Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

wählen in den Vereinsvorstand. Eine verkürzte Amtszeit sollte manchem Vereinsmitglied die Zusa- ge zu einer Kandidatur für den Vereinsvorstand er- leichtern. Das Traktandum «Freie Aussprache» wurde ge- nutzt zur Weitergabe von Information und Dank. Der Redaktor des Historischen Jahrbuchs, Fürstl. Rat Robert Allgäuer, gab bekannt, dass die Veröf- fentlichung von Band 93 des Historischen Jahr- buchs für den Frühsommer 1995 geplant sei. Frau Regierungsrätin Dr. Andrea Willi dankte dem Histo- rischen Verein für seine wichtige und solide Arbeit, die dieser permanent leistete. Die vom Verein geförderte Forschungstätigkeit, so der Vereinsvorsitzende Dr. Alois Ospelt in seiner Einleitung zum nachfolgenden Vortrag von Dr. Pe- ter Geiger, diene in erster Linie der historischen Wahrheit. Dr. Alois Ospelt führte dazu wörtlich aus: «Erzählte Geschichten und Geschichte wirken in den Menschen nach, beeinflussen ihr Verhalten. Erinnerung ist wichtig, nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für eine Gesellschaft. ... Die Menschen heute sollen wissen, was damals ... wirklich passierte. Mit der Erinnerung sollen Däm- me gegen neues Unheil gebaut werden. Gesammel- te und ausgewertete Erinnerungen sollen helfen, womöglich schon rechtsextremistisch beeinflusste Bilder in den Köpfen der jetzigen Generation zu korrigieren, demokratisches Empfinden zu stär- ken. Historisches Wissen soll vermittelt werden und zum Nachdenken anregen, damit die Grundla- ge der Demokratie stabiler wird.» Anschliessend begann Dr. Peter Geiger mit sei- nem Referat «Kriegsende 1945 in Liechtenstein». Der Referent ging dabei weniger auf die allgemein bekannten «grossen» Geschehnisse und Abläufe beim Kriegsende 1945 ein, dafür ging er umso mehr Fragestellungen nach, die sich mit lokalen alltagsgeschichtlichen Ereignissen befassen. Im Re- ferat wurde die konkrete Lage in den letzten Mona- ten vor Kriegsende geschildert, die Alltagssituation, die Vorkehrungen für Luftschutz, Grenzsicherung und Flüchtlingsbetreuung, die Sperrung deutscher Guthaben, ebenso die chaotischen Tage unmittel- bar vor der Besetzung Vorarlbergs durch die Fran-zosen, 
die Evakuierungsvorbereitungen, der Über- tritt von Holmstons Wehrmachtrussen in Schellen- berg, die Landtagswahlen auch, welche noch weni- ge Tage vor Kriegsende stattfanden. Wie verbrach- te man die ersten Friedenstage? Warum trat die Regierung zurück? Wie bewältigte man die dunkle- ren Seiten der Kriegsvergangenheit? Solche Fragen kamen im Vortrag von Dr. Peter Geiger zur Spra- che. Diese sachbezogene, von Legenden und My- then befreite Darstellung eines wichtigen Ab- schnitts der liechtensteinischen Geschichte, stiess auf reges Interesse. DIE SCHLOSSABMACHUNGEN VON 1920 - VORTRAG VON DR. RUPERT QUADERER Vor genau 75 Jahren wurden die sogenannten «Schlossabmachungen» getroffen, die den Weg be- reiteten für die weitere Demokratisierung und Na- tionalisierung des liechtensteinischen politischen Systems nach dem Ersten Weltkrieg. Aus diesem Anlass lud der Historische Verein auf den 24. Sep- tember zu einem öffentlichen Vortrag zum Thema ein. Vorstandsmitglied Dr. Rupert Quaderer refe- rierte unter dem Leitspruch «Erkenne man doch die flammenden Zeichen der Zeit» über die ge- schichtlichen Hintergründe, die zu den Schlossab- machungen im September 1920 führten. Er zeigte dabei auch auf, wie zwischen den Vertretern der Volkspartei und den Fürstlichen Repräsentanten um Grundlagen und Inhalte für die bevorstehende Verfassungsrevision gerungen wurde. Ebenfalls brachte der Vortrag zum Ausdruck, wie die beiden noch jungen liechtensteinischen Parteien - die «Christlich-soziale Volkspartei» und die «Fort- schrittliche Bürgerpartei» auf verschiedenen We- gen eine Erneuerung der Verfassung, verbunden mit dem Ausbau der Volksrechte, entschlossen an- strebten. Das Thema, das besonders auch im Hin- blick auf die gegenwärtig diskutierte Verfassungs- revision von aktuellem Interesse ist, lockte rund hundert interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer an diesem Sonntagvormittag um 11 Uhr in den Va- duzer Rathaussaal. 288
	        

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