Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

SPRACHWANDEL IN TRIESENBERG/EINLEITUNG TONI BANZER Einleitung FRAGESTELLUNGEN UND ZIEL DER UNTER- SUCHUNG Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Sprachwan- del in der Gemeinde Triesenberg im Liechtenstei- ner Oberland. Im Bergdorf Triesenberg wird eine Walsermund- art gesprochen, die sich deutlich von den Mundar- ten der anderen zehn Gemeinden des Landes ab- hebt. Die Vorfahren der Triesenberger sind vor mehr als 700 Jahren aus dem Wallis in Liechten- stein eingewandert und bilden sprachlich seit die- ser Zeit eine höchstalemannische Insel in nieder- alemannischer Umgebung. Die Bewahrung der sprachlichen Eigenständigkeit war für die Triesen- berger wohl nur deshalb möglich, weil sie bis ins 20. Jahrhundert in relativer Abgeschiedenheit un- ter ihresgleichen lebten. Heute scheint die urchige Triesenberger Mundart aufgrund der zahlreichen Fremdeinflüsse an Substanz zu verlieren und sich derart auffällig zu wandeln, dass es jedem Einhei- mischen bewusst ist. «Die Jungen können keinen Dialekt mehr» oder «Heutzutags schämen sich die Jungen, ihren Dialekt zu gebrauchen». Solche und ähnliche Aussagen hört man immer wieder, wenn man sich mit älteren Triesenbergerinnen und Trie- senbergern unterhält, und selbst die Jungen sind der Meinung, dass ihre Grosseltern ganz anders reden als sie selbst. Die Arbeit versteht sich in erster Linie als quan- titative Analyse der Sprachwandelprozesse in Trie- senberg mit dem Ziel, phonologische und mor- phologische Veränderungen in der Mundart der Triesenberger zu erfassen sowie soziale Faktoren zu bestimmen, welche die Wandelvorgänge beein- flussen. Hierzu lassen sich folgende zentrale Fra- gen, die das Interesse der Studie kennzeichnen, formulieren: 1. Welche Veränderungen sind derzeit in der Triesenberger Mundart beobachtbar, d. h., welche Merkmale werden nicht mehr oder nur noch teil- weise gemäss der Basismundart gebraucht und welche Merkmale der Triesenberger Mundart zei- gen sich konstant, d. h., sind nicht im Wandel be- griffen und werden von den Triesenbergerinnen 
und Triesenbergern in allen Kontexten gemäss der Basismundart produziert? 2. Welche extralinguistischen, d. h., sozialen Faktoren, beeinflussen den Sprachwandel in wel- chem Mass? Die Frage nach sprachlichen Zusammenhängen bei einzelnen Mundartmerkmalen, also ob es lin- guistische Gemeinsamkeiten bei den Merkmalen, die variablen Gebrauch zeigen, gibt und ob auch bei den Merkmalen, die konstant sind, solche zu finden sind, wird nur am Rande berührt werden. Die Auswahl der untersuchten Merkmale ist dies- bezüglich nicht strukturiert worden. 1 1
	        

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