Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

nieder gestossen. Wenn der Rahm die richtige Qua- lität hatte, so war ganz schnell ein schöner Ballen Butter drin. Sie wurde herausgenommen und in ei- ner Schüssel zu einer 
schönen Schlage geschwun- gen, bis keine Milch mehr drin war. Im Kübel war jetzt Schlegmilch, die hatten wir auch gern mit ei- nem 
Stück Türkenbrot, das die Mama auch immer selbst gebacken hat. Mama tat oft noch Birnen, ge- dörrt und geschnitten, hinein. Das gab ein feines süsses Brot, und gar noch Butter darauf! Wir litten nie Not im Essen, aber man kannte nicht die verfei- nerte Kost wie heute. Wir haben auch hie und da ein Schwein geschlachtet. Das war dann ein gros- ses Fest. Da gab es Braten, Blutwürste, Kutteln und halt allerlei. Am andern Abend kam der Metzger und hat das Schwein in Stücke geschnitten, und die wurden eingebeizt und später geräuchert. Wir hat- ten in der Küche ein offenes Kamin, 
ein Kemmi- schooss, wie man sagte. Es ging weit herunter, so dass Vater sich bücken musste, um zum Herd zu kommen. In 
diesen Kemmischooss wurden Latten gelegt und das Fleisch mit extra Fleischhaken drangehängt, und dann wurde geräuchert. Auf of- fenem Herd wurde ein Feuer gemacht und Säge-mehl, 
aber 
meistens Tannenkress draufgelegt. Und das rauchte, dass es eine Freude war. Der Rauch ging schön hinauf durchs Kamin, denn man sah durchs Kamin hinauf den blauen Himmel. Das war nicht immer schön. Wenn es regnete 
und luftig war, mussten wir oft, wenn Mama eine Mehlsuppe röstete, einen Regenschirm über die Pfanne halten, denn dann kam oft Pech vom Kamin herunter, und das war gar nicht gut in der Mehlsuppe. Wenn man geschlachtet hatte, so gab es 
auch Schweine- schmalz und Grüben. Diese tat man in die gebrate- nen Erdäpfel. Mama hat 
oft Butterschmalz und Schweineschmalz gemischt, und wir hatten davon oft 
einige Kübel voll. Es gab so Holzkübel, aber auch Steinguttöpfe. Oft hatten wir aber auch kein eigenes Schmalz. Dann konnte man so Fett kaufen in rechteckigen kleinen Holzkistchen. Margarine hiess es, und das war gar nicht gut. Wir mochten nicht einmal den Riebel, wenn solches Fett dran war. Krämerladen gab es in ganz Schellenberg nur ei- nen, in der Krone, wo man so allerlei bekommen konnte, etwa Seife und Soda, Kaffee 
und Päckle, Zündhölzer und Tabak. Auch kauften wir hie und 362
	        

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