Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

Möglich wurde dies nur durch die vollkommene Beherrschung des rheinischen Übergangsstyles, wodurch dieser Bau mit verhältnismässig geringen Mitteln so prächtig gestaltet ist. Die ungünstigen Niveauverhältnisse wurden zu Gunsten des ganzen Baues durch die Anlage einer Krypta (Unterkirche) überwunden. Durch diesen Unterbau ist der ganze Aufbau des rückwärtigen Kirchenteiles malerisch ungemein wirkungsvoll ge- staltet. Ebenso schön ist die Anordnung und Glie- derung der übrigen Fassaden, in architektonischer und ornamentaler Beziehung. Ungemein gehoben wird die Wirkung der Fassaden durch die Verwendung der wirklich für solche Zwecke einzig dastehenden Stein-Imitation der be- kannten Firma J. Matscheko & Schrödl in Wien, welche eigentlich diese Technik in rastloser Arbeit und Fortschreitung zu einer bedeutenden Höhe ge- bracht hat, da solche Arbeiten, nach dem Verfah- ren dieser Firma ausgeführt, den höchsten Anfor- derungen entsprechen, die man an eine Steinfassa- de stellen kann. Es wurden nicht nur die ganzen Fassaden und auch die Türme in dieser Stein-Imi- tation ausgeführt, sondern auch im Innern alle Tei- le, sowie auch alle Altäre mit Einschluss des Hoch- altars. Speziell diese Innen-Arbeiten, bei welchen die ver- schiedensten Steinsorten in der mannigfaltigsten Bearbeitung, entgegengesetzt den rohen Fassaden- arbeiten, in wirklich mustergültiger Weise, samt Ausführung aller Bildhauerarbeiten ausgeführt wurden, geben Zeugnis von der ausserordentlichen Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit dieser Firma. Dieser monumentale Kirchenbau beweist unwider- leglich, dass die Kunststeintechnik richtig verwen- det, vor allem aber auch richtig und solide nach dem Verfahren vorerwähnter Firma, welche diese Technik seit 25 Jahren in Österreich-Ungarn ei- gentlich eingeführt hat, eine grosse Zukunft vor sich sieht, da sie, abgesehen, dass das Material die architektonischen Schönheiten eines Baues bei grösster Haltbarkeit, wesentlich erhöht, auch noch die Arbeit des Architekten in vielen technischen Fragen und im Kostenpunkte sehr erleichtert und unterstützt. 
Jedenfalls ist durch die ausserordentlich glückliche künstlerische Lösung dieses schönen Kirchenbaues durch den Architekten, im Vereine mit der Wahl des richtigen Materiales für einen solchen Bau, Wien um ein herrlich schönes Bauwerk reicher ge- worden.»98 In einem zweiten Bericht wird der Innenausbau behandelt: «Vor dem Hochaltare im Presbyterium führen zunächst 3 Stufen in den viereckigen Vor- raum desselben, von dem rundbogige Öffnungen zu beiden Seiten zum Kapellenkranz und nach den Emporen führen, deren Fenster mit den vierfachen Säulen wir über uns sehen. Wie im Hauptschiffe schmückt auch hier ein Triforium die Wand, und zwei farbige Fenster senden ihr mildes Licht herab. Die anschliessende halbrunde Apside umfängt in weitem Bogen den mächtigen Raum, der unten Ni- schen zur Anbringung von Gemälden enthält, wäh- rend sich in mehr als halber Höhe 8 Säulen erhe- ben, zwischen denen sich die schlanken Fenster mit reichem Glasmalerei-Ornament in prächtigen Farbentönen befinden. Die Säulenkapitäle tragen die Rundbögen, welche sich in das Gewölbe ein- schneiden, sowie die Gurten der interessanten überhöhten Halbkuppel. In diesem gewaltigen Räume von schöner Wirkung erhebt sich der prächtige Hochaltar; derselbe ist ein sogenannter Ciborium- oder Baldachin-Altar, wie er bereits in den altchristlichen Basiliken häu- fig vorkommt und in den Kirchen des romanischen Styls typisch ist. 5 Stufen führen zum Altar hinan, dessen Mensa von 4 Säulchen getragen wird, zwi- schen denen sich 3 Felder befinden, von denen das mittlere das Lamm Gottes, die beiden seitlichen or- namentale Füllungen in Hochrelief zeigen. Auf der Mensa steht der Tabernakel mit beiderseitiger Leuchterbank in 4 Stufen, die ebenso wie der Ta- bernakel und wie die Rückwand mit Ornament in glänzendem Mosaik besetzt sind. Auf dem Taber- nakel steht das Kreuz mit Leuchtern und über dem- selben befindet sich das grosse Hochaltarbild in breitem Gold-Rahmen, Christus am Ölberg darstel- lend. Der Baldachin stützt sich mit Spitzbogen auf 2 mächtigen Säulen und auf die Pfeiler der Rück- wand, jeder der 4 Spitzbogen trägt einen steilen 330
	        

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