Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

MÜNZFUNDE UND GELDUMLAUF IM MITTEL- ALTERLICHEN ALPENRHEINTAL / BENEDIKT ZÄCH Im 15. Jahrhundert verstärkte sich die Tendenz in Richtung einer stärkeren Durchmischung des Geld- umlaufs mit Münzen aus nahen und weiter entfern- ten Münzstätten einerseits und mit verschiedenen, abgestuften Nominalen andererseits; einzelne Münzsorten konnten zeitweise eine ausserordent- lich weite Verbreitung erreichen.55 Im Fund von Schellenberg 6 mit seiner Vielzahl von vertretenen Münzstätten und Münzsorten tritt dieser Zustand deutlich zutage. Ebenfalls erst ins 15. Jahrhundert fällt in unserem Raum, wenigstens ansatzweise, die Ausbildung von eigenen Währungssystemen mit verschiedenen, im Wert gegliederten und miteinander in bestimmtem Verhältnis stehenden Nominalen. Vor allem Plap- parte, Schillinge und Kreuzer wurden in verschie- denen Münzstätten im Laufe des 15. Jahrhunderts geprägt.56 In eine neue Zeit, die hier nur noch am Rande be- handelt wird, leiten verschiedene Entwicklungen am Ende des 15. Jahrhunderts über. Neuentdeckte Silbervorkommen im Tirol, später auch in Böhmen, und das Bedürfnis nach grossen Silbermünzen führten zur Ausprägung von Talern (zuerst im Ti- rol), Dicken (zuerst in Mailand) und Batzen (zuerst in Bern).57 Die Ausbreitung des Batzens wird mit Blick auf die Funde im Alpenrheintal kurz gestreift werden. 46) Die wichtigsten: Ulm, Ravensburg, Kempten, Lindau, Überlin- gen, Radolfzell (Abtei Reichenau) und St. Gallen; daneben dynasti- sche Prägungen u.a. von Markdorf (Freiherren von Markdorf), Isny und Riedlingen (Grafen von Veringen) und Toggenburg?/Wil? (Gra- fen von Toggenburg). 47) Cahn (1911), S. 95-108. 48) Vgl. Historischer Atlas von Baden-Württemberg, Karte XI, 1. Stuttgart, 1976. 49) «Ewige Pfennige» sind aus den Münzstätten Konstanz, Überlin- gen, Lindau, Ravensburg und St. Gallen bekannt. 50) Die sieben Einzelstücke verteilen sich auf zwei weitere Typen von Zürcher Pfennigen (davon einer in 2 Ex.) sowie zwei Diessen- hofener Pfennige und je einen Pfennig aus Basel und Bern; Geiger, Hans-Ulrich; Schnyder, Rudolf: Der Münzfund von Winterthur-Hol- derplatz. In: SNR 53 (1974), S. 88-117. 
S. 206-212. Zum Fundinhalt vgl. auch Braun von Stumm, Gustav: Über das ältere Zofinger Münzwesen. In: SNR 34, 1948/49 (1950), S. 28-58, bes. S. 56-58 und zuletzt Geiger, Hans-Ulrich: Der Münz- umlauf in Zürich um 1300. In: edele frouwen - schoene man. Die Manessische Liederhandschrift in Zürich. Ausstellungskatalog von Claudia Brinker und Dione Flühler-Kreis (Schweizerisches Landes- museum Zürich, 12. Juni bis 29. September 1991). Zürich, 1991, S. 213 mit Abb. 55 a-q (Münzen verkleinert). - Zum bisher bekann- ten Fundbestand von 2302 Pfennigen kommt ein kürzlich vom Münzkabinett Winterthur aus Privatbesitz erworbenes Ensemble von 24 weiteren Pfennigen hinzu. 52) Einer der frühesten Belege für das Auftreten neuer Münzsorten ist die Zürcher Münzordnung von 1334/35, in der Gulden und Turnosen, in der Fassung von 1334 zusätzlich noch «Venetier» und Kreuzer erwähnt werden; Schnyder, Werner (Bearb.): Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1460. Zürich/Leipzig, 1937, S. 66 f. Nr. 128. Zum ganzen Problemkreis vgl. Berghaus, Peter: Die Ausbreitung der Goldmünze und des Groschens in deutschen Landen zu Beginn des 14. Jahrhunderts. In: Numisma- ticky sborm'k 12, 1971/72 (1973). S. 211-243 sowie Koch, Bernhard: Goldgeld und Groschenmünze im österreichischen Geldverkehr des Mittelalters. In: Numismatische Zeitschrift 81 (1965), S. 3-13. - Eine entsprechende Übersicht über die schweizerischen Verhältnisse des 14. und 15. Jahrhunderts fehlt. 53) Nau, Münzumlauf (wie Anm. 7), S. 101, führt Kaufsummen von bis zu 1 968 000 gezählten Hallern an. 54) Die wichtigsten, in unserem Gebiet verwendeten Markgewichte waren die Konstanzer (235,189 g? oder 232,392 g?, umstritten), Zürcher (237,1 g), Basler bzw. oberrheinische (234,29 g) und die Kölner Mark (233,85 g). 55) Im 15. Jahrhundert etwa die Berner Haller, die bis in die Inner- schweiz und auch ins Alpenrheintal gelangten, vgl. unten S. 230 m. Anm. 150. 56) Die Plappart- bzw. Schillingprägung begann in Ulm 1404, in Konstanz, Zürich und Überlingen nach 1417, in St. Gallen 1424 und in Ravensburg nach 1426. 57) Dazu: Vom Taler zum Dollar 1486-1986 (Ausstellung Staatliche Münzsammlung München, 11. Oktober 1986 bis 11. Januar 1987), Bearb. Wolfgang Hess und Dietrich Klose. München, 1986, bes. S. 1-23. 51) Neben den aufgezählten noch eine weitere, unbekannte Münz- stätte; Engeli, Adolf: Münzfund von Winterthur. In: SNR 25 (1930), 211
	        

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