Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

PFARRKIRCHE GIESSHÜRL, 1899 RIS 1908 Höss beschreibt diese Kirche relativ ausführlich: «In dem Orte Giesshübl wurde an Stelle des im Jah- re 1750 von dem Priester Johann Ottmann aus ei- genen Mitteln und unter der Beihilfe von Wohltä- tern der Gemeinde erbauten Kirchleins ein neues Gotteshaus auf Kosten des regierenden Fürsten er- richtet. Die hohe Lage der Kirche, eine reizende landschaftliche Umgebung, wie sie wenige Kirchen des Landes besitzen, und die derselben trefflich an- gepasste Bauart machen sie zu einer der interes- santesten von denjenigen, welche der Fürst auf sei- nen Gütern entstehen liess. Eine hübsche Parkan- lage bildet die engere Umrahmung, von hier fällt der Blick auf bewaldete Höhen und das herrliche Tal der Brühl; der Husarentempel, die Ruine der Burg Mödling und besonders die Feste Liechten- stein grüssen von den Gipfeln der Berge herüber. 
Zu der letzteren bildet die schöne Kirche nicht nur landschaftlich, sondern auch stilistisch das Gegen- stück. Der Architekt Gustav Ritter v. Neumann hat für die der hl. Dreifaltigkeit geweihte Kirche die le- bendigen Formen der Übergangszeit vom romani- schen in den gotischen Stil gewählt. Der Grundriss erscheint vortrefflich gegliedert, das von zwei kräf- tigen Säulen getragene Portal, das schöne Radfen- ster über demselben und vor allem der mächtige Turm, der sich rechts vom Eingange in den Bau einfügt, verleihen dem Äusseren ein monumentales Gepräge. Eine besondere Zierde erhält der mit ei- nem steilen Zeltdache versehene Turm durch den unter dem Dachgesimse laufenden spitzbogigen Arkadengang. Die Kirche wirkt aber auch vortreff- lich durch die farbigen Reize des zu ihrem Baue verwendeten Materials. Der herrliche, im Orte selbst gewonnene, unregelmässig zubehauene Kalkstein (für die Gesimse, Fenstergewände und Pfeiler wurden regelmässig geformte Steine ver- wendet) mit dem schönen rötlichen Stich gibt den Grundton an. Mit demselben verbinden sich das warme Braun der Holzkonstruktionen, das matte Rot des Ziegeldaches und das dunkle Grün der gla- sierten Firstziegel zu ruhiger, harmonischer Wir- kung. Dazu treten noch die zarten Farben der blü- henden Rosen, die sich hie und da an dem Ge- mäuer emporranken. Das Innere der Kirche zeigt ein hohes Mittelschiff, das sein Licht durch gekuppelte spitzbogige Fen- ster empfängt, und zwei niedrigere Seitenschiffe, welche ebenfalls durch Spitzbogenfenster erhellt werden. Das Schiff enthält fünf von Kreuzgewölben überspannte Joche. Das halbrund geschlossene Presbyterium mit einer reizenden Empore an der linken Seitenwand besitzt fünf rundbogige Fenster. Die Kirche ist in zarten Farben bemalt, die Fenster erscheinen in hellen Tönen gemustert, das Mittel- fenster des Chores enthält ein schönes Glasgemäl- de (von Geyling in Wien), welches den auferstande- nen Christus darstellt. Die schlichte Inneneinrich- tung fügt sich stilvoll in die architektonische Gliede- rung ein. Der Grundstein zum Kirchenbau wurde 1899 gelegt, im Jahre 1908 wurde die Kirche einge- weiht. Der Fürst, dem der Bau der Kirche in einer 340
	        

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