Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

HEGERHAUS AM SEMMERING, 1890 Dieses Gebäude wird bei Kraetzl als «Jagdhaus Greis» bezeichnet und auf Seite 291 abgebildet. Es wurde 1890 «für Jagdzwecke seiner Durchlaucht erbaut und 1895 vergrössert.» In der Zeitschrift «Der Architekt» wird das Gebäu- de ebenfalls kurz erwähnt: «Das Hegerhaus dient nicht allein zur Unterbringung des Hegers, sondern einige Räume im Dachgeschoss dienen auch zur Unterbringung von Jagdgästen anlässlich der Auerhahnbalz im Frühjahre; dieses Haus ist daher auch mit einer Centraiheizung und ausserdem noch mit Kachelöfen ausgestattet, um eine gleich- mässige angenehme Erwärmung der Räume zu er- zielen.»131 Umfassender wird das Haus von Höss dargestellt: «Es entspricht den Intentionen des Fürsten, dass nicht allein die Ausgestaltung monumentaler Bau- ten in künstlerischer Weise durchgeführt wird, son- dern auch die Nutzbauten, wie Forst- und Heger- häuser, Meierhöfe und Wohngebäude für Arbeiter den Anforderungen des Schönheitssinnes Rech- nung tragen. Schon lange Jahre früher, ehe die Mo- derne den Ruf nach entsprechender Gestaltung des Wohnhauses ertönen liess, ist der Fürst mit feinem 
künstlerischen Gefühle in dieser Hinsicht tätig ge- wesen und hat in diesen Gebäuden, die während seiner Regierung entstanden, wohl immer das Richtige getroffen. Diese Nutzbauten vermeiden in der Durchbildung der Aussenseite jeden falschen Schein, sie sind schlicht in der Dekoration, die An- wendung verschiedenfarbigen Baumaterials bietet für die fehlenden architektonischen Details, die sich nur allzuoft als unnötige Überladung erweisen, trefflichen Ersatz. Die Anpassung an die örtlichen Verhältnisse, die klare Grundrisslösung, die zweck- entsprechende räumliche Gliederung im Innern verleihen den erwähnten Bauten einen Charakter, welcher uns stets den kunstsinnigen Bauherrn und einen gewandten Architekten verrät. Als typisches Beispiel für unsere Bemerkungen wollen wir hier das von Gustav v. Neumann erbaute, reizende He- gerhaus am Semmering anführen, das in seinem Obergeschoss auch zur Unterbringung von Jagd- gästen zur Zeit der Auerhahnbalz eingerichtet ist. Das Gebäude ist am Fusse des Sonnwendsteins herrlich gelegen. Der Blick fällt von hier auf mäch- tige Berge und gleitet über dunkle Nadelwälder und grüne Matten hinab ins tiefe Tal, aus dem sich die Windungen der Semmeringstrasse zur Höhe hin- aufziehen. Der Unterbau des Hauses ist aus massi- gen Quadern zusammengefügt. Durch eine Ein- gangshalle, deren mächtige Steinbogen von einer kräftigen Säule getragen werden, betritt man das Innere des Gebäudes. Der aus braun gebeizten Stämmen gezimmerte obere Stock trägt ein schön geschwungenes, geschmackvoll gegliedertes, weit vorspringendes Schindeldach. Die Fassade wird durch die Fenster mit zierlichen, aus grün glasier- ten Ziegeln gebildeten Verdachungen belebt. Das Gebäude, das sich vortrefflich ins Landschaftsbild einfügt, und in glücklicher Weise an die Überliefe- rungen der heimischen Baukunst anknüpft, hebt sich äusserst vorteilhaft von den zahlreichen Schöpfungen ab, die in neuerer Zeit auf diesem herrlichen Fleckchen Erde entstanden sind.»132 356
	        

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