Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GUSTAV RITTER VON NEUMANN FLORIN FRICK die Kanzel, die aus Marmor hergestellt wurden, be- leben den hohen, schlichten Innenraum.»104 Die «Wiener Bauindustrie Zeitung» beschreibt den Kirchenneubau und dokumentiert ihn mit Schau- bild, Grundrissen, Schnitten und Ansichten: «Auf der Landstrasser Hauptstrasse wurde im Vorjahr der Bau der Herz Jesu-Kirche vollendet. Die Anlage umfasst nicht nur die Kirche, sondern auch einen damit verbundenen Klosterbau. Das Klosterge- bäude soll den Herz Jesu-Schwestern, die sich aus- schliesslich der Krankenpflege widmen, als Wohn- und Erziehungsstätte, die Kirche zur Erfüllung ih- rer religiösen Pflichten dienen und wurden aus Rücksicht darauf in letztere geräumige Oratorien eingebaut. Der ganze imposante Bau ist im romani- schen Stile gehalten. Die Hauptfassade wurde aus Kunststein, die Seitenfassaden aus Weisskalkmör- tel, die sich der Kirche anschliessenden Fronten des Klostergebäudes als Ziegelrohbau ausgeführt. Sämtliche Dächer sind mit farbigen, teils glasier- ten, teils unglasierten Ziegeln aus den fürstl. Liech- tensteinischen Werken in Themenau eingedeckt. Die Kirche ist dreischiffig, doch mussten die Seiten- schiffe mit Rücksicht auf die oberhalb dieser ange- ordneten Oratorien, die mit dem Kloster in direkter Verbindung sind, niedriger gehalten werden. Der Hochaltar sowie die Kanzel sind aus verschieden- farbigem Marmor hergestellt. Die Fenster der Schiffe sind mit Butzenscheiben verglast, die des Presbyteriums hingegen erhielten figurale Glasma- lerei. Der rückwärtige Giebel wird durch ein Sank- tustürmchen, welches in Kupfer hergestellt ist, be- krönt. Der imposante Hauptturm beherrscht einen gros- sen Teil der Landstrasser Hauptstrasse. Mächtig erhebt er sich über dem Haupteingang. Der Turm ist nach rheinischen Mustern gebildet und in seiner Art der einzige in Wien. Er kann bis zur oberen Ga- lerie auf Treppen bestiegen werden und gewährt im Verein mit der reich bewegten Kirchen- und Klosterfassade einen malerischen Anblick. Die Kir- che wurde am 30. September v.J. durch den Weih- bischof Dr. Gottfried Marschall in feierlicher Weise eingeweiht, wobei Erzherzog Rainer in Vertretung des Kaisers erschienen war. 
Der Erbauer der Anlage ist Architekt Gustav Ritter von Neumann, von dem auch die Canisiuskirche im IX. Bezirk, sowie eine grosse Anzahl Kirchen in den österreichischen Kronländern stammt. Als Bauleiter bei diesem Kirchenbau fungierte Archi- tekt Andreas Praprotnik. An der Ausführung der Kirche haben sich nachste- hende Firmen beteiligt: Stadtbaumeister C. Miserow- sky k.k. Baurat, Kunststeinfabrik Matscheko & Schrödl, Steinmetzmeister Faccanoni, Zimmermei- ster Joh. Tröster, Spenglermeister J. Jaremkiewiez, Ziegeldeckermeister Jakob Dietrich, k. u. k. Hof- Kunstschlosser Valerian Gillar, Schlossermeister Gustav Klepetar, Schlossermeister Anton Reiss, Kunsttischler Karl Rogenhofer, Dekorationsmaler Franz Renner; Kunstverglasungen Karl Geylings Erben und Tiroler Glasmalerei, figurale Bildhauer- arbeit Prof. Franz Barwig und Bildhauer Kastner, Altargeräte Adler & Sohn, Zentralheizungsanlage Josef Nicolladoni.»105 Dem «Wiener Kirchenführer» von Missong kann zur Trägerschaft folgendes entnommen werden: «Die Kirche wurde in den Jahren 1903/06 im rhei- nisch-romanischen Stil nach Plänen des Architek- ten Gustav Neumann erbaut. Sie ist als Ziegelroh- bau mit Kunststein verkleidet aufgeführt; mit ihrem hübschen Turm beherrscht sie den sonst eintöni- gen Stadtteil... Aufmerksamkeit verdient ferner das Bild, das die Gründung der <Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu> und de- ren Niederlassung in Wien zeigt. Stifter der Kon- gregation war ein seeleneifriger Priester, Viktor Braun, ein Elsässer und grosser Herz-Jesu-Vereh- rer, der sich in Paris als Kirchendirektor von Notre Dame des Victoires der Seelsorge deutscher Arbei- ter und Dienstmädchen widmete... Ein Wiener, der österreichische Stabsarzt Baron von Mondi, lernte im deutsch-französischen Krieg die Herz-Jesu- Schwestern als vorzügliche Krankenpflegerinnen 103) Wagner-Rieger. S. 242. 104) Höss, S. 275-276. 105) Wiener Bauindustrie Zeitung. Nr. 24 (1907). 337
	        

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