Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

HISTORISCHER VEREIN FÜR DAS FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 1995 den, ob es sich dabei um ein Wohnhaus, um eine Strassenstation oder um einen Händlerstützpunkt handelte. Doch könnte diese Frage im Laufe der Ergrabung der restlichen Kellerräume geklärt wer- den, die bis Ende Februar 1996 abgeschlossen sein wird. Als Funde im Innern des römischen Hauses ka- men zahlreiche Terra Sigillata-Fragmente zum Vorschein, darunter ein Stück mit einem Stempel des helvetischen Töpfers Reginus, von dem auch in Vindonissa und Chur Belege gefunden wurden; desweiteren Tierknochen, mehrere kobaltblaue Glasperlen, zwei Haarnadeln aus Bein, ein Steck- schlüssel aus Eisen und Teile von Glasgefässen - eines davon mit einer Reihe von gelben Glastupfen, das typisch ist für die Glashütten aus dem Rhein- gebiet um Köln. Als herausragende Fundsituation ist ein einzel- nes Grab inmitten des römischen Gebäudes zu nennen. Es handelt sich hierbei um die Bestattung einer ca. 50 bis 55-jährigen Frau von zierlichem Körperbau (die Grösse lässt sich anthropologisch mit 1,35 m bis 1,40 m errechnen). Bemerkenswert sind eine Zahnfehlstellung und eine Verknöcherung aus dem Hirnbereich, die auf eine Tumorbildung hindeutet. Als Beigaben konnten die Reste eines beineren Armringes, eine Geschossspitze und auf der linken Brustseite die Knochen eines subadulten Tieres festgestellt werden. Datiert wird das Grab ins 4. Jahrhundert. Für die ältesten Funde, zu de- nen Wand- und Randstücke von La Tene-zeitlicher Keramik, ein Spinnwirtel aus Speckstein und das winzige Bruchstück eines gelben Glasarmringes aus dem 2./1. Jahrhundert v.Chr. gehören, konnten keine ihrer Zeit entsprechende Siedlungsbefunde im Areal Amtshaus entdeckt werden. Im Garten südlich des Amtshauses wurden knapp unterhalb der rezenten Grasnarbe die Fun- damentmauern eines neuzeitlichen Ökonomiege- bäudes entdeckt, das mehrere Bauphasen aufwies. Beachtenswert ist vor allem die aufwendige Stein- pflästerung im Inneren des Baus. Im Osten war eine Mistlege angestellt. Die Funde, vor allem bunte Bauernmajolika, grünglasierte Blattkacheln, Glasfragmente von Fenstern und Trinkgefässen 
Abb. 4: Renovations- und Grabungsarbeiten in der Kapelle von Schloss Vaduz. Graue Quadermalereien aus dem frühen 16. Jahr- hundert n. Chr. während der Freilegung. Zustands- foto, Mai 1995. 299
	        

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