Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

Die erste gemeinschaftliche Leistung der Gesangs- und Musikkräfte von Schaan und Vaduz hätte somit die Probe glücklich bestanden.»145 Zwei Jahre spä- ter, im Juli 1879 fand der erste grosse gemein- schaftliche Anlass statt, das «I. Liechtensteinische Landes-Sängerfest».145 Als «Präses des Komitees» waltete Dr. Rudolf Schädler; er war wohl zu jener Zeit auch Präsident des gastgebenden Vaduzer Männergesangvereins. Zu diesem ersten Landes- sängerfest hatten sich 9 Sängervereine mit zusam- men 130 Sängern in Vaduz eingefunden. «Der Va- duzer Männerchor eröffnete das Fest mit einem Begrüssungsliede; der Herr Chorregent Reallehrer Ospelt147 hielt eine begeisterte Ansprache».148 Bei diesem Anlass formulierte erstmals ein Redner das grosse Anliegen Rudolf Schädlers mit der Aufforde- rung an die liechtensteinischen Gesangsvereine, «einen Bund zu schliessen... »149 Selbstverständ- lich trug auch die Vaduzer Harmoniemusik mit zur Verschönerung des Festes bei. Den Abschluss die- ses denkwürdigen Sängertages bildete «ein artiges und lange dauerndes Feuerwerk». In den Achtzigerjahren war die Sangesbegeiste- rung in Vaduz vorübergehend abgeklungen, sodass der Männergesangverein sich auflöste; doch schon 1888 wurde der Verein neu gegründet. Und bald konnte er seine wiedergewonnene Leistungsfähig- keit unter Beweis stellen, als er an Ostern 1890 an dem «Allgemeinen Sängertag» in Chur an den Wettgesängen teilnahm. Als Präsident des Vereins hielt bei dieser Gelegenheit Dr. Rudolf Schädler eine kurze Dankesrede.150 Die Vaduzer Harmoniemusik hatte schon vor dem Männergesangverein ganz ähnliche Probleme ge- habt wie dieser und musste sich ebenfalls auflösen. Bei beiden Vereinen gehörte dann Dr. Rudolf Schädler zu den Initianten einer Neugründung.151 Ein grosses Anliegen war ihm die fachgemässe Ausbildung der Sänger und Musikanten. Dies brachte er als Festredner anlässlich eines Musikfe- stes in Triesen im Jahre 1899 auch öffentlich zum Ausdruck. In seiner Ansprache wies er auf die Schwierigkeiten hin, mit welchen ländliche Musik- und Gesangvereine zu kämpfen hätten, im Ver-gleich 
zu den Städten und grösseren Ortschaften, wo die Pflege von Musik und Gesang in den Hän- den gut geschulter Fachmänner liege. Und er warf die Frage auf, ob das, was den einzelnen Gemein- den unseres Landes nicht möglich sei, nicht von landeswegen erreicht werden könnte, nämlich die Anstellung eines tüchtigen landschäftlichen Musik - und Gesangsdirigenten.152 In die selbe Richtung zielte eine schriftliche Ein- gabe Dr. Rudolf Schädlers an die fürstliche Regie- rung am 4. Februar 1900, die er in seiner Eigen- schaft als Mitglied des Landesschulrates machte. Er stellt darin den Antrag auf Schaffung einer land- schäftlichen Musik- und Gesangslehrerstelle. In der eingehenden Begründung nimmt Rudolf Schädler die Existenzberechtigung, ja die Notwendigkeit der heutigen «Liechtensteinischen Musikschule» vor- weg. Er schreibt in der Eingabe unter anderem: «Musik und Gesang sind ohne Zweifel hochwichti- ge Bildungsmittel, nicht nur für die heranwach- sende Jugend, sondern auch für das ganze Volk. Sie sind deshalb auch die steten Begleiter des höher- entwickelten Kulturlebens. Die Anlage für Musik und Gesang ruht fast in jedem Menschen, sie muss aber, wenn sie segensreich für den Einzelnen wie auch für das ganze Volksleben wirken soll, frühzei- tig geweckt und in regelrechten Bahnen gehalten werden. Es ist nicht gleichgültig, in welcher Ob- hand die Pflege und Heranbildung von Musik und Gesang liegt und ob hiebei ein bestimmter und er- probter Plan zu Grunde gelegt ist oder nicht... Wollen wir demnach Musik und Gesang zu sitten- veredelnden Volks- und Jugenderziehungsmitteln heranziehen, so müssen wir das Gleiche tun, was auch andere Länder zur Erhaltung und Ausbildung dieser idealen Güter getan haben... »153 Wenn auch der Landesschulrat sich nicht ent- schliessen konnte, eine landschäftliche Musikleh- rerstelle zu schaffen, so sprach er sich doch dafür aus, einem Musikfachmann, sofern er sich im Lan- de niederlassen würde, eine Subvention zu gewäh- ren. Im Juli 1900 gab dann der in Vaduz wohlbe- kannte Kapellmeister Josef Sobotka aus Bludenz bekannt, dass er theoretischen und praktischen Musikunterricht erteile in Gesang, Klavier, sämt- 186
	        

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