Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

Liechtensteiner Volksblatt, 18. Juni 1880 
•xzxxxxxxxx: kj deinen geehrten Patienten, ki^reunben unb kannten bie ergebene Sftittfyettung, bafj idj in mein neuerbauteö §auö ein- gebogen unb bafelbft toie bisher ^ jeben Vormittag ärstltcfyetonful-' Stationen 6ereith>tUtgft ert^eite. ^ 5lc^tungäDoaft H SSabug, ben 14. $uni 1880. Dr. ®d>lt<jel. nen Architekten in Chur. Mitte des Jahres 1880 war das Haus dann fertig gebaut und wurde von der Familie Schlegel bezogen. Am 18. Juni 1880 konn- te er dann in der Zeitung6* anzeigen: «Meinen ge- ehrten Patienten, Freunden und Bekannten die er- gebene Mittheilung, dass ich in mein neuerbautes Haus eingezogen und daselbst wie bisher jeden Vormittag ärztliche Konsultationen bereitwilligst ertheile. Dr. Schlegel.» Doch Schlegel hatte keine richtige Freude an dem neuen Haus. Schon wäh- rend der Bauzeit im Frühjahr 1879 hatte er das Pech, dass beim Besteigen des Gerüstes ein Gerüst- brett unter seinem Gewicht brach und er einige Meter in die Tiefe stürzte, glücklicherweise ohne sich zu verletzen.69 In dem schönen Garten um das Haus hatte Schlegel eine Anzahl edler Zwergobstbäume pflanzen las- sen. Eines Tages beobachtete er, dass an einigen der Bäumchen die Blätter welkten, und als er an ei- nem solchen Bäumchen zog, liess es sich mühelos aus der Erde heben. Doch was er jetzt sah, konnte er sich nicht erklären, denn das Bäumchen hatte keine Wurzeln mehr und lief nach unten spitz zu. Bald war ein Verdacht geschöpft, und wutent- brannt liess er die folgende Anzeige in der Zeitung veröffentlichen:70 «Wer mir den Schurken, welcher in meinem Garten Zwergobstbäume ausriss, an der Wurzel zuspitzte und wieder in die Erde steckte, derart bezeichnet, dass derselbe gerichtlich gefasst werden kann, erhält eine Belohnung von dreissig Gulden. Vaduz den 18. März 1883. Dr. Schlegel». Doch in einem ironischen Artikel, der einige Tage später unter dem Titel «Der entdeckte Schurke» in 
der Zeitung71 erschien, folgte die Aufklärung des wirklichen Sachverhaltes: Es waren Schermäuse gewesen, welche die zarten Wurzeln abgefressen hatten, und Dr. Schlegel hatte zu dem Schaden noch den ausgiebigen Spott. Schon im Herbst 1880 heisst es in einem Brief: «Dr. Schlegel würde sein Haus wieder verkaufen, wenn ihm ein Narr 20 000 fl dafür gäbe . . ,»72 und an anderer Stelle: «... Schlegel, der unnötigerweise für sein Haus und Garten närrisch viel Geld ausge- geben hat und jetzt einsieht, dass er's mit der Hälf- te hätte entsprechend richten können. Das Haus steht zur Hälfte leer . . . »73 Der Hausbau mit allen Begleitumständen scheint Schlegel tief verärgert zu haben. «Dr. Schlegel überhaupt ist seit seinem LIausbau ein fast unausstehlicher Mensch gewor- den. Die Gesellschaft besucht er nicht mehr viel, ausser wenn er hofft, durch eine glückliche Spiel- partie wieder soviel zu gewinnen, als er ver- trinkt.»74 Schlegel war immer regelmässiger Stammtischbesucher gewesen. Der Stammtisch hatte, wie schon zu Zeiten von Dr. Ludwig Grass und Dr. Karl Schädler, in der Män- nergesellschaft von damals seinen festen Platz. Mindestens einmal in der Woche traf man sich in einem der Gasthäuser zu einem Schoppen Wein. Dabei bildeten sich mehr oder weniger feste Grup- pierungen. So trafen sich in Vaduz im «Engel» Dr. Schlegel, Regierungssekretär David und Haupt- mann Peter Rheinberger, Oberlehrer Hinger und Forstinspektor Schauer.75 Um die Brüder Dr. Rudolf und Dr. Albert Schädler gruppierte sich der zweite Honoratiorenstammtisch in der «Linde». Unabhän- 180
	        

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