Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

DR. MED. PETER MARXER 1850 BIS 1885 RUDOLF RHEINBERGER ten nachgekommen, obwohl er als Arzt wusste, wie es um ihn stand. WOHLTÄTER Dr. Peter Marxer hinterliess ein beträchtliches Vermögen, dessen Verwendung er testamentarisch festlegte. Ausser seinen vier Geschwistern Anton, Adam, Barbara und Wilhelmina bedachte er: die Eschner Kirche für einen Hochaltar31 mit 2,000 fl., die Pfarrei Schellenberg mit 2,000 fl., die Benderer Rosenkranzbruderschaft mit 500 fl. und schliess- lich die Allgemeinheit für ein Waisenhaus in Ren- dern mit 14,000 fl. in Rargeld und einem grossen Grundstück auf dem Renderer Kirchhügel.32 Als Alternativbestimmung für den letzten Punkt legte er fest, dass, wenn mit dem Rau eines Waisenhau- ses binnen zehn Jahren nicht begonnen worden sei, 12,000 fl. für den Rau einer Kirche in Ruggell zu verwenden seien und die restlichen 2,000 fl. so- wie das Grundstück auf dem Renderer Kirchhügel im Ausmass von 1,200 Klaftern33 der Renderer Pfarrpfründe bzw. dem dortigen Frühmessfond zu- fallen sollten.34 In der Öffentlichkeit scheint die Ver- wendung des Stiftungsvermögens für den Bau eines Waisenhauses als Selbstverständlichkeit ge- golten zu haben und man befasste sich schon mit Fragen der praktischen Ausführung. Dies ist auch einem Brief35 aus dem Jahre 1886 zu entnehmen, worin es heisst: «Die Schwestern von Zams wollen nun eine Anstalt für Waisen und Kranke in Ben- dern erbauen. Mit der Stiftung des verstorbenen Dr. Marxer (14,000 fl. wird der Grund dazu gelegt. Mit der Zeit dürfte daraus eine Landesanstalt (ähn- lich wie in Valduna) werden.» Als Testamentsvollstrecker hatte Dr. Marxer den Benderer Pfarrer Franz Xaver Häusle36 bestimmt, der ein recht eigenwilliger Herr gewesen zu sein scheint. Welche politischen Auseinandersetzungen das Testament zur Folge hatte, und wie das gross- zügige Legat dann schliesslich dem Ruggeller Kir- chenbau und der Pfarrpfründe Rendern zugute kam, ist in der Riographie Dr. Wilhelm Schlegels37 geschildert. 
18) Siehe JBL 92, S. 160. 19) Siehe JBL 92, S. 191. 20) LLA, Landtagsakten v. 25. Mai 1882. 21) Schädler, Landtag, JBL 3 und JBL 94, «Dr. Albert Schädler», S. 54. 22) LLA Landtagsprot. v. 20. Sept. 1882. 23) Albert Schädler «Chronik». 24) Zu Graf Westphalen siehe JBL 94, «Dr. Albert Schädler», Fussnote 122, Seite 135 25) LLA, Landtagsprot. v. 20. Sept. 1882. 26) LLA, Landtagsprot. v. 20. Sept. 1882. 27) Siehe a. «Dr. Albert Schädler» in JBL 94, S. 101-150. 28) LLA, Protokoll d. Landtagssitzung v. 13. März 1884. 29) LLA, Protokoll d. Landtagssitzung v. 9. Juni 1884. 30) Totenbuch Bendern, PfA Be. 31) Offenbar stand der i. J. 1893/94 vollzogene Abbruch und Neuaufbau der Eschner Kirche sowie der Ersatz des Erasmus-Kern- Altares durch einen dem Zeitgeschmack entsprechenden «schöne- ren» Altar im Todesjahr Dr. Peter Marxers (1885) schon fest. (Siehe auch «Der Grotenrather Altar als Zeuge barocker Altarbaukunst» von P. Winands in JBL 84, S. 7-80). 32) Im Nachlass befanden sich auch noch einige Bücher, von denen folgende verkauft wurden: Schillers Werke, Meiers Lexikon, ein Kommersbuch und eine «Geschichte des Fürstenthums Liechten- stein» 1847, von Peter Kaiser, welch letztere um 50 Kreuzer einen Käufer fand. Jetzt im GAG. Schon zu seinen Lebzeiten hatte Dr. Marxer der Benderer Pfarrkirche ein Gemälde «Das Fegefeuer», damals «das grösste in den Kirchen Liechtensteins» geschenkt, ebenso zwei Engelstatuetten, früher im Vorzeichen der Kirche. 33) Das Grundstück ist heute mit Reben bepflanzt und liegt links des östlichen, zur Kirche hinaufführenden Weges. (Freundl. Mitteilung von Hr. Dr. Ernst Büchel, Gamprin) 34) LLA, Testament Dr. Peter Marxers vom 31. Mai 1885. 35) Peter Rheinberger an Fanny Rh. Brief v. 8. März 1886, RhAV. 36) Franz Xaver Häusle (1841-1921). Siehe JBL 34, S. 10. 37) «Dr. Wilhelm Schlegel» in JBL 91, S. 199/200. 161
	        

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