Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

MÜNZFUNDE UND GELDUMLAUF IM MITTEL- ALTERLICHEN ALPENRHEINTAL / BENEDIKT ZÄCH bungen in der Kirche St. Peter in Domat/Ems ka- men 1975/76 zwei Denare Karls des Grossen aus Pavia (ebenfalls nach 793/94) zum Vorschein, während der Schatzfund von Ilanz (1904) einen solchen Denar enthielt.09 Ein Christiana-Religio- Denar auf den Namen Ludwigs des Frommen wur- de bei den Ausgrabungen in der Nekropole von Trun-Darvella GR gefunden.70 Bemerkenswert ist ein bislang unbeachteter Schatzfund aus 
Lauterach? 5, von dem sich heute noch 17 Münzen im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz befinden. Die ältere Gruppe im Fund besteht aus Denaren Lothars I. (840-855) aus Mai- land (14 Ex.) und aus Pavia (1 Ex.). Mit grossen zeitlichen Abständen schliessen sich je ein Mailän- der Denar Berengars I. (902-915, als König) und Ottos I. (962-973) an. Obschon die älteste und die jüngste Prägung mindestens 120 Jahre auseinan- derliegen, scheint es sich um ein zusammengehöri- ges Ensemble zu handeln; Funde ähnlicher zeit- licher Zusammensetzung sind aus Graubünden durchaus bekannt.71 Alle im Alpenrheintal gefundenen Münzen stam- men - soweit ihre jeweilige Prägestätte feststellbar ist - aus Oberitalien, namentlich aus Mailand und Pavia.72 Damit wird auch für das 9. und 10. Jahr- hundert die Südverbindung des Alpenrheintals deutlich; sie wirkt bis in die Nordostschweiz hin- ein, wie etwa der Schatzfund von Wiesendangen- 58) Die Zahl der frühmittelalterlichen Münzfunde ist generell be- scheiden. Für die gesamte Schweiz wurden 1979 nur gerade 154 Münzen gezählt (2. Drittel 5. bis Anfang 8. Jh.), die sich zum grossen Teil in der Westschweiz konzentrieren; Geiger (1979), S. 166 und S. 158 Karte 1. 59) Zum archäologischen Kontext Schneider-Schnekenburger. Gud- run: Churrätien im Frühmittelalter auf Grund der archäologischen Funde. München, 1980. (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühge- schichte, 26), S. 198 Nr. 23 und Tf. 44,9 (Münze) und 10 (Anhänger). 60) Geiger (1979), S. 115 Nr. 164. - Im Münzkabinett des SLM Zü- rich befinden sich ausserdem eine Halbsiliqua (ein kleines Silberno- minal) Justins II. (565-578) aus Ravenna sowie eine langobardische Imitation einer Halbsiliqua Justins II. aus der Zeit zwischen 568 und 584. Beide Münzkartons sind in der topographisch geordneten Fundmünzensammlung unter dem Kanton St. Gallon abgelegt und zusätzlich beschriftet mit «Bernh» (= Berneck?, Berschis?; evtl. auch: Bernhardzell?); Geiger (1979), S. 113 f. Nr. 158 und 159 (ohne 
Erwähnung der Aufschrift). Sollte es sich wirklich um sanktgallische Funde handeln, so stammen sie am ehesten aus dem Rheintal. 61) Sie sind bei Siegfried-Weiss/Steinhauser/Primas (wie Anm. 27), S. 27 fälschlicherweise als «Silbertremisses» bezeichnet. Der Tremis- sis oder Triens ist ein Goldnominal; trotz des niedrigen Goldgehalts von 34,5 % bzw. 21,5 % sind auch die Trienten von Wartau als Gold- münzen anzusehen. 62) Geiger, Ilanz (wie Anm. 32), S. 408 Anm. 27. 63) Bernareggi, Hrnesto: I tremessi longobardi e carolingi del ripo- stiglio di Ilanz nei Grigioni. In: Quaderni ticinesi di numismatica e antichitä classiche 6 (1977), S. 341-364, bes. S. 342 m. Taf. 1,1-3. 64) Geiger (1979), S. 130 f. Nr. 245-248. 65) Martin, Max: Ein münzdatiertes Kindergrab aus der frühmittel- alterlichen «ecclesia in Castro Exsientie» (Burg bei Eschenz, Gem. Stein am Rhein SH). In: archäologie der Schweiz 9 (1986), S. 84-92, bes. S. 84-88. Bei Geiger (1979), S. 131 Nr. 249 noch als Original- münze beschrieben. 66) Martin, Max: Grabfunde des 6. Jahrhunderts aus der Kirche St. Peter und Paul in Mels SG. In: archäologie der Schweiz 11 (1988), S. 167-181, bes. S. 176-178. 67) Eingetragen auf der Karte bei Geiger, Münzwesen (wie Anm. 30). S. 192 Abb. 9. 68) Die Prägung der Denare vom Christiana-Religio-Typ auf den Namen Ludwigs des Frommen scheint, nach neuerer Auffassung, 822 oder 823 aufgenommen worden zu sein und nicht länger als bis zu seinem Tod 840 gedauert zu haben; vgl. dazu Coupland, Simon: Money and Coinage under Louis the Pious. In: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 17/1 (1990), S. 23-54, bes. S. 35. 69) Carigiet, Augustin; Clavadetscher, Urs, in: Archäologie Grau- bünden (1992), S. 253 und 255 Abb. 3; Geiger, Ilanz (wie Anm. 32), S. 401 und 402 Abb. 13. 70) Pekäry, Thomas; Jucker, Hans, in: SM 15 (1965), S. 158; Geiger, Hans-Ulrich, in: SM 18 (1968), S. 129. - Ein weiterer (oder dersel- be?) Christiana-Religio-Denar aus Sagogn bei Hochuli, Gerhard R.: Die Münzen Graubündens. Ausstellung der Graubündner Kantonal- bank anlässlich ihrer Jahrhundertfeier 1870-1970. Chur, 1970, S. 24 Nr. 31. 71) Chur, zwischen 1840 und 1849: Münzen der Jahre 855/875 bis 962/973; Jecklin, Fritz; Hahn, Emil: Ritrovamenti di monete medioe- vali dellTtalia superiore nel Canton Grigioni (Appendice: Monete italiane del medio evo, trovate nei Cantoni Grigione e di Zurigo [im Schweizerischen Landesmuseum]). In: Rivista Italiana di Numismati- ca 34 (1922), S. 28-56, hier S. 52 Nr. 58-61; Hätz (1979), S. 199 Nr. 6; Schärli, Beatrice: Mailändisches Geld in der mittelalterlichen Schweiz. In: La zecca di Milano. Atti del Convegno internazionale di studio, Milano 9-14 maggio 1983, Hrsg. Giovanni Gorini. Mailand, 1984, S. 277-310, hier Fund-Nr. 12 und S. 308. - Ilanz, 1811: Mün- zen der Jahre 843/877 bis 902/915; Overbeck, Bernhard; Bierbrau- er, Katharina: Der Schatzfund von Ilanz 1811. In: archäologie der Schweiz 2 (1979), S. 119-125. 72) Bei den Bündner Funden von Christiana-Religio-Denaren wäre eine Untersuchung der Stücke selbst nötig, um deren Prägeort zu bestimmen, denn die Scheidung der keine Münzstättennamen nen- nenden Münzen ist nur aufgrund stilistischer Kriterien möglich; vgl. dazu Coupland (wie Anm. 68), S. 43 (betr. Mailand). 213
	        

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