Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

vom Jahre 1816 an.2 Das Doktorat in Medizin und Chirurgie konnte in dieser Zeit im Kaiserreich Österreich nur mehr an den Universitäten Prag und Wien erlangt werden. Dieser Zustand dauerte fast 60 Jahre. Erst nach langen Kämpfen erhielt die Universität Innsbruck durch kaiserliche Ent- schliessung vom 7. April 1869 wieder eine vollwer- tige medizinische Fakultät.' Peter Marxer begann also sein Studium ein Jahr nach Eröffnung der Fakultät, als die Zahl der Neuimmatrikulationen kaum ein halbes Hundert betrug. Dies waren natürlich ideale Studienverhältnisse, auch wenn die vorhandenen Räumlichkeiten für die Vorlesun- gen und für praktische Übungen noch sehr be- schränkt waren. Die Zahl der Lehrkanzeln an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck betrug im Jahre 1870 zwölf.4 Im vorklinischen Studienabschnitt besuchte Peter Marxer folgende Vorlesungen und Übungen: - Anatomie bei Prof. Dr. Karl Dantscher - Sezierübungen bei Prof. Dr. Karl Dantscher - Physiologie bei Prof. Dr. Maximilian v. Vintsch- gau - Histologie bei Prof. Dr. Maximilian v. Vintschgau - Patholog. Anatomie bei Prof. Dr. Ferdinand Schott In den klinischen Semestern hörte er: - Allgem. Pathologie u. Therapie bei Prof. Dr. Anton Tschurtschenthaler - Pharmakognosie bei Prof. Dr. Anton Tschurt- schenthaler - Toxikologie bei Prof. Dr. Anton Tschurtschen- thaler - Spez. med. Pathologie und Therapie bei Prof. Dr. Otto Rembold - Chirurg. Pathologie u. Therapie bei Prof. Dr. Karl Heine - Ophthalmologische Pathologie und Therapie bei Prof. Dr. Ludwig Mauthner - Geburtshilfe u. Gynäkologie bei Prof. Dr. Virgil Mayrhofer - Gerichtliche Medizin bei Prof. Dr. Eduard Hofmann - Physiologische Chemie bei Prof. Dr. Richard Maly 
Nach dem Wintersemester 1875/76 erfolgte die Promotion Peter Marxers zum Dr. med. univ. am 29. März 1876. Eine schriftliche Dissertation wur- de damals in Innsbruck nicht verlangt, das Dokto- rat galt auch als Staatsexamen.5 Weitere Einzelheiten aus dem Leben Peter Mar- xers während seiner Studienzeit in Innsbruck sind uns nicht bekannt. Der Umstand aber, dass sich in seinem Nachlass ein Kommersbuch befand, legt die Vermutung nahe, dass er einer Studentenverbin- dung angehörte. TÄTIGKEIT ALS PRAKTISCHER ARZT IN BENDERN Es scheint, dass Marxer nach Abschluss des Stu- diums keine weitere klinische Ausbildung mehr genoss, sondern gleich im Frühjahr 1876 seine eigene Praxis in Rendern eröffnete. Die Legitima- tion dazu war das soeben erworbene Doktorat, denn nach dem neuen Sanitätsgesetz vom Jahre 1874'' wurde in Liechtenstein zur Ausübung des ärztlichen Rerufes nicht mehr ein deutsches Dok- torat, wie bis anhin, sondern ein österreichisches Doktorexamen gefordert. Im Mai 1876 wurde Dr. Peter Marxer schon mit der Pockenimpfung in einer Reihe von Gemeinden betraut.7 Noch im gleichen Jahr wurde an einer Rürgerversammlung, die am 3. Dez. 1876 im Schulhaus in Gamprin abgehalten wurde, be- schlossen, «dem Menschenarzt Peter Marxer» von den fünf Gemeinden des Unterlandes ein jährliches Wartegeld von 500 fl. auszurichten, «wenn der- selbe seinen Wohnsitz in der unteren Landschaft 2) Ebenda. Bd. I 3) Ebenda. 4) Ebenda, Bd. II. 5) Mitteilung von Prof. Dr. G. Oberkofler, Universitätsarchiv Inns- bruck, v. 11. Dez. 1991. 6) LGB1. 1874 Nr. 3. 7) LLA, AS, 27/2. 156
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.