Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

LIECHTENSTEINISCHE KERAMIKFUNDE DER EISENZEIT/ ARCHÄOLOGISCHE ASPEKTE / BILL EISENZEITLICHE ALPENRHEINTALGRUPPE, STUFEN 1-3 Die ersten drei Stufen umfassen in etwa das Kera- mikspektrum, das bis jetzt mit «Taminser Kera- mik» umschrieben wurde (Conradin 1978). Es zeig- ten sich dabei noch Anklänge an die inneralpine Laugen-Melaun-Keramik, besonders anhand von Verzierungselementen und im Gebrauch von Hen- kelkrügen. In Balzers konnten keine intakten Grä- ber gefunden werden, die in die erste Belegungs- phase des Gräberfeldes von Tamins «Unter der Kir- che» gehören. Trotzdem ist diese Stufe in wenigen Exemplaren im Fundmaterial aus dem «Areal Fo- ser» bekannt geworden (Tafel 2). Da die Gefässe aber charakteristischerweise nur in kleinen Frag- menten vorhanden sind, haben sie sich der Pro- benselektion weitgehend entzogen. Typisch sind in Tamins verartete Kragen- und Trichterrandschüs- seln mit Bandbemalung auf dem Bauch (Conradin 1978, Abb. 39). Das entsprechende Gefäss der Stu- fe 1 aus Balzers (FL 72) weist eine komplexe Bünd- nerschiefer-Magerung mit etwas Amphibolit auf und hat die für Balzers ungewöhnliche silikatisch- karbonatische Matrix. Die beiden gleichartigen Ge- fässe aus Tamins (Me 393 und Me 399) enthalten ebenfalls einen Anteil Amphibolit. Auch das an Ke- gelhalsurnen erinnernde Fragment eines grossen Topfes (FL 146) ist mit seiner Prasinit-Magerung weit von den in Balzers als «normal» zu bezeich- nenden Magerungstypen entfernt. Über das Vor- kommen der Rohmaterialien vergleiche man das Kapitel über die Ergebnisse der Mikroskopie. Die Proben zu Stufe 2 geben ein weites Spektrum, insbesondere über die reich beprobten Schüsseln, Schalen und Henkelkrüge/Henkeltassen. Auf den Abbildungen sind zuerst die relativ sicheren Grab- vergesellschaftungen gezeigt (Tafel 3), anschlies- send die der Stufe 2 zugewiesenen Töpfe. Bei den Schüsseln fallen neben verzierungslosen Exempla- ren drei äussere Verzierungsmerkmale auf. Es sind dies eine Schulterverzierung mittels von aussen eingedrückten, kleinen Dellen, die vorwiegend in Gruppen angeordnet sind. Die einzige ähnliche Verzierung ausserhalb des Rheintales ist bis jetzt in 
Grab 154 in Uttendorf (Moosleitner 1981, Abb. 9, 6) bekannt geworden. Ebenso mit einem stumpfen Werkzeug wurden an Töpfen Linien und Kannelu- ren eingedrückt. Charakteristisch ist bei beiden Gruppen eine relativ dünne Wand und eine innen- seitige Rauhung. Diese entstand durch Herauskrat- zen der für überflüssig befundenen Tonmasse mit- tels eines gezähnten Kratzgerätes. Wahrscheinlich dasselbe Gerät kam bei einer weiteren Schüssel- gruppe auf der Aussenseite zur Anwendung, zur dekorativen Aufrauhung der Bauchpartie (FL 37, FL 76 und FL 104). Gleiches gilt für einen Henkel- krug (FL 36) und einen Napf (FL 93). Auffallendes Resultat der Keramikanalyse ist, dass die Mehrzahl der Schüsseln mit Bündnerschiefer-Magerung ver- sehen ist. Alle 10 Proben aus Balzers, bei denen eine monotone Bündnerschiefer-Magerung festge- stellt worden ist, gehören zu Schüsseln der Stufe 2; dazu gesellt sich die einzige gleichartige vom «Schneller» (FL 192). Es scheint, dass der Ton nach der gleichen Rezeptur gewonnen und verarbeitet worden ist. In dieser sehr homogen erscheinenden Gruppe befindet sich auch das Gefässstück mit ei- ner bis jetzt einzig gebliebenen Hausdarstellung (Bill 1984). Die Tonzusammensetzung stammt si- cherlich aus dem Alpenrheintal, auch wenn bis jetzt nur auf Felsbildern in der Val Camonica solche Häuser abgebildet erschienen. Es ist also vorauszu- setzen, dass der Töpfer oder die Töpferin solche Häuser gekannt hatte, wenn nicht sogar selber be- wohnte. Weitere drei Proben aus Balzers haben zu- sätzlich zum Bündnerschiefer auch signifikante Anteile an Amphibolit in der Magerung. Vom Form- und Verzierungsprinzip her ist FL 6a (Bünd- nerschiefer) mit der Schüssel aus Grab 10 in Ta- mins (Conradin 1978, S. 107/108, als Becher be- zeichnet; Analyse Me 392; Bündnerschiefer/Ton- schiefer) so nahe verwandt, dann man annehmen möchte, die gleiche Hand hätte sie geschaffen. Bei der Betrachtung der Tongrundmasse (Matrix) ist W. Nungässer aufgefallen, dass sich lediglich 14 Proben durch eine silikatisch-karbonatische Matrix von den übrigen Proben unterscheiden (vgl. Kapitel Mikroskopische Analyse). Archäologisch gehören alle dazugehörigen Töpfe in Stufe 2 (ausser FL 72 89
	        

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