SPRACHWANDEL IN TRIESENBERG/EINLEITUNG TONI BANZER Da in Triesenberg die geschlossene, verengte Vari- ante auftritt, wird angenommen, dass die Urheimat der heutigen Triesenberger einst der untere bzw. westliche Teil des deutschsprachigen Oberwallis war. Das gleiche gilt für die Davoser und Vorarlber- ger Walser, während die graubündnerische Rhein- walder-Kolonie, gemäss der überoffenen Ausspra- che des Phonems, ursprünglich aus dem oberen Oberwallis stammt. Als Ausgangslage für die Untersuchung präsen- tiert sich folgendes Bild: Die Triesenberger spre- chen eine alemannische Mundart, die ursprünglich aus dem unteren Oberwallis stammt. Alemanni- sche Mundart wird auch im übrigen Liechtenstein gesprochen. Die Mundarten können aber deutlich voneinander unterschieden werden, weil ihre Herkunftsgebiete in entgegengesetzten Ecken des alemannischen Sprachraums liegen. Walsermund- arten werden in der Literatur meist als höchstale- mannisch bezeichnet, die Liechtensteiner Mundart wird zum niederalemannischen Dialektgebiet ge- zählt.12 Der Grund, weshalb die Triesenberger, auch nach 700 Jahren in Liechtenstein, noch immer ihre Walsermundart sprechen, liegt wohl in der Abge- schiedenheit, in welcher die Gemeinde bis fast ins 20. Jahrhundert lebte. Zur Zeit der Einwanderung war die Talebene des heutigen Liechtenstein bereits von der alt- ansässigen Bevölkerung besetzt, so dass die Walser sich an den Hanglagen niederlassen mussten. Bis 1866/67 gab es keinen Fahrweg, um die mehr als 450 Höhenmeter vom Talgrund nach Triesenberg bequem zurückzulegen. Man wird deshalb anneh- men können, dass die Kontakte zu den Talbewoh- nern minimal waren. Für die sprachliche Entwick- lung bedeutet dies aber, dass die Triesenberger nur wenig von den übrigen Liechtensteinern beein- flusst wurden und so ihre Eigenständigkeit be- wahren konnten.
9) Zur Sprachgeschichte Liechtensteins vgl. Stricker 1981. 10) Zur Sprachgeschichte des Wallis vgl. Zinsli 1968 und Kreis 1958. 11) Zinsli 1968, S. 176f.; Bohnenberger 1913, S. 95; Gabriel 1987, S. 20 und 24. 12) König 1978, S. 138. 15