Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

DR. MED. RUDOLF SCHÄDLER 1845 BIS 1930 RUDOLF RHEINBERGER &icd)tmfieinifd)c Amtsblatt ice /ürftcntljiiiHS. 9Sa&n5, Sttitaj 
Probe-Nummer. teil 24. 3ännet 1873. Die fiedilrRfEeiiiiftfje ffißtbeniettnna erf*tint leben greitag. ©ie fofttf für bal 3nlanb Bjnijährig 2 H, halbjährig 1 fl. 10 fr. fummt ^otfberfenbuna unb 
^uflrffirng in'ä ßju«. 
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i)offt<enentuna. — aKar • aboinirt für bal 3** unb mim Sei ber gieCjftion in Sabu) beer frei Ber Qjrrrbition in 8elbfira). — Cinrüdunglgebübr für Cit 2gefp>llene 3eile 5 fr. — 33riefe unb ©elber rcerben frarteo erbeten an bie Mebaction in 2Jabui, Unter ben jc^igon politifdjtn. unb 'BettebrSnerbältniffen ift e« roabtbaftig tin 'StmutbejeugniS für Hl JPetbäügung be« lijfcntlidifii SebenfJ in einem tonftitutiiinellen Sanbc, roenn felbe« nidjt einmal ein $reüorgnu befiel. iDie SluS' nabnwit'Uung unieteG (leinen Sänbdjenä in 5Jfjug auf geügtiipi)ifd;e (Srbfje unb auf (Selebidjte entfdnilbigt jrcat SSiele«, ba natüvlicbet Seife ein fo Heine« Staateslcben in mandien Skjjebmigen weniger leifteu tann, iU ein grbperer 6taatäiuganiefmu«. entfdnilbigt jebceb uu-iinbetä 
unfer fleineä Staatäleben nitfjt ju einem 'jölltgen Mafd)inenleben herunlcrfinfen fe>U. (SS mun warme« Sie- ben entfteben, unb ba« tann nur bann gefebeben, roenn bie Ibeilnabme- unb ba« iineigennüjjige Jntereffe bet Se- i'ülferuug an öffentlidien Sngefegenfjeiten burd) baS offene SBort ber treffe wachgerufen roitb. liniere gegenwärtigen 3-erbältniffe geben uh« ben fpre- chenbften 2*ewei«, roie notbwenlig für un4 ein öffentliijeä Organ ift. 3eber fennt ja ben SBirrroarr Don "infichten. 
Kopf der Probenummer der «Liechtensteinischen Wochenzeitung» vom 24. Jänner 1873 vid Rheinberger schrieb: «... Dr. Schädler soll ruhig mit seinem Zeitungsredaktionsgeschäfte beginnen. Möge dasselbe blühen, nicht aber einen Anlass zu neuerlichen Differenzen bilden. Die Zeit ist gewit- terschwanger, ich möchte gegenwärtig nicht in Liechtenstein den Griffel eines Zeitungsredakteurs führen, ich würde befürchten, das Eisen ziehe den Blitz an und vernichte meine Arbeit. Doch man hat es beschlossen und man wird seine Gründe haben, warum man es beschloss... »97 Am 24. Januar 1873 erschien die erste Nummer der Zeitung als «Probenummer». Sie trug als vollen Titel des Kopfes: «Liechtensteinische Wochenzei- tung, Amtsblatt des Fürstenthums». Sie erschien jeden Freitag, der Abonnementspreis betrug 2 fl für das Jahr. In der Probenummer entwickelte der Re- daktor in kurzen Zügen ein Programm der Zeitung, wie er es ähnlich auch in seiner Eingabe an den Landtag getan hatte. Er bezeichnet es als ein Ar- mutszeugnis, wenn ein konstitutionelles Land nicht einmal ein Presseorgan besitze. Bezüglich der wichtigsten Bildungsmittel einer Nation dürfe un- ser, wenn auch kleines Land keine Ausnahme ma- chen. Die Presse sei einerseits ein überaus wichti- ges Bildungsmittel des Volkes, andererseits aber gebe sie durch die Wiedergabe der öffentlichen Meinung der Regierung «einen Fingerzeig der sich bildenden oder gebildeten Ansichten und Stim- mungen im Volke». «Das Mittel des Austausches der öffentlichen Meinung, die Presse, die fehlt uns und die muss geschaffen werden. Es muss warmes Leben entstehen und das kann nur geschehen, wenn die Teilnahme der Bevölkerung an den öf- fentlichen Angelegenheiten durch das offene Wort der Presse wachgerufen wird. So wird es zur Eh- rensache, sowohl der eigenen Bevölkerung, als 
auch dem Auslande klare Begriffe über unsere Ver- hältnisse beizubringen... Die Tendenz des Blattes wird sein, für die verfassungsmässige Freiheit, den Fortschritt und die allgemeine Bildung zu jeder Zeit einzutreten,»98 So waren die Vorstellungen, die der 28jährige Idealist Rudolf Schädler bei der Grün- dung der Zeitung hatte. Wie anders tönen da die «Abschiedsworte an un- sere Leser» in der letzten Nummer des fünften Jahrganges am 28. Dezember 1877. Dr. Schädler musste resignieren, da die «erwartete Mitarbeiter- schaft ausblieb und die ganze Mühe und Arbeit ausschliesslich der Redaktion aufgebürdet blie- ben».98» Es hatten vor allem auch die einen harten Kurs steuernden Befürworter des Münzgesetzes im Oberland ihre Mitarbeit verweigert. Die «Liechten- steinische Wochenzeitung» erschien damit am 28. Dezember 1877 zum letzten Mal. Sie hatte aber 5 Jahre lang eine wichtige Funktion erfüllt, was man erst nach ihrem Ausbleiben schmerzlich ver- merkte. Man entbehrte der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse, der Stellungnahme zu wichti- gen politischen Fragen und nicht zuletzt der häufi- gen belehrenden Beiträge zu landwirtschaftlichen Fragen. 8 Monate später wagte sich dann der Vaduzer Hof- kaplan Joh. Franz Fetz wieder an die Herausgabe einer Zeitung, die er «Liechtensteiner Volksblatt» 95) LLA, Landtagsakten, 16. Mai 1870. 96) LLA, Landtagsakten, 21. Dezember 1872. 97) FamARh, Brief von Hausen an David Rheinberger vom 2. Jan. 1873. 98) LLA, Landtagsakten, Eingabe vom 21. Dez. 1872. 98a) Liechtensteinische Wochenzeitung vom 28. Dez. 1877. 175
	        

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