Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

DER «SPECKI-KOLOSS» / EINE ABGEGANGENE KULT- STÄTTE IN SCHAAN? / HARALD WANGER von «Fanolabödile» dazu auserwählt. Obwohl sich in den Protokollen des Gemeinderates kein Hinweis in dieser Angelegenheit finden lässt,32 scheint die Anregung dazu von der Gemeinde Schaan erfolgt zu sein. In den Akten der Gemeinde finden sich eine «Taglohn-Liste über nachstehende Zeit vom 10. August bis 8. September 1933»,33 in welcher die «Ausgaben, transportieren + Stellen des Denk- steins an der Zollstrasse . . .»34 zusammengestellt sind, wie auch die Kopie einer Anweisung der Fürstlichen Regierung vom 11. Oktober 1934 an die Landeskassa, in welcher der Gemeinde an die Kosten des Gedenksteines Fr. 300.- zugesprochen werden. Leider sind die in der Anweisung ver- merkten Beilagen, die an die Gemeinde Schaan zurückgesandt worden sind, nicht mehr vor- handen. Wie sich Alt-Regierungschef Dr. Alexander Frick erinnerte, sollen die kleineren Steine damals über den Abhang hinuntergerollt worden sein, so dass der Platz heute keine Spuren der früheren Anlage mehr aufweist. Gemäss Überlieferung stammen die beiden Findlinge an der Südwestecke der Anlage bei der Pfarrkirche in Schaan von jener Stätte. Der bemerkenswertere der beiden Steine hat die Form eines angeschnittenen regelmässigen Kegelstump- fes.35 In den grossen Gneisblock, der als Denkmal am 24. September 1933 eingeweiht worden ist, sind die Worte eingemeisselt: «Erinnerung an die grosse Rheinkatastrophe am 25. September 1927, Dank allen edlen Helfern und Spendern in der Not.» Die Änderung der Strassenführung im Jahr 1977 erfordete eine Versetzung des Gedenksteins. Dabei kam eine handgeschriebene Urkunde zum Vor- schein, die Auskunft über die Errichtung des Denk- mals gibt: «Der Denkstein zu diesem Anlasse stammt vom St. Gotthard i.d. Schweiz und wurde gefunden rechts oberhalb des Vanolabodens in Schaan, der noch eine der wenigen Stellen Liech- tensteins ist, die seit der Eiszeit noch nicht den Un- bilden der Rüfen und Bergstürze zum Opfer gefal- len sind. Aus seiner 750 m über dem Meere gelege- nen Höhe wurde dieser Stein im Gewichte von ca. 260 q, auf die Initiative des derzeitigen Vorstehers 
... zur Erinnerung auf die Stätte an der Zollstrasse zwischen Schaan und Buchs, an jene Stelle, wo das Wasser des Rheins sich am ärgsten ergoss, gestellt. Nur mit 2 sog. Stockwinden ohne Kran oder andere neuzeitliche Hilfsmittel wurde der Stein in der Zeit von 12 Tagen an diesen Ort befördert, 4 km von seinem Jahrtausende alten Sitz... »35 32) Protokolle des Gemeinderates Schaan 1932 und 1933 im GAS. 33) GAS. 34) Nach Ausweis der «Taglohn-Liste» fand der Transport des Find- lings vom «Fanolabödile» zur Steinhauerwerkstatt Gottfried Hilti in Schaan zwischen dem 10. August und dem 8. September 1933 statt. Beteiligt waren die Arbeiter Konrad Wenaweser, Franz Wenaweser, Josef Wenaweser. Thomas Jehle, Oskar Röckle und Anton Walser, alle aus Schaan. 35) JBL 26 (1926) erwähnt auf Seite 136 Grabungen des Histori- schen Vereins «in Vanola oberhalb Schaan» und einen dabei «vorge- fundene(n), bearbeitete(n) kegelstumpfförmige(n) Gneisblock - ein Findling, wie sich solche am Orte im Naturzustand ziemlich viele finden . . .» 36) Vollständiger Abdruck und verkleinertes Faksimile der Urkunde in: Falk, Jakob: Schaaner Heimatbuch, 2. Folge; Schaan im Banne der drei Landesnöte: Rhein - Rüfe - Föhn. Schaan, 1977, S. 123-125. 377
	        

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