Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

meistens 
einen Stüber. Ich weiss noch gut, wenn sie die Schuhe ausziehen wollten mit 
dem Stiefel- hund, sind sie umgefallen. Der Stiefelhund war ein schmales längliches Brett, vorne ausgeschnitten und unterlegt mit einem Holzleisten, da ging das Schuhausziehen besser. Der Stiefelhund war im- mer unter dem Ofen. Vetter Isidor war musikalisch und hat immer etwa ein Instrument gespielt. Ein- mal hatte er bei uns eine Okarina, und wir hätten sie gerne gehabt. Vetter Isidor Spielte, und als er es nicht konnte, warf er die Okarina unter den Ofen, dass sie in tausend Stücke flog. Ich weinte als er sie kaputt machte. So etwas vergisst man nie mehr. Die Post war in Nendeln, das Haus steht ja noch und wird von Nachkommen bewohnt, die früher die Post führten, Schlegel hiessen sie. Von dieser Post Nendeln aus wurde das ganze Unterland be- dient. Briefträger für das ganze Unterland war Wil- helm Hundertpfund, Nendeln. Er ging morgens früh weg von Nendeln und kam am Abend heim. Er war immer zu Fuss und hatte daheim eine grosse Familie, und man sagt den Nachkommen und dem Haus noch immer s'Briefbots. Wenn der Briefbote Post für Hinterschellenberg hatte, so brachte er sie in die Schule, und ich durfte dann das Wenige mit- nehmen und den Leuten bringen. Dafür kaufte mir der Briefbote hie und da 
ein Brötle für zwei Kreuzer, das aber grösser war als heute eines für 15 Rappen. Es ist nun grad Fastnachtszeit. Davon hat man früher auf Schellenberg nichts gewusst. Es war auch alle drei Tage Bettag wie auch heute noch. Erst viel später dachte ich, es müsste nicht grad an der Fastnacht Bettag sein. Jetzt denk ich schon wieder, es sei gut so, da doch sonst 
überall Komede ist. Feste wurden auch schon gehörig gefeiert, etwa Kilbe, Ostern und Weihnachten, und auch wenn Taufe war bei uns. Das Kind, das auf die Welt kam, wurde schon am gleichen Tage getauft. Es wurde in eine schöne Windel gewickelt, bekam ein weisses Hemdli und wurde mit 
einer Fätsche, wie man sag- te, eingewickelt. Von unten bis oben, auch die Hän- de, so dass das Kind keinen Zappel mehr tun konn- te. Die Fätsche war eine lange schmale oder breite- re Baumwollbinde, oben mit roter Seide überzogen 
und mit weissen Tüllrüschen verziert, ebenso das Häubchen. Viele hatten ein extra Taufkissen, wir nicht, sondern ein weisses Kissen, wahrscheinlich das einzige weisse mit einem schönen Schleier über das Kind. So wurde das Kind zur Kirche ge- tragen auf den Mittelschellenberg. Dann gab es gut zu essen. Aber wir durften am Abend nicht aufblei- ben. Mama war meistens gesund. Gepflegt hat im- mer die Hebamme, Ursula Büchel hat sie geheissen und war ledig. Wir hatten auch eine Kindsmagd, wie hätte sonst Mama ins Riet und überall hin können. Die Magd war schon älter und ledig und war von Büsmig bei Frümsen. Sie hiess Baba. Wir durften hie und da mit ihr heim nach Büsmig, wo sie noch eine oder zwei Schwestern hatte. Es war ein schönes, allein- stehendes Haus. Mama gab der Baba immer etwas mit in einem Korb, und wir mussten beim Zoll- posten Bendern-Haag vorbei. Baba hatte da immer Angst, ich weiss nicht mehr, was verboten war. Das kleine Zollhaus steht jetzt noch. Es kam ziemlich unter die neue Brücke. Es ist wahrscheinlich nicht mehr bewohnt und muss vielleicht auch weg. Vor Weihnachten, 
am Klausabend, ist immer der Semiklos gekommen und hat 
uns Schnitz und Äpfel und Nüsse gebracht. Vor dem Heiligen Abend ging Vater immer in unseren Wald einen Christbaum holen. Bei uns gab es zu dieser Zeit immer viel Schnee. Dann hat Vater den Christbaum gerichtet und auf einen starken, selbstgemachten Ständer gestellt. Dann wurde ein extra Tisch, der Christ- baumtisch, aufgestellt. Wir durften den Christbaum selbst schmücken. Schöne Kugeln hatten wir und so Ketten von kleinen farbigen Kügelchen. Ich weiss noch gut, einmal wollte ich die grosse schwarze Schachtel von der Kammer holen. Sie fiel mir auf der steilen Stiege aus den Händen, und fast alles war kaputt. Man wird schon wieder etwas gekauft haben. Ich weiss es nicht mehr. Eine schöne Kugel habe ich jetzt noch von daheim vor 53 Jahren und tu sie alle Jahre auf unseren Christbaum. Das Christkind konnte nun kommen. Wir beteten fest, und dann brachte Vater oder Mama in 
der Weihnachtszeine, was das Christkind im Gang draussen in 
die Zeine 366
	        

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