Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GRAF HARTMANN SOL ZE TAIL WERDEN VADUTZ ROGER SABLONIER nur besagter Ulrich, der übrigens 1350 kinderlos starb, sowie seine Neffen Hugo VII. zu Tosters und Rudolf IV. von Montfort, dessen Bruder, der dann nach 1350 das Erbe seines Onkels in Feldkirch übernahm.86 Eben diese drei Montforter hatten schon am 1. November 1337 gemeinsam mit Bür- gern gmainlich von Veltkilch mit den Herzogen von Österreich ein ewiges Bündnis abgeschlossen, d. h. sie hatten für sich und ihre Nachkommen verspro- chen, zu Diensten zu 
stehen mit aller unser maht gen aller menclich innerhalb eines mehr oder we- niger genau umschriebenen Gebietes zwischen dem Arlberg und der Aare.87 Handelte es sich bei der Versetzung als Leibding um eine blosse Absichtserklärung, oder war Ulrich von Montfort-Feldkirch als Geldgeber für die Wer- denberger aufgetreten, um die Pfänder auszulö- sen? Letzteres wäre eine einfache Erklärung für den Vorgang.88 Auffallenderweise ist von einer Ver- pfändung der Burg oder einer Versetzung als Leib- ding im Vertrag von 1342 nicht explizit die Rede. Das macht schon eher wahrscheinlich, dass im Mai 1342 Hartmann die Burg tatsächlich übernehmen konnte, und nicht erst um 1350, nach dem Tod Ul- richs II, von Montfort-Feldkirch. Übrigens nur drei Monate nach der Teilung entschieden (wohl im Zuge der gleichen Regelungen) fünf Schiedsleute über diverse weitere Streitsachen zwischen Graf Ulrich II. von Montfort-Feldkirch und Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg.89 Im Schiedsspruch wur- de bestimmt, dass Graf Hartmann in Feldkirch und Bludenz 
wie von alters her den Zoll zu bezahlen habe. Umgekehrt mussten aber auch Feldkircher Bürger ihren 
Zoll ze Egen ze Kloster an dem Arl- berg an Graf Hartmanns Zollstätte bei Klösterle an der Arlbergroute ausrichten.90 Vielleicht hatte die Verheiratung Hartmanns mit Agnes, der Tochter Rudolfs IV. von Montfort-Feld- kirch (dem Erben Ulrichs IL), Gelegenheit gegeben, Vaduz gänzlich abzulösen und tatsächlich in Besitz zu nehmen - und das könnte schliesslich auch zum direkten Anlass für die Beurkundung vom 3. Mai 1342 geworden sein. Damit ist eine ganze Kette von weiteren Vermutungen verknüpft: Es ist mög- lich, kann aber nicht belegt werden, dass diese Hei-rat 
zur Zeit der Teilung stattgefunden hat,91 und in diesem Falle wäre plausibel, obschon ebenfalls nicht belegbar, dass Hartmann mit seiner frisch an- getrauten Gattin die Burg Vaduz als neues Herr- schaftszentrum wählte. Die Heirat mit einer unmit- telbar benachbarten Feldkircher Adeligen eröffnete vielleicht Erbaussichten - allerdings ist den Wer- sen Dies entspricht der Sicht von Elisabeth Castellani Zahir (vgl. auch diess., Schloss Vaduz um 1900 - Traum und Realität. In: Un- sere Kunstdenkmäler 2/1992, S. 199-208, bes. S. 200). Poeschel datierte die ältesten Teile der Burg Vaduz ins 12. Jahrhundert, vgl. Kunstdenkmäler Liechtenstein, S. 177-221, bes. S. 187. 81) LUB 1/3, Nr. 13, S. 32-38; Büchel, Burgen, S. 85-86. 82) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1210; Thommen, Urkunden 1, Nr. 292. 83) Thommen, Urkunden 1, Nr. 296. 84) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1271; Thommen, Urkunden 1, Nr. 329. 85) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1380. 86) UB St. Gallen-Süd 2. Nr. 1389; RU, Nr. 20. Über diesen Ulrich von Montfort, zur Person wie zu seinem Besitz, seinen Interessen und Geschäften, existieren nur sehr widersprüchliche Angaben, vgl. GHS 1, Nr. 19, S. 157 und Urkunde vom 20. März 1344, wo er zugunsten von Kaiser Ludwig dem Bayern auf alle seine Grafschaf- ten verzich-tet und diese als Leibding wieder zurückerhält, sich darüberhinaus noch jährliche Geldeinkünfte sichert (LUB 1/5, Nr. 89, S. 96-98); vgl. auch Bilgeri, Vorarlberg 2, S. 52-58. 87) Thommen, Urkunden 1, Nr. 405; Geschichte der Stadt Feldkirch 1, S. 122. 88) Krüger erklärte die Ansprüche Ulrichs auf Teile des Vazer Erbes mit einer angenommenen Verschwägerung mit Donat von Vaz (Krü- ger, S. 302). Aus der Vergleichsurkunde geht hervor, dass sich der Montforter vorübergehend im Besitz der Burg Wynegg bei Malans befand, diese aber Friedrich von Toggenburg zustand. Im Zuge der «stoez, misshellung und krieg» eignete sich Ulrich von Montfort die Burg wohl gewaltsam an. Der Toggenburger und seine Frau Kuni- gunde von Vaz erhielten diese dann bereits am 11. Dez. 1338 als Lehen des Bischofs von Chur (Clavadetscher/Meyer, Burgenbuch, S. 329). 89) LUB 1/3, Nr. 79, S. 129-136. 90) LUB 1/3, Nr. 19, S. 45-47 (9. Juni 1343); Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs 2, S. 53/54. Über andere Auseinandersetzungen zwi- schen den Heiligenberger Grafen und den Feldkircher Montfortern, vgl. Geschichte der Stadt Feldkirch 1, S. 121-125. In einer solchen Streitschlichtungsurkunde vom 28. Juli 1357 siegelte Albrecht I. («der elter [. . .] ze Werdenberg genant vom Hailigenberg»), interes- santerweise als «S. ALBTI. COMIT. D. WERDBG. SANEG . . .». Oder handelt es sich hier um einen Druckfehler? Vgl. Thommen, Urkun- den 1, Nr. 593. 91) Erstmals in einer Urkunde vom 17. April 1353 wird Hartmann von seinem Schwiegervater Rudolf IV. von Montfort-Feldkirch «min lieben tochterman» genannt (LUB 1/1, Nr. 113, S. 232-234). Vgl. auch Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs 2, S. 53. 21
	        

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