Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

Fürst Johanns I. von Liechtenstein verhinderte dies, wie Georg Schmidt gezeigt hat. Die Belastun- gen des napoleonischen Bündnisses nahmen zu, besonders die fortwirkenden Kriege, in denen, vor allem in Russland 1812, die unter Max Josef refor- mierte Armee schwer mitgenommen wurde, und die Kontinentalsperre. Die bayerische Regierung hatte stets mit einem schliesslichen Scheitern Na- poleons gerechnet, aber Max Josef fiel es dann doch schwer, sich von dem auseinanderbrechen- den Empire des Kaisers der Franzosen zurückzu- ziehen; aber er trat 1813 dann doch klugerweise rechtzeitig auf die Seite der Verbündeten und rette- te damit für sein Land die Errungenschaften der napoleonischen Zeit. Am Ende stand dann die staatliche Gestalt Bayerns, die - abgesehen von der Pfalz - noch heute besteht. Salzburg und Tirol gingen verloren, dafür gewann man 1816 die links- rheinische Pfalz zurück, eine Erinnerung an die zweite Säule der Dynastie. Damit hatte sich die «Grossbayern»-Konzeption Max Josefs und Mont- gelas' durchgesetzt; Franken und das östliche Schwaben wurden in das bayerische Territorium integriert; die «Grosspfalz»-Träume Karl Theodors versanken endgültig. Noch in der napoleonischen Zeit hatte sich Max Jo- sef für den Ausbau Münchens eingesetzt. Nach der Neukonsolidierung von 1815 liess Max Josef 1817 Montgelas fallen, gegen den schon lange Zeit der frankreichfeindliche Kronprinz Ludwig opponiert hatte. 1818, im gleichen Jahr wie Liechtenstein, setzte Bayern als eines der ersten Mitglieder des Deutschen Bundes seine Verfassung in Kraft, die Montgelas zwar vorbereitet, aber immer wieder hinausgezögert hatte. Die Verfassung, die durchaus noch altständische Züge trug, verstärkte die Popu- larität des Königs; dieser war allerdings dann von der Opposition des ersten Landtags schwer ent- täuscht. Das Konkordat von 1817 entspannte die Situation mit der Kirche; das Gemeindeedikt von 1818 machte die völlige Entmachtung der Kommu- nen wieder rückgängig. Der staatliche Konsolidie- rungsprozess, die Schaffung des modernen Bayern wurde am Ende der Regierungszeit des ersten Kö-nigs 
in ruhigere Gewässer überführt. König Max Josef starb 1825. Sein Nachfolger, Ludwig I., sollte diese Linie wei- terführen, die revolutionäre Staatsgründung mit den nachwirkenden Traditionen des Landes zu ver- binden. Er war im Sinne eines aufgeklärten Katho- lizismus erzogen, aber auch in einem ausgeprägten Gottesgnadentum, dessen entschiedenes Festhal- ten - trotz aller freiheitlicher Züge - ihn immer stärker in Konflikte mit dem Zeitgeist führte. Seine Studien in Landshut und Göttingen sowie eine Itali- enreise 1804 haben den König in romantischem Geist geprägt. Offizier der bayerischen Armee, wurde er zum Gegner Napoleons - doch er bemüh- te sich mit grossem Engagement um die neuerwor- benen Gebiete Salzburg und Franken. Von den po- litischen Entscheidungen war der Kronprinz lange fern gehalten worden - jedoch stürzte er 1817 Montgelas, auch hatte er massgeblichen Anteil an der Verfassung und an der Abmilderung der Karls- bader Beschlüsse von 1819, die sich gegen die libe- rale Bewegung richteten, für das Königreich Bay- ern. Dennoch praktizierte Ludwig L, 1825 König gewor- den (-1848), eine ausgeprägte Form der Selbstre- gierung, welche die Minister in die zweite Linie zurückdrängte. Neben seinem Herrscherverständ- nis dürften hier die Erfahrungen von Montgelas' beherrschendem Einfluss eine Rolle gespielt haben. So regierte Ludwig prinzipiell aus dem Kabinett, geriet dadurch allerdings auch persönlich unter den Beschuss der Opposition. Ohne Zweifel war der König ein sehr bedeutender Herrscher. In die Ge- schichte ist er vor allem als Kunstmäzen eingegan- gen - aber er förderte auch die Erneuerung des bayerischen Katholizismus, ebenso wie die deut- schen Zollunionspläne von 1832, die er mit ande- ren wirtschaftlichen Massnahmen verband, insbe- sondere mit der Sanierung der seit den Tagen Kur- fürst Max Emanuels desolaten bayerischen Staats- finanzen. Schon Max Josef hatte eine starke Kunstförderung betrieben. Ludwig I. machte seine Hauptstadt zu einem Isar-Athen. Schon als Kronprinz hatte er mit einer überaus intensiven Sammlertätigkeit begon- 174
	        

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