Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

LIECHTENSTEINISCHE KERAMIKFUNDE DER EISENZEIT ANALYSE / NUNGÄSSER / MAGGETTI / GALETTI «Gneis» als Einteilungs-Kriterium mikroskopisch gleichartiger Phänomene. Die Frage nach dem Herstellungsort der gneisge- magerten Keramik kann also, durch mikroskopi- sche Analyse allein, für monotone Gneis-Magerung nicht beantwortet werden; für komplex gemagerte Scherben sind durch Vergleich mit zukünftigen Funden bessere Chancen der Lokalisierung zu er- warten. Der Serpentinit, ein Mitglied der Ophiolit-Familie, enthält (als ehemals ultrabasisches Gestein) weder freies Si02 als Quarz noch Feldspat. Monotone Serpentinit-Magerung enthalten 26 (13,6 %) der Scherben. In 24 (12,5 %) komplex gemagerten Pro- ben überwiegt er die Magerungs-Partner und vier- mal kommt er mit untergeordnetem Anteil vor. Die Fragmente sind optisch eindeutig bestimmbar. Im Magerungs-Spektrum sind vor allem Gneis, Amphi- bolit und Tonschiefer, dreimal «Sandstein» und zweimal etwas Karbonat die Begleiter; doch domi- niert Serpentinit, meist infolge seiner Grobkörnig- keit (Abb. 5). Er begleitet die Gneis-Fragmente in den «Schnel- len-Scherben FL 170, 177, tritt in der Prasinit-Ma- gerung von FL 94 auf und findet sich in dem unge- wöhnlichen «Schneller»-Scherben FL 193. Die Verbreitung von Serpentinit in der Alpenrhein- Region in Form von Flussgeröllen, die für die Zwecke der Töpfer und Töpferinnen handlich ge- nug waren, lässt sich abschätzen: das Ausgangsge- stein bilden die Ophiolit-Komplexe im Räume Klo- sters-Arosa und Tiefencastel-Splügen. Der Geröll- transport wird im wesentlichen von den nach N orientierten Gewässern Rabiusa, Hinterrhein mit Albula, Plessur und Landquart in den Rheinlauf be- sorgt. Ophiolit-Gerölle sind also im Rheintal ab der Rabiusa-Mündung (zwischen Ilanz und Tamins) zu erwarten. Auf ihrem Weg zum Rhein durchqueren alle genannten Gewässer das Gebiet der namenge- benden Bündnerschiefer. Das transportierte Mate- rial reichert sich dabei mit karbonathaltigen Kom- ponenten an. Im komplexen Spektrum unserer ser- pentinit-gemagerten Scherben aber spielt die BüS- Komponente ebenso wie Prasinit keine Rolle. 
Die mikroskopische Untersuchung unserer serpen- tinit-gemagerten Scherben ergibt also folgendes: a) Die Silt-Feinsand Komponente der Scherben ist Bestandteil des ehemaligen Tones (Natürliche Ma- gerung), b) die Serpentinit-Magerung unserer (meist spät- bronzezeitlichen) Scherben wurde bewusst ausge- lesen und dem Ton zugegeben, c) als Ausgangsmaterial sind (bequem aufzusam- melnde) Ophiolith / Serpentinit-Flussgerölle anzu- nehmen, die als Schotter in den Tälern der südli- chen Nebenflüsse des Rheins, etwa von Rubiusa bis Landquart, und im Rheinbett selber deponiert wur- den. d) Mögliche Herstellungsorte unserer serpentinit- gemagerten Keramik sind demnach auf die oben- genannten Täler beschränkt, aber einstweilen nicht bestimmbar. Eigene Versuche zur Aufbereitung von Flussgeröl- len machen das von den damaligen Töpfern ver- wendete Vorgehen, speziell im Falle des Serpenti- nits, verständlich (siehe Versuche, Seite 138). Die Bünderschiefer-Magerung hat 11 Proben mit monotoner Magerung (dabei FL 192 vom «Schnel- ler»). Mit Amphibolit zusätzlich gemagert, bilden FL 72, 76, 104 und 128 die komplexe Gruppe. Kar- bonathaltige Fragmente kommen noch in FL 14, 32, 35 und 53 vor. Das Verhalten karbonatischer Komponenten beim Brennen von Keramik hat eine Reihe von Autoren beschäftigt, so PETERS & JENNI (1973), PETERS & IBERG (1978), KUEPFER & MAGGETTI (1978), HEIMANN, et al. (1980), LETSCH (1982), KLENK (1987), ECHALLIER & MERY (1989). Die Reaktionen erfolgen im Zusammenwirken der Parameter Korngrösse, Konzentration in der Ma- trix, Aufheizgeschwindigkeit, Haltezeit und Tempe- ratur, oxidierende bzw. reduzierende Ofenatmo- sphäre mit spezifischen Wirkungen von Gas-Kom- ponenten, unter möglicher Mitwirkung von weite- ren, mineralischen Komponenten der entstehen- den Scherbenmasse. Eventuelle Einwirkungen 143
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.