Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

er seine Ausführungen auf Hans Wahls Entdeckung von Kaysers Ausgabenbuch, und er schloss auch die Strecke über liechtensteinisches und österrei- chisches Territorium bis zum Bodensee mit ein.4 In späteren liechtensteinischen Veröffentlichungen über Goethes Vaduzer Übernachtung wird meist auf Poeschels Aufsatz verwiesen.5 Poeschel spricht vom «höchst nüchternen Zeug- nis», das Kaysers Ausgabenbuch in bezug auf Goe- thes Itinerarium für diese Reise darstellt.6 Schon im Jahr 1906 wurde allerdings ein noch nüchterneres Zeugnis darüber veröffentlicht. Es handelt sich um einen schematischen Kalender in Tabellenform über Goethes Reise in Italien, vom Dichter selbst verfertigt, welcher in den Paralipomena 
zur Ita- liänischen Reise in der Weimarer Ausgabe von Goethes Werken erschien.7 Gegen das Ende, für das Jahr 1788, liest man unter den Überschriften «Monat und Feste» (in der ersten Spalte) bzw. «Localitäten und Merkwürdigk.» (in der zweiten Spalte) folgendes: Juni 1 Vaduz / 2 Feldkirch / Busach am Boden See (mit «Busach» ist Fussach gemeint).8 In gewisser Hinsicht ausführlicher ist das vorher- gehende Tagesregister einer Italiaenischen Reise.9 Dieser Kalender beruht auf tagebuchartigen Auf- zeichnungen, die zum Teil nicht mehr erhalten sind; der Grossteil wurde von Caroline Ulrich, der späteren Gattin von Goethes Freund und Mitarbei- ter Friedrich Wilhelm Riemer, niedergeschrieben.10 Die letzten Eintragungen, die den Monat Juni im Jahr 1788 betreffen, erfassen gerade die liechten- steinisch-österreichische Strecke von Goethes Rückfahrt. Sie enthalten die gleichen Angaben wie das Schema: Juni / 1. Vaduz / 2. Feldkirch. / Abends Busach am Bodensee.11 Diese minimalen Angaben sind im kleingedruckten Apparat 
zur Italienischen Reise so gut wie verlo- rengegangen. Wenn die liechtensteinischen Gelehr- ten ungefähr ein halbes Jahrhundert früher diese Details entdeckt hätten, hätten sie sich gewisse ein- schlägige Mutmassungen ersparen können! 
4) Poeschel: Bodenseebuch, S. 41. 5) Z.B. Robert Allgäuer: Goethe in Vaduz. Einleitender Aufsatz in bibliophiler Ausgabe von Johann Wolfgang Goethe: Novelle. Liech- tenstein Verlag. Vaduz, 1971; Allgäuer erwähnt übrigens auch Hans Wahl. (Als erster Landesbibliothekar von Liechtenstein legte Robert Allgäuer die imposante Sammlung von Liechtensteinensia an, die von seinen Nachfolgern in der Landesbibliothek weitergeführt und ergänzt wurde.) - Franz Büchel: Gemälde berühmter Gäste in Liech- tenstein. In: Fürstentum Liechtenstein. Die Briefmarkenausgabe vom 7. Dezember 1981. Vaduz, 1981, S. 15-18. 6) Poeschel: Bodenseebuch, S. 41. 7) Goethes Werke. Verlegt bei Hermann Böhlaus Nachfolgern. Weimar, 1887-1919 (Nachdruck: München, 1987). Hier Abt. 1, 32. Bd., 1906, S. 482-489; siehe auch S. 434. Dieses Schema wurde auch in der Gedenkausgabe von Goethes Werken (11. Bd., Zürich, 1950, vgl. S. 977) veröffentlicht, aber nicht in den meisten Ausgaben (z.B. in der neuesten, massgebenden Münchner Ausgabe von 1992 findet man es nicht). 8) Ebda (Weimarer Ausgabe), S. 488. 9) Ebda, S. 471-480. 10) Siehe ebda, S. 471. 11) Ebda, S. 480. ANSCHRIFT DES AUTORS Dr. Graham Martin Department of Modern Languages University of Strathclyde GB-GLASGOW Gl 1XH 340
	        

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