Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

DER WEG DER LIECHTENSTEIN-GALERIE VON WIEN NACH VADUZ / GUSTAV WILHELM In Vaduz herrschte grosse Betriebsamkeit, Wag- gon um Waggon rollte an, das Schloss glich einem grossen Depot, und Kisten türmten sich auf Kisten. Ich konnte vorderhand nicht nach Wien zurück- kehren, da ich unmittelbar vor meiner Abreise die Einberufung an die Front, die mir Dellbrügge schon lange versprochen hatte, bekam. Als ich am 20. Februar in Feldkirch ankam, hatte ich noch den mir bekannten dortigen Gestapochef Kriener besucht, um herauszubekommen, ob er von meiner Einberufung schon benachrichtigt worden sei. (Denn aus dem Zug heraus wollte ich mich doch nicht verhaften lassen.) Sehr erleichtert stellte ich damals fest, dass Kriener noch nicht informiert war. Wenige Tage später, als ich ihn dann einmal zufällig in Vaduz traf, war er allerdings bereits voll im Bilde. Nun musste ich vorderhand in Vaduz blei- ben und hoffen, wenn es galt, die Bestände aus Gaming zu holen, bei den Deutschen durchzukom- men. Von meinem Mitarbeiter Schmöllerl aus Wien erfuhr ich brieflich in Vaduz, dass Dr. von Berg im- mer mehr wegen des Transportes der Gaminger Bestände nach Lauffen drängte und dass Schmöl- lerl es schliesslich auch nicht mehr verhindern 
konnte, dass dieser Transport ins Bergwerk von Lauffen bei Ischl im Salzkammergut gegen unseren Willen durchgeführt wurde. Die Verbringung der Gaminger Bestände nach Lauffen fand am 27. Fe- bruar 1945 statt. Aus Feldsberg und Eisgrub [Tschechien] wurden weiter Waggons nach Vaduz abgesendet, leider er- wies sich die Räumung der Veste Liechtenstein [Niederösterreich] als nicht durchführbar. Auch mit der Devisenstelle [Zollbehörde in Wien] hatte sich meine Wiener Kanzlei herumzuschlagen, die im- mer nachdrücklicher auf Übergabe der Ladelisten drängte. Auch das Denkmalamt wollte noch Gra- phikmappen durchsehen, um das für Österreich In- teressante von einer Ausfuhr auszuschliessen. Die- se Mappen waren zu der Zeit schon alle in Vaduz. Durch die Schweizer Bundesbahn sandte ich noch Anfang März einen Waggon nach Sternberg [Tschechien] zur Räumung des dortigen Depots, der aber unterwegs verschollen ist. Ich verhandelte auch mit den schweizerischen Bahnwerkstätten wegen eines Tiefladewagens, mit welchem ich die grossformatigen Bilder aus Klosterneuburg holen wollte. Leider dauerte aber die Adaptierung der Wagen so lange, dass es nicht mehr zu dieser Fahrt Ein Tiefladewagen der SBB, wie er zum Transport von fürstlichem Kunstgut von Mauterndorf (Salz- burg) nach Schaan (Liech- tenstein) eingesetzt wurde 35
	        

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