Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

die umlautlosen Adjektive. Insgesamt 89 Prozent Neuerungen. Merkmal 10: Germ. <k> im Anlaut wird variabel als [ch] und als [k] realisiert. Insgesamt 54 Prozent Neuerungen. Merkmal 11: Germ. <s> wird variabel als [sch] und als [s] realisiert. Mehr als die Hälfte der Informan- ten zeigt sich hier allerdings noch konstant basis- mundartlich. Insgesamt 13 Prozent Neuerungen. Merkmal 12: Auslautende Explosiv- und Reibefortis werden variabel als Lenis und Fortis realisiert. Ins- gesamt 28 Prozent Neuerungen. Merkmal 14: Prädikatives Adjektiv wird variabel flektiert und unflektiert realisiert. Insgesamt 85 Prozent Neuerungen. Merkmal 15: Diminutive werden variabel 
als ]-i] und [-Ii] bzw. [-Iti] und [-Ii] realisiert. Insgesamt 49 Prozent Neuerungen. 3. Das Alter der Sprecher ist entscheidend. Die Auswertung nach den Sozialfaktoren hat ergeben, dass der Faktor Alter die dominierende Variable für den Sprachwandel in Triesenberg ist. Je jünger die Sprecher sind, desto mehr Neuerungen haben sie angenommen. Vor Beginn der Studie musste angenommen werden, dass für eine Sprachinsel neben dem Alter noch andere Faktoren von Bedeu- tung im Sprachwandelprozess sind, vor allem die- jenigen Faktoren, welche Kontakt zu anderen Spra- chen bedeuten (Berufsart und Berufsort). Das Er- gebnis zeigt aber, dass diese Hypothesen nicht veri- fiziert werden können. Die Sprachveränderungen haben alle Informanten, deren Zeitpunkt des primären Spracherwerbs in die schnellebige, von grossen und rasanten Entwicklungen gekennzeich- nete zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gefallen ist, gleich getroffen. Sie trafen alle Informanten derselben Generation und zwar ungeachtet der Art des Berufes, den sie ausüben, ungeachtet des Ortes, wo sie den Beruf ausüben und ungeachtet, ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Die Neuerungsangaben in Prozent zeigen, wie gering 
hier die Unterschiede zwischen den verglichenen Gruppen sind, und durch die statistische Auswer- tung können sie mit erhöhter Wahrscheinlichkeit als zufällig erkannt werden. Als Zufall muss des- halb auch interpretiert werden, dass die Pendler und die Kommunikativen entgegen den Hypothe- sen oft basismundartlicher sprachen als die Nicht- Pendler bzw. die Manuellen. 4. Bei Kombination von je zwei Sozialfaktoren konnten zum Teil interessante Beobachtungen ge- macht werden. Umfassendere Studien müssten prüfen, ob die festgestellten Tendenzen verifizier- bar, d. h., auf die Gesamtpopulation übertragbar, seien. Die Tendenzen sind: - Junge Frauen neuern mehr als junge Männer. - Junge manuell Tätige neuern mehr als junge kommunikativ Tätige. - Manuell tätige Frauen neuern mehr als kommu- nikativ tätige Frauen. - Nicht-pendelnde Frauen neuern mehr als pen- delnde Frauen. - Manuell tätige Frauen neuern mehr als manuell tätige Männer. - Kommunikativ tätige Männer neuern mehr als kommunikativ tätige Frauen. - Kommunikativ tätige Nicht-Pendler neuern mehr als kommunikativ tätige Pendler. - Nicht-pendelnde Frauen neuern mehr als nicht- pendelnde Männer. - Manuell tätige Pendler neuern mehr als kommu- nikativ tätige Pendler. - Kommunikativ tätige Männer neuern mehr als manuell tätige Männer (keine deutliche Tendenz). 5. Am meisten Neuerungen wurden bei M 7 (Um- laut beim flektierten Adjektiv) und bei M 14 (Flexi- on des prädikativen Adjektivs) festgestellt. Der Ge- brauch des Adjektivs nähert sich immer mehr den Verhältnissen im Tal an. Wirkliche Lebendigkeit bei beiden Phänomenen zeigt sich nur noch bei den äl- teren Triesenberger/innen, obwohl auch sie schon variablen Gebrauch aufweisen. Bezüglich des prädikativen Adjektivs ergab die Beleganalyse der Informanten aus A III deutlich 72
	        

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