KULTURGUT AUS LIECHTENSTEIN - ABGEWANDERT ODER VERLOREN / NORBERT W. HASLER Kriegerische Ereignisse bringen nicht nur seit jeher grösstes Leid und Schrecken über die Menschheit, sie führen in der Regel auch zu Zerstörung und un- wiederbringlichem Verlust am Kulturgut der be- troffenen Länder. Verheerende Beispiele von uner- messlichem Ausmass sind aus diesem Jahrhundert bis in unsere Tage zur Genüge bekannt. Nicht im- mer blieb unser Land von kriegerischen Auseinan- dersetzungen verschont. So berichtet Johann Ge- org Heibert, der Verfasser der sog. Helbert-Chro- nik, zum Kriegsjahr 1799: «Am 3., 4. und 5. März 1799 marschierten viele französische Truppen durch die Schweiz herauf. Allein man vermutet, dass selbe in das Bündnerland eindringen möch- ten. Am 6. März aber, morgens 7 Uhr, geschah all- hier ob Bendern der Überfall über den Rhein mit Beihilfe der Schweizer, die viele auf Wagen herüber führten . . . Ganz unverhofft kamen sie in diese Dörfer. Sie plündern alles, Wein, Fleisch, Käs, Schmalz, Schweine, viel Vieh, auch alle Betten, Tuch, Zinn und Kupfergeschirr, in den Kirchen die Kelche, Monstranzen und andere Kostbarkei- ten . . . Die in Bendern haben sehr viel gelitten, weil sie die Ersten waren. Im Pfarrhof ist gar und gänzlich alles ruiniert worden, in der Kirche alles geraubt und vieles zerschlagen. Allein dem Mutter- gottes-Altar ist kein Leid widerfahren. Das Dorf Mauren ist rein ausgeplündert. Die in Nendeln ha- ben am meisten gelitten, sie waren nicht nur rein ausgeplündert, sondern man verbrannte ihnen alle Zäune und Ställe . . .»' (Abb. 1) Unwissenheit, Unverstand und Habsucht sind wei- tere, nicht zu unterschätzende Gefahren für den Erhalt des kulturellen Erbes. Johann Baptist Büchel (Abb. 2) berichtet in seiner Geschichte der Pfarrei Schaan u.a. über die Aus- grabungen bei St. Peter von 1850: «Bei den jüng- sten Grabungen wurden neue Entdeckungen ge- macht. Es hatte beinahe den Anschein, als sei an
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CM föt*~* £jf Abb. 1: Aus der Heibert- Chronik. Schilderung der kriegerischen Ereignisse vom 6. März 1799. 1) Die Helbert-Chronik, im Besitz der Gemeinde tischen, wird im Archiv des Liechtensteinischen Landesmuseums verwahrt. Vgl. Johann Baptist Büchel: Auszug aus der Chronik des Jakob Heibert (i.e. Johann Georg). In: JBL 29 (1929), S. 65-138. 405
