Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

SPRACHWANDEL IN TRIESENBERG/UMFANG DER ARBEIT/TONI BANZER Prädikativ: Fem. Sg.: [d milch würd süürij (14) 'die Milch wird sauer' [d bira ischd füüli] (21) 'die Birne ist faul' Neutr.Pl: [d meiti sin chrängi] (9) 'die Mädchen sind krank' [d haar sin chürzi] (38) 'die Haare sind kurz' Während im Tal: [aaltifrau], [laami kua ], [aalti auto], [rooti hemper], [t melch wärt suur], [t bera isch fuul], [t määtla sin krank], [t höör sin korz] Merkmal 8: Vokalkürze im einsilbigen Wort vor auslautender Lenis Während die Talmundart lange Quantität beim Vokal in einsilbigen Wörtern vor auslautender Le- nis hat, unterscheidet sich Triesenberg diesbezüg- lich durch kurze Quantität.35 Beispiele: [tag](12) 'Tag', [ma](23) 'Mann', [bah- of](27) 'Bahnhof, [wäg](46) 'Weg' Während im Tal: [taag], [maa], [baahööf], [weeg] Merkmal 9: Konjugation der Verben gehen und stehen Die Triesenberger kennen besondere Formen für die 2. und 3. Person Singular Präsens der Ver- ben gehen und stehen. Laut Zinsli handelt es sich auch hier wieder um ein typisch walserisches Sprachmerkmal. Die Lautung unterscheidet sich deutlich von den gemeinalemannischen Formen der Talmundarten.36 Beispiele: gehen: [duu geischd] (58) [äär geid] (7) stehen: [duu schteischd] (46) [äär schteid] (33) 
Während im Tal: [duu gööscht], [äär gööt], [duu schtööscht], [eer schtbbt] KONSONANTISMUS Merkmal 10: Verschiebung von germ. <k> im An- laut zu mundartlichem [ch] Das fast in der ganzen Schweiz übliche anlau- tende [ch] aus germ. <k> wird auch in Triesenberg gesprochen, während das nicht-walserische Gebiet von Liechtenstein und Vorarlberg (mit einer Aus- nahme) die Aspirata [k] aufweist.37 Beispiele: [chääschnöpßi](3) 'Käsknöpßi', [chrischbomm] (18) 'Christbaum', [chaschta](20) 'Kasten', [chopfwee] (37) 'Kopfweh' Während im Tal: [keesknöpfli], [kreschbbmm], [kaschta], [köpfwee] Merkmal 11: Germanisch <s> wird zu mundartlich [sch] Das sicherste Kennzeichen zur Erkennung einer Walsermundart ist der sch-Laut, der bei allen Wai- sern aus germanischem <s> entstanden ist. «Während man fast nie für eine mundartliche Gemeinschaft ein einziges Merkmal anzugeben vermag, das nur ihr allein gehört und in die 29) Ebenda, S. 30. 30) Ebenda, S. 24. 31) Vgl. Gabriel 1981, S. 210 und 215, sowie Gabriel 1987, S. 27. Vgl. Karten bei Hotzenköcherle 1961, S. 215. 32) Gabriel 1981, S. 210f. und Gabriel 1987, S. 26. 33) Hotzenköcherle 1956. 34) Gabriel 1981, S. 216, und Gabriel 1987, S. 23. 35) Gabriel 1987, S. 32f. 36) Zinsli 1968, S. 165f. 37) Gabriel 1987, S. 26, und Gabriel 1981, S. 215. 23
	        

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