Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

senkorrekturen wurden die Baufundamente ange- graben, so dass diese mit den der Strasse zuge- kehrten Ecken unterfangen und gestützt werden mussten.) Das Wohngeschoss betrat man über eine Stiege, die an der Südfassade ins Gelände verlegt war. Ein in Tuff gewölbter Eingang, flankiert von einem kleinen Fensterlein, führte ins Wohnge- schoss. Ein langer, damals noch nicht unterkeller- ter Hausgang lag in nordsüdlicher Richtung und wies die heutigen Ausmasse auf. Eine Türe führte gegen Westen ins <Schöne Zimmeo. Drei dreiglied- rige Reihenfenster in einer Breite von ca. 6 Metern erhellten den Raum. Im Innern lagen die flachen Bogen der Fenster auf zwei, den Fenstern vorge- stellten, achteckigen Tuffsäulen. Gegen aussen be- grenzten gefasste Tuffelemente die Fensteröffnung. Der Innenraum war mit Holz getäfert, und ein kunstvoll geschnitztes Fries mit gotischer Zierat lei- tete zur Holzdecke über, die zur Gänze erhalten ist. Decke und Täferung ermöglichen eine relativ ge- naue Datierung des ersten Hauses... Im zweiten Stockwerk lagen gegen Westen hin die Schlafzim- mer, die von einem gleich angelegten Gang wie im Wohngeschoss zugänglich waren. Hangwärts be- fanden sich damals noch keine Zimmer. Das Zim- mer in der Südwestecke bot eine kleine Überra- schung. Es kamen ergänzbare Teile einer gotischen Wandkonstruktion und Täferung zum Vorschein. Auch dieses Zimmer vermittelt gut den Eindruck spätgotischer Wohnkultur. Vermutlich deckten Biberschwanzziegel das gegen Westen breitgela- gerte, in nordsüdlicher Richtung aber sehr schmale Haus ein. Die Traufseiten lagen etwas höher als heute; die Firsthöhe war jedoch geringer. Ein Sat- teldach von leichter Neigung deckte das Haus. Die Fassaden waren ockeriggrau verputzt, und die Hausecken gegen Westen zierten in bündnerischer Manier aufgemalte Eckquadern.»2 Die Erbauer des Hauses sind nicht bekannt. Das Brandisische Urbar (1505/1510) nennt das Haus bereits als Gasthaus. 1637 verkaufte der Zöllner und Wirt Koch das Haus «Zum Hirschen», wie es damals hiess, für 1685 Gulden an Graf Kaspar von Hohenems. Im Laufe der Zeit - schon vor dem Ver- kauf an die Grafen von Hohenems - kam es zu ver-schiedenen 
Umbauten, ebenso im 17. und 18. Jahr- hundert. U.a. wurde die Dachform geändert: Der Giebel wurde erhöht und gegen die Strasse hin mit einem Krüppelwalm versehen. Durch den Kauf der Herrschaftsrechte der Grafschaft Vaduz durch das Fürstenhaus Liechtenstein gelangte auch dieses Gebäude, das zu den repräsentativsten Bauten von Vaduz zählt, in fürstlichen Besitz. Es wurde fürst- liche Taverne und Zollstätte. Weitere Zu- und Um- bauten erfolgten 1810 unter Landesverweser Josef Schuppler.3 Ebenso wechselte der Name der Taver- ne vom «Hirschen» zum «Adler». Mit dem Abschluss des Zollvertrages zwischen Liechtenstein und Österreich von 1852 war die Auf- gabe des Hauses als Zollstätte beendet; 1856 wurde der Gastbetrieb in der Taverne «Zum Adler» einge- stellt. In den Jahren 1865 bis 1905 diente das Haus als Sitz der Fürstlichen Regierung. Aus Privatbesitz gelangte der stattliche, wenn auch renovationsbedürftige Bau schliesslich wieder in Landesbesitz und wurde in den Jahren 1968-1971 für die Zwecke eines Liechtensteinischen Landes- museums umgestaltet und renoviert. Diesem Zweck durfte er mit seiner einmaligen architektoni- schen Atmosphäre in hervorragender Weise genau 20 Jahre dienen. 440
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.