Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN ROMAN BANZER halb kirchlicher Anlässe in der eigenen, nicht liech- tensteinischen Mundart. Gesamthaft gesehen ist die Kirche eine der wenigen Domänen, in der das Hochdeutsch eindeutig Vorrang hat. Der Gebrauch der Mundart bei kirchlichen Anlässen ist ver- schwindend klein. Es lässt sich also in diesem Fall mit Recht von einer Domäne sprechen, die die Sprachverwendung eindeutig regelt. Weil die Anzahl der Probanden in dieser Domä- ne zu gering ist, erübrigt sich eine Darstellung in Tabellenform. 2.4.4. BILDUNGSWESEN In Liechtenstein gibt es folgende Bildungseinrich- tungen: Kindergärten, Primarschulen, Hilfsschu- len, Sonderschulen, Oberschulen, Sekundärschu- len, Realschulen und ein Gymnasium.28 Zudem exi- stieren folgende private oder halbprivate Unter- richtsstätten: Das Abendtechnikum, die Arbeits- stelle für Erwachsenenbildung, die Musikschule, die Internationale Akademie für Philosophie, das Liechtenstein-Institut, das Bildungshaus Gutenberg und die Waldorfschule. Es fehlen unter anderem Berufsschulen und Universitäten. Untersucht wur- den die öffentlichen Schulen. Diese wurden unter- teilt in Unter- und Oberstufe. In der Oberstufe werden die 10 Sekundärschu- len, das Liechtensteinische Gymnasium, die 4 Real-schulen 
und 5 Oberschulen des Landes zusammen- gefasst. Diese Schulen sind zentralisiert, und in ih- nen werden 1696 Schüler von insgesamt 204 Leh- rern (inklusive Teilzeitlehrer) aus verschiedenen Gemeinden unterrichtet. In die Umfrage wurden 154 Lehrer und Lehrerinnen miteinbezogen. In der Unterstufe sind die 14 Primarschulen, die Hilfsschulen und eine Sonderschule zusammenge- fasst. Die Primarschulen sind dezentralisiert in den Dörfern, und in ihnen werden 1807 Schüler von 139 Lehrern unterrichtet. Ebenfalls befragt wurden die Kindergärten. Hier werden 784 Kinder von 52 Kindergärtnerinnen un- terrichtet. Über 70 Prozent der antwortenden Lehrer und über 60 Prozent der Schüler haben nach dem Urteil der Lehrer eine Mundart des Fürstentums Liechtenstein als Muttersprache. Die aktive Mund- artkompetenz ist hoch. Grösstenteils sind die Schü- ler in der Lage, die Mundart Liechtensteins zu verstehen. Laut Umfrage gibt es an den Liechten- steiner Schulen keine Lehrer, die die Mundart des Landes nicht verstehen. In der Verfassung des Fürstentums Liechten- stein ist die deutsche Sprache als Staats- und Amts- sprache festgelegt. Darüber hinaus legt kein Ge- setz, keine Verordnung und auch keine Weisung den Sprachgebrauch in den Schulen fest. Obwohl im Schulgesetz von 1971 in 142 Artikeln alles juri- stisch festgelegt scheint, findet sich auch hier keine Aussage zur Unterrichtssprache. Der Problematik Tabelle 4: Muttersprache •• der Schüler und Lehrer 
ä Oberstufe Unterstufe ' Kindergärten O/ O/Il 0/ /o „ /o /o Muttersprache der Lehrer Mda. FL 
53 
! • 78 85 ändere Mda. 
42 . 16-9 Hd. • 5 • . 6-6 Muttersprache .der Schüler* Mda. FL 
60 ' • 62 62 andere Mda. 
28; 27 26 Hd. 9 
6 f 2 Fremdsprache, 
3 5' 10 1 i * Aussagen der Probanden über andere.. 163
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.