Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

Mitteilung des Regierungs- amtes in Vaduz an Dr. Wil- helm Schlegel, dass ihm nach erlangter Doktorwür- de laut höchster Entschlies- sung des gnädigsten Lan- desherrn die Legitimation zur Ausübung der ärztli- chen Praxis im Fürstentum Liechtenstein erteilt werde, unterfertigt von Landesver- weser Michael Menzinger 
RÜCKKEHR NACH HAUSE, AUFBAU EINER PRAXIS Nach Hause zurückgekehrt, suchte der junge Dok- tor bei der Regierung um die Konzession zur Aus- übung des ärztlichen Berufes in Liechtenstein an. Am 6. Sept. 1853 erteilte ihm Fürst Alois II. die Le- gitimation hierzu.20 Schlegel eröffnete dann eine Praxis in Schaan.27 Doch der Anfang war schwie- rig, und sein Einkommen reichte nicht aus, obwohl er sich das Vertrauen der Bevölkerung erwerben konnte. Er entschloss sich daher zu einer interimi- stischen Lösung, die ihm einerseits die Möglichkeit bot, praktische berufliche Erfahrungen zu sam- meln, die andererseits aber sein finanzielles Aus- kommen sicherstellte - er wollte eine Stelle als Mi- litärarzt annehmen. Schon Ende des Jahres 1853 suchte er bei der fürstlichen Hofkanzlei in Wien darum an, der Fürst möge sich für seine Absicht verwenden, in der türkischen oder russischen Ar- mee als Militärarzt dienen zu können.28 Dieser Vor- stoss scheint aber keinen Erfolg gehabt zu haben, denn schon im März 1854 machte er einen neuen Versuch, diesmal über Landesverweser Michael Menzinger. Schlegel bat Menzinger, ihm eine fürst- liche Empfehlung zur Aufnahme als Militärarzt in russische Dienste zu erwirken.29 Inzwischen hatten sich aber Frankreich und England zur gegenseiti- gen Unterstützung gegen Russland geeinigt, und auch Österreich schloss mit der Türkei ein Bündnis gegen Russland - es kam zum Krimkrieg.30 In die- ser weltpolitischen Situation schien es dann aber für Schlegel nicht mehr geraten, in russische oder auch in türkische Dienste zu treten. Daher machte er einen letzten Versuch über das Regierungsamt in Vaduz und über die Hofkanzlei in Wien, diesmal in die österreichische Armee als Militärarzt aufge- nommen zu werden. Dies scheiterte aber daran, dass er nicht an einer österreichischen Universität promoviert hatte. Er hätte noch einen Zusatzkurs in Österreich absolvieren müssen, was allein schon seine finanzielle Lage nicht gestattete. Schlegel war eigens nach Wien gereist, wo er dies alles erfuhr, und er musste unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurückreisen.31 174
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.