Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

DAS LIECHTENSTEINISCHE LANDESMUSEUM VADUZ 1972-1992 / NORBERT W. HASLER AUS DER GESCHICHTE DES LANDESMUSEUMS Im Jahre 1892 fasste der damalige Landesverweser Friedrich Stellwag von Carion, ein fürstlicher Be- amter, den Plan, in den ehemaligen Kasernenloka- litäten auf Schloss Vaduz ein Museum mit histori- schen Altertümern einzurichten. Sein Plan fand Zu- stimmung und finanzielle Unterstützung bei Fürst Johannes II. von Liechtenstein. Stellwag von Carion gab seiner Gründung den Namen «Fürstliches Lan- desmuseum». Er starb jedoch bereits 1896 und er- lebte somit die Eröffnung seines Museums nicht mehr. Bald nahm sich der im Jahre 1901 gegründete Hi- storische Verein für das Fürstentum Liechtenstein der Aufgabe an, eine Sammlung von wertvollem Kulturgut anzulegen. Als 1905 die grundlegende Renovation von Schloss Vaduz in Angriff genom- men wurde, gelangte die damalige bescheidene Sammlung des Landesmuseums ins neue Regie- rungsgebäude. Die Sammlung bestand vorwiegend aus archäologischen Funden. Nach weiteren Irrfahrten wurde 1954 im obersten Stockwerk der neuerbauten Liechtensteinischen Landesbank in Vaduz das Museum eröffnet. Die Sammlung konnte nun um zahlreiche Gebiete er- weitert und zielstrebig ausgebaut werden. Leiter des Museums war der unvergessene Dr. h.c. David Beck. 1967 erwarb das Land Liechtenstein ein geeignetes Gebäude aus privater Hand, mitten in Vaduz gele- gen, das selbst eine historische Vergangenheit be- sitzt. Durch Architekt Hans Rheinberger aus Vaduz wur- de das Gebäude in den Jahren 1968-1971 reno- viert und für Museumszwecke umgebaut. Im April 1972 fand die Neueröffnung des Liechtenstei- nischen Landesmuseums, nun eine Stiftung des öffentlichen Rechts, statt. Was war bis zur Schliessung des Liechtensteini- schen Landesmuseums im Juni 1992 zu sehen? Die Ausstellung des Liechtensteinischen Landes- museums vermittelte dem Besucher anhand ar- chäologischer, historischer, kunsthistorischer und 
volkskundlicher Objekte einen vielfältigen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Landes. Die Exponate zur Ur- und Frühgeschichte stam- men, abgesehen von einzelnen Streufunden, aus Grabungen im Landesgebiet. Die Römerzeit war mit zahlreichen Fundstücken, Münzen und einem Modell des spätrömischen Ka- stells von Schaan dargestellt. Aus alemannischen Friedhöfen wurden Totenbei- gaben in Form von Schmuck und Waffen gezeigt. Die volkskundlichen Exponate sind Zeugnisse der kulturellen Gemeinschaft mit den Nachbarn über dem Rhein, in Graubünden und Vorarlberg, während die Schnitzwerke kirchlicher Kunst hauptsächlich aus dem süddeutschen Raum und dem benachbarten Vorarlberg stammen. Ausge- wählte Stücke aus der Waffensammlung des Regie- renden Fürsten von Liechtenstein waren eine be- sondere Sehenswürdigkeit des Liechtensteinischen Landesmuseums. Seit der Gründung des Reichsfürstentums Liechten- stein im Jahre 1719 besteht das Recht des Fürsten- hauses, für unser Land Münzen prägen zu lassen. Neben den mittelalterlichen Münzfunden von Va- duz und Schellenberg waren liechtensteinische Münzen zu sehen, die im Lande in Umlauf waren. In einem erst 1989 eingerichteten Graphikkabinett wurden aus der umfangreichen graphischen Sammlung des Liechtensteinischen Landesmu- seums Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphi- ken mit reizvollen Ansichten landschaftlicher Schönheiten Liechtensteins aus dem 18. und 19. Jahrhundert gezeigt. Zu den bedeutendsten Ex- ponaten des Liechtensteinischen Landesmuseums aus dem archäologischen Bereich zählten neben neolithischen Keramikgefässen, wie etwa dem Henkelkrug vom Lutzengüetle/Gamprin, ca. 4000 v. Chr., die rätisch-keltischen Bronzevotivfiguren von Gutenberg bei Balzers aus der 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. und die stilistisch überaus interessante alemannische Bronzezierscheibe aus einem Frauengrab in Schaan aus dem 7. nach- christlichen Jahrhundert. 437
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.