Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

Notarszeichen des Jo- hannes Dieprecht von 1465. Original im Vorarl- berger Landesarchiv in Bregenz, Urkunde Nr. 4902 
freien Künsten: der Grammatik, Rhetorik, Dialek- tik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Parallel zu dieser akademischen Ausbildung dürf- ten die geistlichen Weihen gelaufen sein, die Diep- recht sehr wahrscheinlich in Chur erhalten hat. Die Einzelheiten sind nicht bekannt; jedenfalls ist er - ebenfalls am 28. September 1465 - Priester des Churer Bistums. Ebenfalls parallel oder unmittelbar anschlies- send an diese akademische und geistliche Ausbil- dung lief eine Berufsausbildung als Notar. Diese spielte sich in der Regel so ab, dass man nach Ab- schluss des akademischen Studiums in die Lehre eines Notars eintrat, nach einigen Jahren eine Prü- fung ablegte und sich dann auf der Grundlage die- ser Prüfung entweder vom Papst oder vom Kaiser autorisieren liess. Dieprecht wurde vom Kaiser au- torisiert und in ein entsprechendes Notarsregister eingeschrieben; denn er nennt sich in dem wieder- holt zitierten Notariatsinstrument vom 28. Septem- ber 1465 «von kaiserlichem gewalt ain offner schryber vnd notari». Bei der Einschreibung in das Notarsregister pflegte sich der Notar als sein Markenzeichen ein Signet zuzulegen, mit dem er seine Notariatsakte beglaubigte. Dieses Signet musste sich von allen anderen Notarssigneten unterscheiden. Johannes Dieprecht traf eine ganz besondere Wahl, die sein Zeichen unverwechselbar machte: Auf einer ein- stufigen Basis mit der Inschrift «ananczapta» steht ein Dreiberg; die einzelnen Berge enthalten die Buchstabenfolgen «M» (= Magister, Maister), «Jo» (= Johannes) und «Die» (= Dieprecht); auf dem Drei- berg stehen wiederum zwei hälftig ineinander ge- schobene Herzen, die ebenfalls eine Buchstabenfol- ge enthalten; der erste Buchstabe ist infolge einer Beschädigung nicht mehr lesbar, die weiteren sind als «J» und «W» zu lesen; die Bedeutung dieser Buchstabenfolge muss vorerst offen bleiben (es mag sich um einen abgekürzten Sinnspruch bzw. ein Motto handeln). Auf die Herzen ist schliesslich noch eine vierzackige Krone aufgesetzt. Ein besonderes Rätsel gibt das Wort «ananczap- ta» auf. Das zunächst unverständlich erscheinende Wort erweist sich bei näherem Hinsehen als die 222
	        

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