Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

DAS HAUS BAYERN - ZEHN JAHRHUNDERTE WITTELSBACHISCHE GESCHICHTE / VOLKER PRESS rikshald, wobei bis heute nicht geklärt ist, ob es auch eine feindliche Kugel war, die ihn traf. Damit aber war die schwedische Grossmachtstellung zu Ende gegangen, nachdem Karl XII. für seine Kriege Tausende schwedischer Soldaten geopfert hatte. Als Stratege und militärischer Held aber hat er bei den Zeitgenossen und auch später beträchtliche Bewunderung auf sich gezogen. Seine Schwester Ulrike Eleonore (1718-1720/41) folgte ihm auf den Thron und überliess 1720 die Regierung ihrem kö- niglichen Gemahl Landgraf Friedrich I. von Hes- sen. Nach dem Tode Karls XII. gewann der Adel abermals das Übergewicht und brach die absolute Macht der Krone; die Adelsparteien der profranzö- sischen «Hüte» und der prorussischen «Mützen» rangen um den Einfluss im Staat. Ulrike Eleonore starb 1741, ihr Mann Friedrich 1.750. Die Distanz der schwedischen Wittelsbacher zum Stammhaus Zweibrücken war deutlich; schon Karl X. Gustav überliess die Apanageherrschaft Klee- burg seinem Bruder Adolf Johann (1654-1689), Karl XL erbte 1681 das eigentliche Herzogtum. Er und Karl XII. Hessen es durch Gouverneure regie- ren, ohne dass es in ihren politischen Überlegun- gen eine wesentliche Rolle gespielt hätte. Der rei- che schwedische Besitz in Norddeutschland war wichtiger; ganz offenkundig hatten sich die schwe- dischen Wittelsbacher aus dem pfälzischen Fami- lienverband gelöst. Da Ulrike Eleonore nach sali- schem Recht nicht erbfähig war, fiel das Herzogtum Zweibrücken 1718 an den Pfalzgrafen Gustav Sa- muel (1718-1731, in Kleeburg seit 1689), der sich durch eine rege Bautätigkeit auszeichnete; an ihn erinnert vor allem das Zweibrücker Schloss. Wohl im Zusammenhang mit Eheproblemen war er 1696 zum Katholizismus konvertiert, eine weitere Di- stanzierung von den Schweden, und heiratete dann das Hoffräulein Louise Dorothea von Hoffmann, das zur Gräfin von Forbach erhoben wurde. Inzwi- schen waren weite Teile Pfalz-Zweibrückens von der expansiven französischen Reunionspolitik er- fasst worden, die zeitweilig sogar mit dem Einzug der Metzer Stiftslehen drohte; selbst die Besitzun- gen des Schwedenkönigs verschonte man nicht - so geriet ein Grossteil des Herzogtums unter französi-sche 
Souveränität, was eine besondere Anbindung an den Hof zu Versailles bedeutete. Nach dem Tode Pfalzgraf Gustav Samuels kam die jüngste Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, gegen die Ansprüche Kurfürst Karl Philipps von der Pfalz, an die Regierung. Ihr Stammvater war der jüngere Bruder Pfalzgraf Johanns I., Karl (1569/84-1600), der als relativ bescheidenes Deputat den zwei- brückischen Anteil am zweibrückisch-badischen Kondominat der Hinteren Grafschaft Sponheim er- hielt und in der Stadt Birkenfeld seine Residenz nahm. Der entschieden lutherische Karl machte den Übergang Johanns I. zum Calvinismus nicht mit, was zu zeitweiligen Spannungen führte - und blieb zeitlebens bewusst im Schlepptau des älteren Bruders Philipp Ludwig und seines Mentors Mark- graf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach ein treuer Konkordienlutheraner, der sich auf sei- nem Territorium gegen den katholischen Condomi- nus Baden-Baden durchsetzte. Sein älterer Sohn Georg Wilhelm (1600/09-1669) suchte das Länd- chen verzweifelt aus den Wirren des Dreissigjähri- gen Kriegs herauszuhalten, während sein Bruder Christian L, der durch seine Ehe mit einer Tochter Johanns II. von Zweibrücken Besitzer der Herr- schaft Bischweiler (1630-1654) wurde, im Dreis- sigjährigen Krieg für die evangelische Sache focht. Wichtiger wurde Pfalzgraf Christian II. (1654 bzw. 1671-1717), der auch das Erbe in Birkenfeld an- trat; er erheiratete die elsässische Grafschaft Rap- poltstein. Dagegen schloss sein Bruder Johann Karl eine zweite unstandesgemässe Ehe mit Ester Maria von Witzleben, doch kämpfte er um das Erbe sei- ner Kinder, wobei er sich mit Hilfe des Reichhofs- rats durchsetzte - er hatte 1683 das sogenannte «Neuburger Deputat» erhalten und nahm seinen Sitz im sogenannten Fürstenhof in der an Kurpfalz und Hanau verpfändeten Reichsstadt Gelnhausen. So entstand die Linie Pfalz-Zweibrücken-Gelnhau- sen. Christian III. (1717 bzw. 1731/3-1735) hatte eine französische Militärkarriere gemacht und hei- ratete spät die 30 Jahre jüngere Karoline, Tochter des französischen Heerführers Graf Ludwig Crato von Nassau-Saarbrücken. Er starb zwei Jahre nach seinem faktischen Regierungsantritt im Herzogtum 171
	        

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