Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

SPRACHWANDEL IN TRIESENBERG / ERGEBNISSE TONI BANZER überprüfen. Die vorliegenden Ergebnisse sollen deshalb nur sehr vorsichtig kommentiert wiederge- geben werden. Neuerungsanteile bei den einzelnen Merkmalen nach steigenden Prozentwerten: Merkmal 11 (sch-Laut) 
= 13 /o Merkmal 4 (mhd. <ae>) = 19 /o Merkmal 5 (aobdt. <iu>) 
= 26 /o Merkmal 12 (Lenis) 
= 28 
°z /o Merkmal 15 (Diminutive) = 49 /o Merkmal 10 (germ. <k>) 
= 54 /o Merkmal 14 (Präd. Adj.) 
= 85 /o Merkmal 7 (Umlaut) 
= 89 
°z Zo Die Untersuchung konnte nur einen Ausschnitt aus der Triesenberger Mundart erfassen, und zwar ei- nige phonologische und morphologische Besonder- heiten. Nach Schirmunski sollten auffällige, regional kleinräumig vertretene Phänomene, die sogenann- ten primären Dialektmerkmale, besonders anfällig für Sprachwandel sein.6"' Werden alle untersuchten Phänomene als primäre Dialektmerkmale postu- liert, so ist der Anteil von acht konstanten Merkma- len überraschend hoch und zeugt von einer durch- aus bestehenden Lebendigkeit der Mundart. Im konstant basismundartlichen Realisieren dieser acht Phänomene liegt sicher ein Grund dafür, dass ein Triesenberger problemlos auch heute noch an seiner Mundart erkannt werden kann. Die Lebendigkeit und Eigenständigkeit der Mundart hat durchaus Bestand. Andererseits ist es aber aufgrund der erfassten Wandelvorgänge der anderen acht Merkmale berechtigt, von bestehen- den Angleichungstendenzen an die Talmundart zu sprechen. Sieben Merkmale verändern sich so, dass eine Anpassung an die Talmundart erfolgt. Einzig bei M 4 (mhd. <ae>) verändert sich das [ee] im Wort [reess] innermundartlich zum [ää], wie es in Triesenberg für mhd. <e> steht, und nicht zum [ee] der Talgemeinden. Die variablen Merkmale können in drei Gruppen unterteilt werden.66 Mit Neuerungsanteilen von 13 Prozent bis 28 Prozent ist das Ausmass der Varianz 
bei M 11, M 4, M 5 und M 12 recht gering. Bei den Merkmalen M 15 und M 10 erscheint immerhin schon ca. die Hälfte aller Belege mit der jeweiligen Neuerung (49 % und 54 %), und in der dritten Gruppe mit den Adjektivmerkmalen M 14 und M 7 müssen die basismundartlichen Lautungen gar schon als Ausnahme betrachtet werden. Wenn der Trend, den die Analyse des Korpus an- zeigt, auf die Mundart von ganz Triesenberg über- tragen werden kann, muss man leider feststellen, dass in Kürze die Besonderheiten des triesenberge- rischen Adjektivs verschwunden sein werden. Ähn- lich lassen die Veränderungen beim germanischen <k> im Anlaut und bei den Diminutivsuffixen auf eine bevorstehende, wenn auch nicht so baldige Angleichung an die Talmundart vermuten. Etwas beruhigter darf der Sprachromantiker die Entwicklung der anderen vier variablen Merkmale abwarten. 65) Schirmunski 1930. 66) Vgl. Liste in der linken Spalte dieser Seite. 45
	        

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