Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

mannes das Brot brachte.13 Angesichts des Schreckens der Pestseuchen fand die Verehrung des Retters und Helfers in diesen Nöten seit dem 15. Jahrhundert weite Verbreitung. Dementspre- chend zahlreich sind die Darstellungen des hl. Ro- chus in der bildenden Kunst bis in die Zeit des Spätbarocks. Vollkommen ausgerichtet auf das Zentrum zeigt der Altar in der Mittelnische, durch einen Sockel14 deutlich über die Seitenfiguren akzentuiert, die 165 cm grosse, bekrönte Madonna, in der Linken das nackte Jesuskind, in der Rechten das Zepter haltend, auf der Mondsichel stehend: eine grossar- tige Himmelskönigin, nicht lieblich schön wie die um weniges ältere Madonna von Erasmus Kern aus Triesen, aber erhaben und imponierend. Der Je- susknabe ist nicht mit dem Reichsapfel ausgestattet oder im Segensgestus verharrend. Sein Blick rich- tet sich nicht auf den Betrachter, er ist auf seine Mutter ausgerichtet, seine Linke greift in das mei- sterhaft gefaltete Gewand der Madonna. Umso ein- dringlicher wendet Maria ihren Blick auf den Be- trachter, den Gläubigen, sie ist Mittlerin: «Maria duce obviam Christo». Die spärlich erhaltenen Fotos des Altars zeigen zu Füssen der Madonna zwei betende Putten sitzen - Schnitzwerke von erlesenem Reiz. Sie unterschei- den sich jedoch stilistisch von allen übrigen der- massen, dass sie als spätere Zutaten zum Altar- werk betrachtet werden müssen; sie stammen mit Sicherheit von anderer Hand (Abb. 18 und 19).1S Abb. 18 und 19: Zwei Putten, ehemals über dorn Predellagesims befestigt. Nachträgliche Zusätze des 18. Jh. 
DER BILDHAUER IGNAZ JOSEPH BIN (1659-1697) Johann Joseph Bin, der Vater des Bildhauers Ignaz Joseph Bin, dessen Geburtsdatum nicht bekannt ist, stammt vermutlich aus Wiener-Neustadt."' Er war selbst Bildhauer und hat dieses Künstler- handwerk, wie der 1645 durch die Bruderschaft der Bildhauer- und Malerzunft von Graz ausge- stellte Lehrbrief besagt, u.a. bei Sebastian Erlacher in den Jahren 1639-1645 erlernt17 (Abb. 20). Jo- hann Joseph Bin zog nach Feldkirch in Vorarlberg (Abb. 21), wo er die Bürgertochter Anna Maria Schenk heiratete. Laut Urkunde vom 1. Juli 1691 war Johann Joseph Bin Bürger von Feldkirch ge- worden.18 Er soll fünfmal geheiratet haben und war Vater von fünf Söhnen und drei Töchtern. Einer seiner Söhne, Ignaz Joseph, ist - wie sein Vater - Bildhauer geworden. Vater und Sohn hatten eine eigene Werkstätte im «Entagässele» in Feldkirch. 
1') Zu den Schülern zählte in den Jahren 1687-1691 u.a. Johannes Miller von Feldkirch.-" Johann Jo- seph Bin dürfte um 1700 gestorben sein. In den Bürgerlisten von 1702 und 1703 scheint er nicht mehr auf. Ignaz Joseph Bin, der Schöpfer des Nendler Altar- werkes, wurde am 10. August 1659 in Feldkirch geboren. 272
	        

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