LIECHTENSTEINISCHE KERAMIKFUNDE DER EISENZEIT ANALYSE / NUNGÄSSER / MAGGETTI / GALETTI «Gneis» als Einteilungs-Kriterium mikroskopisch gleichartiger Phänomene. Die Frage nach dem Herstellungsort der gneisge- magerten Keramik kann also, durch mikroskopi- sche Analyse allein, für monotone Gneis-Magerung nicht beantwortet werden; für komplex gemagerte Scherben sind durch Vergleich mit zukünftigen Funden bessere Chancen der Lokalisierung zu er- warten. Der Serpentinit, ein Mitglied der Ophiolit-Familie, enthält (als ehemals ultrabasisches Gestein) weder freies Si02 als Quarz noch Feldspat. Monotone Serpentinit-Magerung enthalten 26 (13,6 %) der Scherben. In 24 (12,5 %) komplex gemagerten Pro- ben überwiegt er die Magerungs-Partner und vier- mal kommt er mit untergeordnetem Anteil vor. Die Fragmente sind optisch eindeutig bestimmbar. Im Magerungs-Spektrum sind vor allem Gneis, Amphi- bolit und Tonschiefer, dreimal «Sandstein» und zweimal etwas Karbonat die Begleiter; doch domi- niert Serpentinit, meist infolge seiner Grobkörnig- keit (Abb. 5). Er begleitet die Gneis-Fragmente in den «Schnel- len-Scherben FL 170, 177, tritt in der Prasinit-Ma- gerung von FL 94 auf und findet sich in dem unge- wöhnlichen «Schneller»-Scherben FL 193. Die Verbreitung von Serpentinit in der Alpenrhein- Region in Form von Flussgeröllen, die für die Zwecke der Töpfer und Töpferinnen handlich ge- nug waren, lässt sich abschätzen: das Ausgangsge- stein bilden die Ophiolit-Komplexe im Räume Klo- sters-Arosa und Tiefencastel-Splügen. Der Geröll- transport wird im wesentlichen von den nach N orientierten Gewässern Rabiusa, Hinterrhein mit Albula, Plessur und Landquart in den Rheinlauf be- sorgt. Ophiolit-Gerölle sind also im Rheintal ab der Rabiusa-Mündung (zwischen Ilanz und Tamins) zu erwarten. Auf ihrem Weg zum Rhein durchqueren alle genannten Gewässer das Gebiet der namenge- benden Bündnerschiefer. Das transportierte Mate- rial reichert sich dabei mit karbonathaltigen Kom- ponenten an. Im komplexen Spektrum unserer ser- pentinit-gemagerten Scherben aber spielt die BüS- Komponente ebenso wie Prasinit keine Rolle.
Die mikroskopische Untersuchung unserer serpen- tinit-gemagerten Scherben ergibt also folgendes: a) Die Silt-Feinsand Komponente der Scherben ist Bestandteil des ehemaligen Tones (Natürliche Ma- gerung), b) die Serpentinit-Magerung unserer (meist spät- bronzezeitlichen) Scherben wurde bewusst ausge- lesen und dem Ton zugegeben, c) als Ausgangsmaterial sind (bequem aufzusam- melnde) Ophiolith / Serpentinit-Flussgerölle anzu- nehmen, die als Schotter in den Tälern der südli- chen Nebenflüsse des Rheins, etwa von Rubiusa bis Landquart, und im Rheinbett selber deponiert wur- den. d) Mögliche Herstellungsorte unserer serpentinit- gemagerten Keramik sind demnach auf die oben- genannten Täler beschränkt, aber einstweilen nicht bestimmbar. Eigene Versuche zur Aufbereitung von Flussgeröl- len machen das von den damaligen Töpfern ver- wendete Vorgehen, speziell im Falle des Serpenti- nits, verständlich (siehe Versuche, Seite 138). Die Bünderschiefer-Magerung hat 11 Proben mit monotoner Magerung (dabei FL 192 vom «Schnel- ler»). Mit Amphibolit zusätzlich gemagert, bilden FL 72, 76, 104 und 128 die komplexe Gruppe. Kar- bonathaltige Fragmente kommen noch in FL 14, 32, 35 und 53 vor. Das Verhalten karbonatischer Komponenten beim Brennen von Keramik hat eine Reihe von Autoren beschäftigt, so PETERS & JENNI (1973), PETERS & IBERG (1978), KUEPFER & MAGGETTI (1978), HEIMANN, et al. (1980), LETSCH (1982), KLENK (1987), ECHALLIER & MERY (1989). Die Reaktionen erfolgen im Zusammenwirken der Parameter Korngrösse, Konzentration in der Ma- trix, Aufheizgeschwindigkeit, Haltezeit und Tempe- ratur, oxidierende bzw. reduzierende Ofenatmo- sphäre mit spezifischen Wirkungen von Gas-Kom- ponenten, unter möglicher Mitwirkung von weite- ren, mineralischen Komponenten der entstehen- den Scherbenmasse. Eventuelle Einwirkungen 143