Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

in der Schlafkammer gar keines. In der Küche hat- ten wir nur einen ganz 
kleinen Öltegel auf einem kleinen vorspringenden Blech ob dem Herd. Die Küche war ein langer Gang, eine Türe hinten hi- naus ins Freie und eine in den Stall. Da war es im Winter oft so kalt. Das Wasser musste man Som- mer und Winter vom Brunnen heraufholen mit Kü- beln, auch für das Vieh. Im Sommer konnte man hie und da Wasser aufhalten von der Dachrinne, etwa zum Waschen oder zum Tränken. Im Sommer ist beim Brunnen oft fast kein Wasser gekommen, und man hatte gewisse Stunden, wo man Kübel un- terstellen durfte, und dieser wurde einem, wenn er voll war, noch gestohlen. Es war beim Brunnen noch ein Weiher für den Notfall einer Feuers- brunst. Da hat man hie und da Wasser in den Brunnentrog geholt, um das Vieh zu tränken. In der grössten Not, was auch vorkam, musste man ins Rietle Wasser holen mit Fuhrwerk und Fässern. Wie Mama die Windeln und die viele Wäsche gewa- schen hat, weiss ich nicht mehr. Für die grosse Wä- sche hatte man ja fast alles Selbstgewobenes. Man machte eine Aschenlauge. Wir hatten ein grosses Kupferkessi in der Küche. Da machte man kochen- des Wasser. Die Wäsche wurde vorher in Soda- wasser eingeweicht, dann wurde sie in eine grosse Holzstande eingeschichtet. Wir haben die Knochen gesammelt, die so das Jahr durch zusammenka- men, und Mama trug sie in einem Sack 
zum Seifen- sieder. Der war in der Nähe von Felsenau bei Feld- kirch. Man bekam gleich einige Stücke Seife dafür. Diese wurden auf dem Estrichfenstersims getrock- net. Auf die Wäsche wurde ein grosses Tuch gelegt und darauf die saubere Holzasche - Torfasche durfte es ja nicht sein - gelegt. Dann wurde das ko- chende Wasser darauf geschüttet und einige Zeit stehengelassen. Das wurde noch einmal wiederholt und dann mit Seife herausgewaschen, und die Wä- sche war sauber und wurde gebrüht und gespült. Die trockene Wäsche hat dann so gut gerochen, an- ders als heute, wo sie 
schon rüsselet und stinkt, wenn man sie nur einen halben Tag draussen las- sen muss. Das war früher nicht zu befürchten, als noch keine Autos gefahren sind und es keine Öl- und 
Kohlenheizung gab. Es gab bei uns als Heizmateri- al nur Holz und Turben, und die hat Vater immer selbst gestochen. Es gab 
extra Turbenmesser dazu. Im Herbst hat man auch Kraut eingemacht, eine extra 
grosse Krautstande voll. Vater hat das Kraut gehobelt, nachdem es von den äusseren Blättern und dem Strunk befreit wurde, und eines von uns musste das Kraut stampfen mit blossen Füssen, nachdem jede Schicht sorgfältig gesalzen war, bis Wasser kam, natürlich Krautwasser. Dann wurde das Kraut beschwert, und, wenn es geschäumt hat, war es gut. Auch Birnen und Äpfel hat man gedörrt. Die Äpfel hat man geschält und Schnitze gemacht und auf Bretter gelegt, die Löcher hatten. Das ging noch ziemlich schnell, nachdem sie einmal im Ofen wa- ren. Dann legte man sie in der Stube auf den Ofen hinauf und auf 
den Fürbank zum Ausdörren. Die Birnen gaben schon viel mehr Arbeit. Wir hatten zwei Bäume 
mit Längelen. Das waren grosse Bir- nen mit einer dünnen Haut, und man musste sehr gut einheizen, bis die im Ofen gebraten wurden. Da waren sie so empfindlich, dass wir - oder halt eines von uns - in den Ofen hineinkriechen mussten und die Birnen so von Hand herausnehmen. Das war keine gute Arbeit. Aber die Dörrbirnen waren sehr gut, süss und speckig, und es gibt diese Birnen nicht mehr. Wir hatten schon noch Birnen, die nicht so viel Arbeit gaben, aber auch nicht so gut waren. Wir hatten oft 
zum zNacht eine zünftige Mehlsuppe mit 
viel Knollen drin und Dörrbirnen dazu. Und am Morgen gab es 
immer Türkenriebel und Kaffee oder Milch. Eingesottenes machte Mama schon auch. Wir hatten Johannisbeersträu- cher um den Garten herum, und Himbeeren gab es im Wald, auch Erdbeeren und Heidelbeeren, und Holder hatte man selbst, aber den mochten wir nicht so gern. Im Herbst kam immer unser 
Götte Hansirg, ein Bruder von Vater - er war Schuhmacher - auf die Stör, um unsere Schuhe zu machen. Wir hatten je- des nur ein Paar hohe Schuhe, wie 
der Götte sie uns machte, und wenn wir sie so im Herbst bei schlechtem Wetter den ganzen Tag eine Woche lang anhatten, so waren sie schon nicht mehr 364
	        

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