Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 1995 bereits bei den Ausgrabungen 1992 entdeckt wor- den, konnten aber damals nicht geborgen werden, da ihre Lage über die Grabungsgrenze hinausreich- te. Zum anderen wurde von den Baumassnahmen ein Teil des Platzes tangiert, der sich ehemals zwi- schen Rheinbergerhaus, Tschaggaturm und Fried- hof befand. Der Platz bestand aus festgestampfter Erde und war mit gepflasterten Abflussrinnen aus länglichen Rheinkieseln versehen, die zu einem Brunnen vor dem Rheinbergerhaus führten. Auf der Parzelle 166 in Schaan, westlich des Friedhofs, wo bei Fundamentierungsarbeiten für einen Stall im Jahre 1910 und bei weiteren Sondie- rungen durch Kanonikus Anton Frommelt im Jahre 1940 ein alemannisches Gräberfeld entdeckt wor- den war, ist für die nächste Zukunft eine neue Überbauung geplant. Während die Aufdeckung der alemannischen Gräber und die Arbeiten an den Fundamenten des Stalles im Jahre 1910 unter der Aufsicht des damaligen Fürstlichen Landestechni- kers Hiener standen und von ihm protokolliert worden waren, besitzen wir über allfällige weitere Arbeiten am Stall keine Nachrichten. Da das Areal in früheren Jahren nicht flächig untersucht worden war, machte das Bauvorhaben weitere archäologi- sche Abklärungen notwendig, die von Oktober bis Dezember 1995 in besagtem Stall vorgenommen wurden. Leider mussten wir feststellen, dass das ursprüngliche Terrain bereits bei der Errichtung des Stalls über die gesamte Gebäudefläche abgetra- gen worden sein muss. Es waren keinerlei Befunde mehr auszumachen, und nur einige wenige Streu- funde - eine Glasperle und zwei vergoldete Bronze- nieten - bestätigen die ehemals alemannische Bele- gung des Platzes. Möglicherweise befinden sich in der verbleiben- den Grünfläche der Parzelle mehr Überreste; sie dürften sich aber nicht mehr in ungestörter Lage befinden, da Anton Frommelt bei seinen Sondie- rungen in diesem Teil mittelalterliche Baureste feststellen konnte. In Absprache mit der Bauherr- schaft soll der Aushub für den Neubau im Frühjahr 1996 vorgezogen werden, damit für die Archäo- logie genügend Zeit gegeben ist, entsprechende Abklärungen zu treffen. 
Auf eine Fundmeldung im April 1995 hin wurden im Rietle in Schellenberg zwei Baumstämme im Grundwasserniveau freigelegt und deren wissen- schaftliche Bergung und Untersuchung umgehend vorbereitet und durchgeführt. Mit Unterstützung von Mitarbeitern des Landesforstamtes konnten be- reits kurz nach der Fundmeldung Holzproben für eine erste Datierung entnommen werden. Die dend- • rochronologische Analyse der Stämme durch das Laboratoire Romand in Moudon hat ergeben, dass es sich hierbei um Eichen handelt, die im Rietle im Winterhalbjahr 987/986 v.Chr. gefällt worden oder im Sturm gefallen sein müssen. Mit Gewissheit kann festgehalten werden, dass die Eichen nicht abge- storben und anschliessend umgestürzt sind. Anlässlich der Probenentnahme wurde von den Moudoner Spezialisten darauf hingewiesen, dass sich die Bodenprofile im Rietle aufgrund ihrer un- gestörten Ablagerungen besonders gut für Pollen- analysen eigneten und die anhand der Pollenanaly- sen aus den Ruggeller und Eschner Rieten getroffe- nen Aussagen zur Klima- und Wirtschaftsgeschich- te (vgl. den Beitrag im JBL 93) ergänzen könnten. Aus diesem Grund wurde die Probenanalyse eines Bodenprofiis in Auftrag gegeben und in Absprache mit den Herren Dr. Felix Näscher vom Landesforst- amt und Dr. Mario Broggi von der Botanisch-Zoolo- gischen Gesellschaft ein Projekt zur detaillierten Erforschung des Rietles in Schellenberg erarbeitet. Ein entsprechender Budgetantrag, der vom Lan- desforstamt eingereicht worden ist, wurde von der Fürstlichen Regierung gutgeheissen, so dass die ge- planten Untersuchungen 1996 durchgeführt wer- den können. Von den eingangs erwähnten Eichenstämmen wurden in Zusammenarbeit mit unserer Restaura- torin Frau Barbara Bühler und dem Präparator der Naturkundlichen Sammlungen, Herrn Peter Nie- derklopfer, als Belege grosse Holzscheiben für die Nassholzkonservierung in den Labors des Schwei- zerischen Landesmuseums in Zürich präpariert. Um die aktuellen und für die Zukunft absehba- ren Notgrabungen besser planen und gezielter an- gehen zu können, sahen wir uns veranlasst, Pro- spektionen durch eine Spezialfirma durchführen zu 301
	        

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