung erhalten hatte, mir im Palast oder anderswo eine Einlagerung nicht zu gestatten. Das Feldkircher Kreisamt, das ich nun anschliessend besuchte, verschanzte sich hinter einen vom Reichsverteidigungskommissariat erhaltenen Befehl. Wahrscheinlich war es doch so, dass der Bürgermeister von Feldkirch gemeldet hatte, dass ich nur wenige Bilder im Schloss depo- niert hatte, und alle anderen wieder mitnahm. Mit diesen negativen Ergebnissen fuhr ich wie- der nach Meiningen zurück und machte einen letz- ten Versuch, nach dessen Scheitern mir nichts anderes übrig bleiben würde, als nach der Insel Reichenau zurückzufahren. Ich telephonierte nach Bregenz mit dem Chef der Speditionsfirma Gebrü- FELDKIRCH 'Vorarlberg). - Bahnhof. 44
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.