Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

«FABRIKLERLEBEN» HANSJÖRG FROMMELT rung Liechtensteins und über die Zukunft des still- gelegten Fabrikareals. Wertvolle Beiträge vermoch- te Dipl. Ing. Rolf Spoerry, der sich selbst als «Liquidator des Familienunternehmens» bezeich- nete, zu leisten.29 Er öffnete den Ausstellungs- und Buchinitiatoren bereitwillig das bedeutende Fir- menarchiv der stillgelegten Spinnerei, dessen Quel- lenbestand von der Gegenwart zurück bis in die Gründungsphase des Betriebes in der zweiten Hälf- te des 19. Jahrhunderts reicht.30 Mit Rat und Tat stand er bei Fragen zur Seite. Viel Wissenswertes konnte in Diskussionen mit Pensionistinnen und Pensionisten der Firma Jenny, Spoerry & Cie. in Er- fahrung gebracht werden. Ehemalige Angestellte erzählten nicht nur von den Produktionsabläufen in der Baumwollverarbeitung. Sie wussten darüber hinaus von Anekdoten aus dem Arbeiteralltag und vom Leben in den Arbeiterquartieren rund um die Fabrik zu berichten. Besondere Erwähnung soll der Besuch von Schulklassen aller Altersstufen finden.31 Ganz un- terschiedlich wurden von den Schülerinnen und Schülern die verschiedenen in der Ausstellung präsentierten Themenbereiche aufgenommen. Wäh- rend das Interesse der einen hauptsächlich volks- kundlichen oder wirtschaftsgeschichtlichen Aspek- ten galt, richtete sich das Hauptaugenmerk der anderen auf anthropologische und archäologische Themen. In einem abwechslungs- und umfangreichen Rahmenprogramm, das in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung in Schaan angeboten wurde, konnten viele der in der Ausstellung angesprochenen Themen vertieft vor- gestellt werden. Die mehr als dreissig Veranstal- tungen, darunter Vorträge, Lesungen, Diskussio- nen, Filmvorführungen und Konzerte, fanden regen Zustrom. Auf besonderes Interesse sind auch die verschiedenartigen Kunstbeiträge von Evi Kliemand, Theres Marogg, Sunhild Wollwage, Her- bert Fritsch und Roland Korner gestossen. Von einer Reihe von Grossveranstaltungen, die im Rahmen der Ausstellung in den Fabrikhallen statt- gefunden haben, seien an dieser Stelle nur die Fei- erlichkeiten des Internationalen Liechtensteiner 
Presseclubs (LPC) anlässlich seines fünfundzwan- zigjährigen Bestehens erwähnt.32 In beachtlich kurzer Zeit hatte ein kleines Team in den stillgelegten Fabrik- und Lagerhallen die Ausstellung «Fabriklerleben», die nur gerade zwei- einhalb Monate dauern sollte, aufgebaut.33 Bereits wenige Tage nach der Eröffnung wurde der Ruf nach einer Verlängerung der Schau laut.34 Regie- rungsrätin Dr. Andrea Willi, Inhaberin des Ressorts Kultur, verlieh der Ausstellung anlässlich einer Pressekonferenz die Prädikate «erhaltens- und schützenswert».35 Überraschend gross war die Me- dien- und Besucherresonanz, wobei ein interes- siertes Zielpublikum aus Liechtenstein sowie aus der näheren und weiteren Umgebung des Landes 29) Vgl. «Die anderen so behandeln, wie ich es selber gerne habe...». In: LVoIksblatt, Mittwoch, 19. August 1992, S. 3. Weitere Information zur Person Rolf Spoerrys und über die Firmenschlies- sung bei Jansen (1994). 30) Dipl. Ing. Rolf Spoerry hat den gesamten Bestand des Firmenar- chivs, das für die Industriegeschichte Liechtensteins von hervorra- gender Bedeutung ist, dem Liechtensteinischen Landesarchiv zur Verwahrung übergeben. Darunter befinden sich Tagebuchaufzeich- nungen des Firmengründers, Arbeiterverzeichnisse und viele Planzeirhnungen aus den Gründungsjahren. Herzlichen Dank! 31) In 29 Führungen wurde 637 Schülerinnen und Schülern die Ausstellung erläutert. Viele Klassen waren eigens aus Vorarlberg und aus der Schweiz angereist. Die Schulen aus Liechtenstein machten vom Angebot des kostenlosen Eintritts und der kostenlosen Führung nur spärlich Gebrauch. 32) Vgl. «Medien gestern, heute und in Zukunft.» In: LVoIksblatt, Dienstag, 13. September 1994, S. 2. 33) Sie wurde als «nationale Ausstellung mit Ausstrahlung über die Landesgrenzen hinweg» bezeichnet. Vgl. Gabrielli (1994/2). 34) «Dass diese als Museum empfundene Schau wieder abgerissen wird, scheint absurd.» Vgl. Vogelsang (1994/1). 35) Medienkonferenz anlässlich der Feierlichkeiten zum fünfzigjähri- gen Bestehen des liechtensteinischen Denkmalschutzgesetzes. Vgl. LVaterland, Donnerstag, 25. August 1996, S. 1. 291
	        

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