Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

bereitgestellt, die er aber anderweitig verwenden müsse, wenn die Möbelwagen nicht ankämen. Ich war so gerührt über dieses Entgegenkommen, dem einzigen einer amtlichen Stelle, dass ich die rest- lichen Weinflaschen und Zigaretten verpackte und dem Bahnhofvorstand nach Unzmarkt schickte mit der Nachricht, die Möbelwagen würden umgehend abgesendet werden. Nachmittags rief ich den Re- gierungsspräsidenten Dr. Laue in Salzburg an, schil- derte die Situation, und er sicherte mir zu, mit dem Gauleiter sprechen zu wollen. Abends erreichte mich im Hotel Steinlechner, wo ich mir mit den Packern Zeit und Ärger mit Kartenspielen vertrieb, die Nachricht, der Gauleiter habe das Abferti- gungsverbot zurückgezogen. Am nächsten Tag schneite es wieder. In Moos- ham erfuhren wir, der Reichsarbeitsdienst werde heute vereidigt und arbeite deshalb nicht. Auch der Bauer Gappmeier hatte andere Arbeit und wir sas- sen den ganzen Vormittag missmutig herum. Nach- mittags kam der Betrieb doch wieder in Schwung und wir konnten endlich die Räumung des Depots beenden. Tags darauf, am 9. Februar, fuhren wir wieder nach Wien. Während ich in Moosham weilte, wurden in Wien weitere Waggons beladen, diesmal vorwie- gend Archivalien und Bücher. Am 10. Februar war ich wieder in Wien und erfuhr, dass das Denkmal- amt (Dr. Berg) bereits sehr unangenehm wurde, da die Vereinbarungen von uns nicht strikte eingehal- ten worden waren. Ich fürchtete, dass man mir die weitere Ausfuhr sperren würde. Wegen Evakuie- rung des Depots der Veste Liechtenstein verhan- delte ich mit der Spedition, da die Telefonverbin- dung in Wien nicht mehr klappte, schrieb ich am 13. Februar an die Gebrüder Weiss, man solle so- fort ein Lastauto zur Burg senden und das dortige Bergungsgut nach Wien bringen. Weiss teilte mir umgehend mit, dass es unmöglich sei, ein Lastauto noch zu beschaffen, er könne den Transport aus der Veste Liechtenstein nicht übernehmen. Inzwischen war Dr. Berg wegen Transportes meines Gaminger Depots ins Salzbergwerk nach Lauffen sehr dringlich geworden. Ich liess ihm durch meinen Mitarbeiter Schmöllerl mitteilen, 
dass ich für kurze Zeit abwesend sei, er möge mit dem Transport auf jeden Fall warten, bis zu meiner Rückkehr. Mir ging es darum, diese Verbringung auf jede mögliche Weise solange zu verzögern, bis Dr. Steegmann die Bewilligung für eine Verlage- rung von Gaming nach der Insel Reichenau erhal- ten hatte. Zu dieser Zeit hatte sich nun in Wien auch die Devisenstelle [Zollbehörde] gemeldet, welche fest- stellen wollte, ob ich den Umfang der zur Ausfuhr bewilligten Gegenstände nicht überschritten hatte. Dies geschah vermutlich auf Intervention des staat- lichen Denkmalamtes, welches nun auf dem Um- weg über diese Behörde versuchte, meine Trans- porte zu verhindern. Am 19. Februar fuhr ich - nach einem kurzen Aufenthalt in meinem Heimatdorf Giesshübl in Nie- derösterreich - nach Vaduz, um dort die Einlage- rung des Bergungsgutes aus Moosham, welches inzwischen in Vaduz eingetroffen war, durchzu- führen. Auch musste ich weg, da man in der Reichsstatthalter ei in Wien erfahren hatte, dass ich aus Moosham verbotene Bestände ausgeführt hat- te. Nun war gedacht, dass ich in Vaduz blieb, bis die Verhandlungen wegen der restlichen Ausfuhr abgeschlossen wären, und dann erst wieder nach Wien käme, um den Rest zu bergen. Ich dachte, in spätestens vierzehn Tagen wieder daheim zu sein. Es ist natürlich leicht und billig, im Nachhinein von Ahnungen zu sprechen, doch erin- nere ich mich genau eines deutlichen Gefühles bei dem Abschied von meiner Familie, dass diesmal nicht alles glatt gehen sollte. Mir versuchte ich, dies auszureden, den anderen gegenüber verschwieg ich es gänzlich. Auf einem Lastauto, das eben zur Verfügung stand, fuhr ich ab, und es war ein na- menlos wehes Gefühl, wie meine Heimat und die winkenden Lieben hinter mir verschwanden und versanken. Die Reise nach Vaduz war schon äus- serst beschwerlich. Ich legte die Strecke nur zum Teil mit der Bahn zurück, teils musste ich wegen Zerstörung von Brücken und Schienen Lastautos benutzen, manchmal wieder Leiterwagen oder Strecken zu Fuss gehen. Am zweiten Tag abends war ich in Vaduz. 34
	        

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