Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GUSTAV RITTER VON NEUMANN FLORIN FRICK Ein Ensemble besonderer Art bilden das Beneficia- tenhaus (1896) und die Kapelle auf dem Semme- ring. Die beiden Bauten befinden sich in direkter Nähe des um die Jahrhundertwende weltberühm- ten Hotels «Panhans». KAPELLE AUF DEM SEMMERING, 1894 RIS 1895 Dem Faltprospekt «Pfarrkirche zur Hl. Familie» kann zur Geschichte der Kirche folgendes entnom- men werden: - «1894 spendete Fürst Johannes von und zu Liechtenstein an der Hochstrasse ein Grundstück zum Bau einer kleinen Kirche. Im gleichen Jahr wurde der Semmeringer Kir- chenbauverein gegründet. Der Entwurf stammt vom Architekten Gustav Ritter von Neumann. Der Bau wurde durch eine Sammelaktion der Kurgäste, Hotelbesitzer und Villenbesitzer finan- ziert. - 1894 - 8. September: Grundsteinlegung durch seine Eminenz Kardinal Gruscha. - 1895 - 8. September: Weihe der Kirche. - 1954 auf Grund ihrer einmaligen Lage, Bauweise und harmonischen Eingliederung in die Land- schaft unter Denkmalschutz der Gemeinde ge- stellt.» «In der künstlichen Siedlung Semmering war die Kirche, im Gegensatz zu einem gewachsenen Ort, bloss eine touristische Requisite. Finanziert wurde der Bau (Entwurf: Neumann) durch Spenden. Für das neogotische Türmchen fehlte jahrelang das Geld. Peter Rosegger, der moralistische steirische Volksschriftsteller, sah darin ein Symbol für die Seelenlosigkeit des Ortes: <So viele Semmeringer- häuser haben Türme ohne Glocken, aber die Kir- che hat für die Glocken keinen Turm.> »m Bei Höss findet sich eine weitere Beschreibung der Kapelle: «Die anmutige Kapelle am Semmering, ein Werk des Architekten Gustav Ritter v. Neumann, kam gleichfalls mit Unterstützung des Fürsten zu- stande. Das Kirchlein, welches am Bergesabhang über der Station Semmering aus dem Dunkel des 
Waldes hervorlugt, ist in den schönen Formen der Gotik, wie sie sich in dieser Gegend entwickelt ha- ben, erbaut. Als Baumaterial wurde weisser Kalk- stein verwendet. Das steile Dach erhielt eine Be- deckung aus grün glasierten, in verschiedenen Farbtönen abgestuften Biberschwänzen. Das schlichte Äussere gewinnt durch die entsprechende Verwendung von Holzarchitektur in ausserordent- licher Weise. Das Innere des Gotteshauses zerfällt in ein von drei spitzbogigen Kreuzgewölben über- spanntes Schiff, an welches sich der mit drei Seiten des Achteckes abgeschlossene Chor anfügt. Der letztere wird links und rechts von Anbauten für die Sakristei und ein Oratorium flankiert. Das Presby- terium ist mit ornamentalen Wandmalereien verse- hen und enthält über der Tür der Sakristei ein Fresko, welches die Verklärung Christi zeigt. Die Fenster des Chores sind mit schönen Glasgemälden geschmückt, das mittlere, eine Stiftung des Für- sten, stellt die heilige Familie, das linke, eine Spen- de der Gemeinde Breitenstein, Johannes den Täu- fer, das rechte, gewidmet von der Baronin Klein- Wiesenberg, den hl. Franziskus dar. Auch die Spitzbogenfenster des Schiffes sind teils mit figura- len, teils mit ornamentalen Glasmalereien ausge- 131) Der Architekt. Nr. 6 (1900), S. 21f. 132) Höss, S. 242f. 133) Kos, S. 41. 357
	        

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