Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

BAUGESCHICHTLICHES ZUR HOFSTÄTTE HINTER- GASSE 35-37 IN VADUZ / PETER ALBERTIN DIE SÜDÖSTLICHE GIEBELFASSADE Die entputzte Wand ist reich an Detailbefunden und bildet den eigentlichen Schlüssel zur vorgelegten Baugeschichte (verdeckte Strukturen sind nur punktuell freigelegt). Fünf Mauerteile C-G zeigen die kubische Entwicklung des Wohnhauses (Abb. 9). C) zweigeschossiger Massivmauerteil zum Kernbau von 1494; in Rüfesteinen kaum lagig gemörtelt; stösst links gegen einen einstigen, hölzernen Stän- der. D) zweigeschossige Bohlenständer-Wand zum Stu- benteil des Kernbaues von 1494; auf Sockelmauer aufgelegt, wobei Befunde zu allfälligen Schwellbal- ken und Fussbändern nicht freigelegt sind; zwei Wandständer fehlen, werden aber durch ihre Ne- gative im Mörtel der nachbarlichen Wandscheiben C und F erkennbar; der Rähmbalken ist erhalten geblieben und vollständig eingemauert, er enthält die Zapfenlöcher der Ständer sowie Blattsassen zu etwa 60° steilen und eng anliegenden Kopfbändern - sehr typisch für die Zeit um 1490!; zum Bund- ständer rechts ist gar ein in Firstachse gegen die Hausmitte weisendes Kopfband erhalten. Der Rähmbalken weist auf seiner Unterseite eine Nut auf, so dass ungeklärt bleibt, ob die Wandfläche mit horizontal oder vertikal eingebrachten Bohlen aus- gefacht war - die erste Version ist hierzulande für das 15. Jh. nachgewiesen,10 die zweite uns noch 
unbekannt. Zu späteren Baumassnahmen wurden Ständer und Bohlenausfachung durch Massivmau- erwerk ersetzt; zeitlich ist diese Zäsur kaum fixiert, einzig die vorerst noch kleinen Fensterchen weisen in das 16. oder 17. Jh. E) Giebeldreieck zum Kernbau von 1494 mit in ste- hender Konstruktion abgezimmertem Dachstuhl- binder, liegt etwa 10 cm hinter der Flucht einer späteren Giebelausmauerung; erhalten geblieben sind: der die beiden Mauerteile C und D überla- gernde Rähmbalken / Spannbaum; ein Firstständer mit Blattzapfen und einer angeblatteten, zum First weisenden Strebe sowie einem Längsrähm in First- achse; ein den Firststud überblattender Kehlbalken auf zwei kurzen Ständerchen, versehen mit Blatt- sassen zu Streben; die südwestliche Fusspfette; zu- dem im Mauermörtel Negative von First- und Mit- telpfetten - so dass sich der ursprüngliche Dach- stuhl zweifellos rekonstruieren lässt mit einem um 19°-20° geneigten Rafenwerk und Legschindelein- deckung. Die Konstruktionshölzer sind hausseits vom Küchenrauch stark geschwärzt und teilweise gar verpecht, aussen stark sonnengebräunt; Spu- ren einer Verschalung fehlen, so dass angenom- men werden darf, der Giebel sei bis zu seiner Zu- mauerung offen gestanden. 10) Albertin, Peter: Vaduz Mitteldorf 22-24, Kasperigasse 2; Bauge- schichtliche Untersuchung 1988, unser Untersuchungsbericht vom Februar 1989 beim Gemeindebaubüro Vaduz und bei der Denkmal- schutz-Kommission der Fürstlichen Regierung. Der Kernbau als Bohlenständerbau von um 1410. Abb. 8: Südostfassade entputzt 15
	        

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