Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

wurde wegen der Gefahr der Sinnentstellung ver- zichtet. Die folgenden Bemerkungen sind als Er- gänzung oder auch Hervorhebung gedacht. Die Ca- nisius-Kirche hat für Liechtensteiner Verhältnisse nahezu gigantische Ausmasse. Eine der grössten Kirchen des Landes, die von Balzers, fasst 600 Gläubige, die Canisius-Kirche war für das fünffache ausgelegt. Als Jesuitenkirche weist sie die typische Grundrissform nach dem Vorbild «il Gesu» in Rom von 1568 von Vignola und della Porta auf. Auffällig ist die fehlende «Übereinstimmung des In- neren und Äusseren» des Gebäudes; z.B. der Um- gangschor, der von innen gar nicht wahrgenom- men werden kann, jedoch die Fassade gliedert. Ein anderes Beispiel ist die unpraktikable Triforiums- zone. Der aussen sehr dominante Vierungsturm kommt innen nicht zur Geltung. Grob gerafft lässt sich zum äusseren Erscheinungs- bild festhalten: Der Baukörper entspricht kubisch den romanischen Vorbildern. Die Querschiffe en- den mit Dreiecksgiebeln, an die die halbrunden Ap- siden mit Kegeldach anschliessen. Zwischen Sei- tenapsis und Chorapsis erhebt sich ein Treppen- türmchen. Der Vierungsturm weist einen quadrati- schen Grundriss auf. Das Dach war ursprünglich mit Ziegelmusterung aus glasierten Ziegeln ge- deckt, was sehr typisch war (aus der Fürst Liech- tensteinischen Ziegelbrennerei in Unterthemenau). Die Aussenfassade ist in Werkstein gefertigt. Weniger historisch getreu ist die äussere Gestal- tung im Detail. Während Chor und Seitenansichten relativ ähnlich jenen der spätromanischen Epoche des Rheinlandes sind (z.B. Gross-Sankt Martin, Köln), ist die Strassenfassade mit den beiden Vie- rungstürmen frei mit spätromanischen, gotischen, secessionistischen und unbestimmbaren Formen versehen. Dies gilt speziell für die Basiszone. Die Gestaltung der Türme im oberen Teil entstammen einer gotischen Tradition, Verwendung von rund- bogigen und leichtspitzbogigen Fenstern, schmale Fenster mit Spitzbogen, gedrungene rundbogig. Das Masswerk entspricht eher frühen Formen (1180 bis 1230; mehrfache Verkröpfungen, Rund- bogen und Stufenrisse). 334
	        

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