Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

sem Schloss nach der Eroberung hausen würden, hätte man sich viel Arbeit sparen können. Bei der sich langsam verschärfenden Kriegslage machten die grossformatigen Rubensbilder Sorge. Ihr Ausmass, besonders jenes der Himmelfahrt Mariens, war so bedeutend, dass es schwer war, ein Depot zu finden, und ausserdem das Problem des Transportes bestand. Es kamen derzeit nur Feldsberg und Eisgrub in Betracht, welche Schlös- ser so grosse Eingangstore und Räume hatten, dass man mit diesen Formaten hineinkam. Da diese Bil- der eine alte Doublierung hatten - die Decius- Mus-Serie war schon retoiliert29, als sie Ende des 17. Jahrhunderts gekauft wurde - war an ein Auf- rollen der Bilder nicht zu denken. Wir deponierten die Bilder vorläufig im September im Archiv und trachteten einen Kulissenwagen vom Wiener Staatstheater zu bekommen für den Transport nach Feldsberg. Da diese Wagen aber nur für den Stadtverkehr gebaut waren, blieb nichts anderes übrig, als einen grossen Lastwagen der Firma Bäuml30 zu beladen, und wir fuhren so am 27. Sep- tember 1942 los. Zum Glück gab es auf der Strecke 
nach Feldsberg keine Unterfahrungen. Die Ladung war aber so hoch, dass wir auch bei Wind nicht fahren konnten, da die Gefahr bestand, der Wagen würde umgekippt. Sooft wir sahen, dass ein Wind- stoss kam, suchten wir hinter Alleebäumen Schutz, deren es zum Glück auf dieser Strecke viele gab. Der Decius-Mus-Zyklus wurde in Feldsberg im so- genannten privaten Kino des Schlosses, die Him- melfahrt von Rubens und die Anbetung von Guido Reni31 im Schloss Eisgrub deponiert. Am 17. August 1942 fand der erste grössere Luftangriff amerikanischer Flieger auf deutsche Städte statt, als Antwort auf die Bombardierungen von England. Ich musste nun fürchten, alles, was noch in Wien war, aufs Land zu bringen. Die noch in Wien befindlichen Tapisserien wurden am 4. No- vember 1942 nach Gaming geführt, und am 12. November brachte man die in Wien deponierten Bilder in zwei Möbelwagen nach Feldsberg. Eben- so wurden damals Archivalien und Bücher dorthin gebracht. Die Schwierigkeiten wurden immer grös- ser, und es war schon nicht mehr möglich, für die Bilder Stellagen zu machen; jede Kiste war ein Pro- Der deutsche Reichsstatt- halter in Wien verfügte im November 1942 die Aus- lagerung der fürstlichen Gemäldegalerie 
zu Z/GK 6688/b/42. 
Der Reldispottholter in tOien IDlen, L, Reltfthulgaffe 2 An das Fürstlich Liechtenstein'scho Kunstreferat Wien Ks wird bestätigt, dass die Fürstlich Liechtenstein'sehe Genäldegalerie im Sinne einer Weisung des Führers vom Mai 1942 vom Heichsstatthalter in ?/ien aufgefordert ist, ihre Bestände an auswär- tigen Bergungsorten umgehend zu bergen. Die von der Verwaltung der Fürstlich Liechtenstein'sehen Gemäldegalerie getroffenen Massnahmen erfolgen somit über staatliche Aufforderung. Wien, am 3o.Hovember 1942 la Auftrag: Reg. i« rungst at 14
	        

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