Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN ROMAN BANZER c) Wenn es im Wörterbuch von Jutz nicht enthalten ist. d) Wenn es gemäss der Kompetenz des Verfassers als nativer Mundartsprecher nicht zur Basis- mundart gehört. 4.2. EMPIRISCHE ANALYSE UND UNTERSUCHUNGSANORDNUNG Die nachfolgende Untersuchung muss die variablen Entwicklungsregeln der Ortsmundarten festhalten. Wir erstellen ein Inventar von potentiell variablen Entwicklungsregeln und testen in einer Erhebung, ob der Gebrauch der darin verwendeten Laute in der Sprachwirklichkeit variiert, wovon die Varia- tion abhängt und wie häufig die Variation auftritt. Die Inventarisierung der potentiell vEr erfolgt in zwei Stufen. Erstens durch die Inventarisierung der Unterschiede der einzelnen Dörfer auf Grund der in der Basismundart festgehaltenen Entwick- lungen der Laute. Daraus ergibt sich ein Inventar von potentiell vEr, das sich lediglich auf mögliche Neuerungen in basismundartlichen Wörtern be- zieht. Zweitens untersuchen wir die nichtbasis- mundartlichen Wörter auf mögliche Neuerungen. Wir sind uns bewusst, dass auf Grund dieses Vor- gehens nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, ob alle Variablen in die Untersuchung einge- schlossen sind. Wir können daher für die weitere Arbeit nicht behaupten, dass nicht auch andere Laute unter bestimmten Bedingungen variieren. 4.2.1. INVENTAR DER POTENTIELL VARIABLEN ENTWICKLUNGSREGELN IN BASISMUNDARTLICHEN WÖRTERN Für den Verlauf des Ausgleichs und dessen Begrün- dung gibt es verschiedene Theorien. Die bekann- teste ist wohl diejenige von Schirmunski, welche besagt, dass beim Ausgleich zweier in Kontakt ste- hender Dialekte die primären Merkmale, also jene, 
die den einen Dialekt durch ihre Auffälligkeit vom andern unterscheiden, angeglichen werden, wäh- renddessen die sekundären, unauffälligen Merk- male erhalten bleiben. Wir übernehmen diese Un- terscheidung für unsere Arbeit und betrachten jene Laute in basismundartlichen Wörtern als potentiell variierend, bei denen ein Ungleichgewicht zwi- schen basismundartlicher und ortsmundartlicher Variante besteht. Auf der Seite 209 wurden diese zusammengestellt. 4.2.2. INVENTAR DER POTENTIELL VARIABLEN ENTWICKLUNGSREGELN IN NICHTBASIS- MUNDARTLICHEN WÖRTERN In einer Analyse von je einem Text aus dem Ober- land, Unterland und der Gemeinde Triesenberg stellen wir Abweichungen vom Material der bishe- rigen Inventarisierung fest. Vor allem ist es Auf- gabe der Textanalyse, standarddeutsche Importe festzuhalten. Es wurden drei Texte mit insgesamt drei Stunden Gesprächsdauer ausgewertet. Sie stammen aus Triesen (Text 1; Familie), Schellen- berg (Text 2; Gemeinderat) und Triesenberg (Text 3; Sitzung der Freizeitkommission Triesenberg). Die Gespräche wurden auf Tonband aufgenommen, transkribiert und in einem weiteren Abhörvorgang auf jene Laute untersucht, die mit der Basismund- art nicht übereinstimmen. Diese Gesprächsstellen wurden phonetisch transkribiert. Die Texte 1 und 2 wurden dabei vollständig auf Abweichungen zur Mundart untersucht. Für den Text aus Triesenberg war dies schwerer. So ist bereits an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, dass die Inventari- sierung für Triesenberg möglicherweise unvoll- ständig ist. Die drei Texte wurden ausgewählt, weil die darin vorkommenden Sprecher das folgende ideale An- forderungsprofil erfüllten-. - geringes Alter (20-30) - schwache Ortsloyalität - Aufenthalte im Ausland 209
	        

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